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NFL zu Besuch in FrankfurtMillionen über Millionen

In Frankfurt gastiert die National Football League für zwei Spiele. Die deutsche Football-Euphorie soll angeblich riesig sein.

Superstar Tom Brady bei seinem Gastauftritt letztes Jahr in München mit den Tampa Bay Buccaneers

A uf zwielichtigen Ticketportalen werden noch Karten für die beiden eigentlich ausverkauften NFL-Gastspiele in Frankfurt angeboten. 211 Euro musste man auf dem Zweitmarkt etwa am Dienstagmorgen für die Partie nächsten Sonntag zwischen dem Superbowl-Sieger Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins überweisen. Etwas günstiger liegen noch die Preise für die Partie zwischen den New England Patriots und den Indianapolis Colts eine Woche später.

Die NFL warnt dieser Tage ausdrücklich vor dem Erwerb der überteuerten Karten. Angesichts der Zahlen, welche die NFL im Sommer verbreitete, als die Tickets innerhalb weniger Minuten, wie es hieß, vergriffen waren, staunt man jedoch etwas, dass die deutschen Fans nicht ihre Kleinwagen verscherbeln müssen, um zumindest über den Schwarzmarkt einmal in ihrem Leben ein NFL-Spiel live zu erleben.

„Über mehr als drei Millionen Geräte haben die Fans versucht, Tickets zu kaufen“, berichtete Alexander Steinforth, der Deutschland-Chef der US-Profiliga NFL. Und auf Social Media posteten Nut­ze­r:in­nen mit ihren Warteschlangenplätzen um die Wette. Bis zu 1,5 Millionen Menschen baten angeblich virtuell um Einlass an den Frankfurter Stadiontoren.

Nachhilfe beim Hype?

Selbst wenn man bedenkt, dass Einzelne mit mehreren elektronischen Geräten ihre Chancen verbessern wollten, drängt sich der Eindruck auf, die NFL wolle bei dem „ganz neuen Hype“, von dem Steinforth gerade sprach, ein wenig nachhelfen.

So lockte der TV-Sender RTL, der sich vor dieser Saison die NFL-Übertragungsrechte für fünf Spielzeiten sicherte, am ersten Spieltag nur 880.000 Zuschauer vor die Bildschirme. Das waren lediglich 5 Prozent im Gesamtmarktanteil. Ein Konkurrenzsender konnte an diesem Tag mit einer Kochsendung ein größeres Publikum erreichen. So footballverrückt, wie die NFL-Strategen Deutschland jetzt schon gern zeichnen, ist das Land wohl noch nicht.

Aber auf ein großes Event dürfen sich Kartenbesitzer in Frankfurt schon einmal freuen. Am Sonntag sind die Chancen für ein Spektakel beim Aufeinandertreffen des amtierenden Meisters mit Star-Quarterback Patrick Mahomes und den offensiv ebenfalls gut bestückten Miami Dolphins groß.

Und wie es sich für ein NFL-Spiel gehört, soll das Spektakel nicht auf den Sport begrenzt bleiben. Anders als beim ersten NFL-Gastspiel vor einem Jahr in München wird es eine prominent besetzte Halftime-Show geben, wie man das vom Superbowl kennt. Songwriter Nico Santos und der Rapper Kontra K sind gebucht. NFL Germany spricht von einem „einzigartigen Top-Act, der die Brücke zwischen englisch- und deutschsprachiger Musik schlägt“.

Bei der NFL-Stippvisite sind mit den Kansas City Chiefs und den New England Patriots zwei Teams dabei, die sich im Rahmen des „Global Markets Program“ der NFL neben drei anderen Teams besondere Rechte am deutschen Markt gesichert haben. Die Liga vergibt die wichtigsten internationalen Märkte nach einem Bewerbungsverfahren an einige der 32 Teams, um das globale Wachstumsstreben zu steuern. In Deutschland sind neben den genannten Klubs den Carolina Panthers, den Tampa Bay Buccaneers und den Atlanta Falcons exklusive Vermarktungsrechte vorbehalten.

Mit dem ehemaligen DFB-Manager Oliver Bierhoff hat sich jüngst der Rekordmeister, die New England Patriots, verstärkt. Als sogenannter Business Advisor soll er den Klub bei der angestrebten Expansion in Deutschland, Österreich und der Schweiz beraten. Dass er den Bau einer NFL-Akademie in Frankfurt empfohlen haben soll, sind nur böse Gerüchte.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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3 Kommentare

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  • Der DFB sollte sich an der NFL ein Beispiel nehmen und etwa die nächste EM einfach als großes Spektakel und Event betrachten.

    Und es nicht Politisieren und sich gesellschaftspolitische Veränderungen von dem Turnier versprechen, wie es Philipp Lahm gerade getan hat.

  • So lockte der TV-Sender RTL, der sich vor dieser Saison die NFL-Übertragungsrechte für fünf Spielzeiten sicherte, am ersten Spieltag nur 880.000 Zuschauer vor die Bildschirme. Das waren lediglich 5 Prozent im Gesamtmarktanteil. Ein Konkurrenzsender konnte an diesem Tag mit einer Kochsendung ein größeres Publikum erreichen. So footballverrückt, wie die NFL-Strategen Deutschland jetzt schon gern zeichnen, ist das Land wohl noch nicht.

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    Wenn man bedenkt das vor 5 Jahren lediglich ca. 280 000 Fans im Durchschnitt angesprochen werden konnten ist das eine beachtliche Steigerung. Die Abonnenten des NFL Game Pass über DAZN noch nicht hinzugerechnet.

    • @SeppW:

      Der Vergleich zu Zahlen der letzten Saison auf ProSieben/Sat1 wäre interessant. Meine Vermutung ist, dass RTL einfach kalkuliert hat, die Zahlen würden automatisch weiter wachsen. Dabei haben sie aber nicht mit einberechnet, dass das Sendekonzept der Konkurrenz deshalb solchen Erfolg hatte, weil die Internet-Community so stark eingebunden wurde. Nur von denen streamten die meisten und viele haben kein Kabel-Fernsehen mehr oder Satellit. Im Internet zahlt man für RTL aber extra und dann nehmen viele halt doch den kompetenteren US-Originalkommentar per Game Pass oder DAZN. Denn obwohl große Teile der Crew wechselten, fehlt den RTL-Übertragungen der Pfiff der letzten Jahre, wie ich nach einem Testmonat festgestellt habe.