NPD-Jugendkader rückt auf: Wer jetzt die NPD-Jugend führt
Der neue Vorsitzende der Jungen Nationalisten sucht so sehr die Öffentlichkeit, dass er seine Visitenkarten an Bushaltestellen liegen lässt.
S ebastian Weigler sucht die Öffentlichkeit. Ein Stapel Visitenkarten mit der Wohnadresse des Kaders der NPD-Jugendorganisation Junge Nationalisten (JN) fand sich an der Braunschweiger Straßenbahn-Haltestelle Friedrich-Wilhelm-Platz. Darauf sind die Bronzefiguren von Heinrich dem Löwen und des Burglöwen abgebildet, darunter das Logo der JN und der Appell „Braunschweig verteidigen“.
Seit dem Wochenende ist Weigler der neue Bundesvorsitzende der 1967 gegründeten Jugendorganisation. Am 9. April wählten die Mitglieder den 29-Jährigen im thüringischen Marlishausen einstimmig zum Vorsitzenden. „Mit neuem Elan“ soll der gebürtige Braunschweiger den Verband mit bundesweit 280 Mitgliedern „zu siegreichen Taten führen“, heißt es auf der JN-Website.
2018 hatte sich die NPD-Jugend von „Junge Nationaldemokraten“ in „Junge Nationalisten“ umbenannt. Das Kürzel blieb, die Hoffnung war, mit der Namensänderung mehr rechtsaffine Jugendliche anzusprechen – und aus dem Schatten der Mutterpartei zu treten.
Diesen Kurs ist Weigler schon als Vorsitzender des JN Landesverbandes Nord gefahren. 2013 half der Familienvater den „Stützpunkt Braunschweig“ zu gründen. Später baute er den Landesverband mit auf. In seiner Familienwohnung in der Braunschweiger Nordstadt sollen Schulungen abgehalten werden.
Brücken zur Neuen Rechten
Weigler gilt über die JN-Szene hinaus als führender Kader. Beim NPD-Bundesparteitag 2017 in Saarbrücken kritisierte er, dass zwar die schleppende Jugendarbeit bemängelt werde, aber die laufenden Tätigkeiten kaum erwähnt würden. Rund 300 Mitglieder hätten die JN. 100 seien weltanschaulich gefestigte Aktivisten, sagte Weigler, „und wir haben nicht einen Asozialen in unseren Reihen“. Das sei „in nationalen Kreisen“ nicht einfach und auch die NPD kriege das oft nicht hin. Der Dreiklang aus „Gemeinschaft, Aktivismus und Bildung“ sei das Rezept dafür.
Auf dem Parteitag wies er auf die strategischen Meriten der Jugendorganisation hin. Die JN habe „Brücken geschlagen“ zur „sogenannten Neuen Rechten“. Das ist keine Überraschung, denn ehemalige JN-Kader sind im Spektrum von „Ein Prozent“ und der identitären Bewegung aktiv. Mit einem moderat-modernen Habitus wollen sie Akzeptanz gewinnen – ganz wie Weigler, der bürgerlich bieder erscheinen will.
In einem Leserbrief relativierte er die Aktivitäten im NPD-Zentrum in Eschede wie etwa eine Sonnwendfeier, schrieb aber auch: „Wir sind geduldig und kompromissbereit – aber vor allem sind wir nicht zahnlos.“ Auf dem Parteitag erklärte er, dass nur aus Gemeinschaften Kampfgemeinschaften werden könnten. Die JN leistete sich in der Region unlängst auch Übergriffe. Seit der Pandemie reiht sich die JN um Weigler bei den „Freiheitskämpfern“ ein.
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