NFL soll unter Druck gesetzt werden: Football für die Pause
Eine Liga namens XFL sucht ihren Platz neben der etablierten NFL. Ein Versuch ist 2001 zwar gescheitert, aber diesmal gibt man sich seriöser.
N a, Superbowl-Kater? Wenn Sie jetzt, drei Tage nach dem Superbowl, Football schon vermissen, dann hätten wir da vielleicht etwas für Sie: eine nigelnagelneue Football-Liga. Nennt sich XFL und geht schon am kommenden Samstag los.
XFL? Genau, da war mal was. 2001 versuchte der Wrestling-Impresario Vince McMahon zusammen mit dem Fernsehsender NBC, eine Konkurrenz zur NFL aufzubauen. So, wie das gefürchtete Großmaul McMahon das Catchen zum bis zur Karikatur überzogenen Spektakel aufgetakelt hatte, wollte er auch den Profi-Football aufmotzen. Regeländerungen machten den Sport noch schneller und brutaler, McMahon integrierte Elemente aus den Wrestling-Shows, versprochen wurden Übertragungen aus der Spielerumkleide und sogar den Duschen der Cheerleader.
Die Show war gut, nur der Football erbärmlich. Die erste Auflage der XFL wurde nach anfänglich guten TV-Quoten ein Flop und erlebte keine zweite Spielzeit mehr. Ein „kolossaler Misserfolg“, so McMahon, der geschätzte 70 Millionen Dollar versenkte.
Nun, knapp zwei Jahrzehnte später, versucht sich McMahon, mittlerweile 74 Jahre alt, an einer Neuauflage. Die neue XFL, so der scheinbar geläuterte Milliardär, verstehe sich nicht als Konkurrenz zur NFL sondern als Ergänzung.
Die acht Teams, die am Samstag in die zehn Spieltage dauernde Saison starten werden, sind allesamt in Städten platziert, in denen bereits NFL-Teams beheimatet sind. Es sind die größten Fernsehmärkte der USA von New York bis Los Angeles, Washington, D.C. bis Seattle. Im football-verrückten Texas sind es gleich zwei Teams. Die Spieler sind vor allem Profis, die sich in der NFL nicht durchsetzen konnten oder dort noch keine Chance bekommen haben.
Politik ist verboten, die Zielgruppe ist konservativ
Die Strategie ist klar: Die XFL will die footballlose Zeit bis September überbrücken, wenn die neue NFL-Saison beginnt. Wenn die NFL mit knapp einem halben Jahr Spielbetrieb einen Umsatz von mehr als 16 Milliarden Dollar generiert, wird der Kunde in den restlichen sechs Monaten doch auch noch ein paar Dollar für seine Lieblingssportart übrig haben.
Deshalb zielt die XFL diesmal eher auf konservative Football-Fans. Dazu passt, dass McMahon verkündete, dass politische Proteste wie das von Colin Kaepernick populär gemachte Knien während der Hymne in der XFL ausdrücklich verboten seien. Und Spieler, die sich außerhalb des Spielfelds irgendetwas zuschulden haben kommen lassen, würden sofort entlassen.
Damit alles seriöser wirkt, wurde Oliver Luck verpflichtet. Der war einst selbst NFL-Quarterback, später lange Jahre auch in der NFL Europe als Manager von Frankfurt Galaxy und Düsseldorf Rhein Fire tätig. Vier Jahre lang war er sogar Präsident des europäischen NFL-Ablegers, der 2007 eingestellt wurde. Luck soll nun die XFL neu gestalten. Der ist nun auf Werbetour und sagt ganz offen: Die XFL ist eine Art Labor, in der Innovationen entwickelt werden sollen, die die NFL dann gerne übernehmen darf. Geduldig erklärt er die knapp zwei Dutzend Regeländerungen, die man sich ausgedacht hat: Unter gewissen Umständen sind in der XFL nun zwei Vorwärtspässe in einem Spielzug denkbar, und Mannschaften können nach einem Touchdown nicht wie in der NFL nur einen oder zwei, sondern auch drei zusätzliche Punkte erzielen.
Ob das reicht? Eher unwahrscheinlich. Zwar hat McMahon versprochen, über drei Jahre 500 Millionen Dollar zu investieren, um der Liga ausreichend Zeit zu geben, rentabel zu werden. Aber in den vergangenen Jahrzehnten gab es ein gutes halbes Dutzend Versuche, eine zweite Profi-Football-Liga aufzubauen. Alle sind sie gescheitert.
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