NEONAZIS IN SCHÖNEWEIDE: Schluss mit dem rechten Suff
Vier Jahre schon bewirtet die Kneipe Zum Henker in Schöneweide Neonazis. Jetzt soll Schluss sein: Der Vermieter hat gekündigt.
Dem Henker geht’s an den Kragen: Bereits Ende März wurde der berüchtigten Neonazi-Kneipe in Schöneweide gekündigt, wie der Vermieter der taz bestätigte. Bezirk und Antifa sprechen von einem längst „überfälligen“ Schritt.
„Extremistische Aktivitäten können wir in unserem Haus nicht gebrauchen“, begründet Bernd Ital, Vorstandschef der vermietenden ZBI, einer Immobiliengruppe aus Erlangen, die Kündigung. Schon seit Jahren fordern Initiativen und Parteien die Schließung des Lokals in der Schöneweider Brückenstraße.
Der mit Metallplatten verriegelte Henker ist seit seiner Eröffnung vor vier Jahren ein zentraler Treffort der rechten Szene Berlins. Drinnen halten NPD und „Kameradschaften“ Vorträge, werden „Odin“-Biere und „Himla“-Cocktails ausgeschenkt. Wiederholt war das Lokal Ausgangspunkt von Gewalttaten.
Neben dem Henker gibt es zwei weitere zentrale Neonazi-Treffs in Berlin. Nur wenige Meter von der Kneipe in der Brückenstraße entfernt verkauft NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke im Hexogen Outdoor-Artikel, darunter auch Schlagstöcke. Hier scheiterte vergangenen Juli eine Räumungsklage. Das Sortiment an sich sei "kein Konfliktpotenzial", so die Richter. Dass sich Rechtsextreme davon angezogen fühlten, reiche für eine Kündigung nicht aus.
Neonazis um das rechte Netzwerk "Nationaler Widerstand" treffen sich in einem Ladengeschäft in der Lichtenberger Lückstraße. Auch hier kündigte der Vermieter, das Verfahren läuft. (ko)
Noch vor einigen Monaten hatte die ZBI eine Kündigung als „mietrechtlich nicht durchsetzbar“ bezeichnet. Der rechtsextreme Hintergrund des Wirts sei bei der Anmietung nicht bekannt gewesen, hieß es. Er habe sich, sagt Ital heute, noch mal intensiv mit der Angelegenheit beschäftigt. Die „Neubewertung“ habe nun zur Kündigung geführt. Auch die Wohnung des Wirts, eines vorbestraften Neonazis, der im selben Haus wohnt, sei gekündigt worden.
Der Sinneswandel könnte auch mit jüngsten Protesten zu tun haben. Erst im Februar hatten Antifa-Gruppen vor dem Berliner Büro der Immobiliengruppe für die Kündigung des Henkers demonstriert. Auch die Walpurgisnacht will die Antifa in diesem Jahr in Schöneweide begehen. Mit einer Demonstration wird die Schließung des Henkers und anderer rechter Läden in dem Stadtteil gefordert.
Wirt hat Widerspruch eingelegt
Ob und wie schnell der Henker geht, ist ungewiss. Laut Ital hat der Wirt bereits Widerspruch gegen die Kündigung eingelegt. Der Bezirk Treptow-Köpenick begrüßt dennoch den Schritt der ZBI. „Längst überfällig“ sei die Kündigung, sagt Vizebürgermeisterin Ines Feierabend (Linke). Das Bezirksamt habe sich lange dafür eingesetzt. Auch eine Antifa-Sprecherin befindet: „Besser spät als nie.“ Der Henker sei eine Kneipe „von Neonazis für Neonazis“, die Kündigung „der einzig logische Schluss“. An den Walpurgnisnacht-Plänen halte man fest, teilte das Antifa-Bündnis mit. Der Kiez bleibe ja weiter Anlaufpunkt für die rechte Szene.
Auch Stadträtin Feierabend betont, dass der Einsatz gegen Rechtsextremismus nicht beim Henker aufhöre. So will schon am 1. Mai die NPD in Schöneweide aufmarschieren. Hiergegen rufen Bezirk, Vereine und Antifa gemeinsam zu Massenblockaden auf.
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