NDR-Doku über Femen: Nackt für die gute Sache
Zwei Filmemacherinnen haben die Feministinnen der deutschen Femen-Gruppe begleitet. Eine hat sich gleich mit ausgezogen.
Was eine journalistische Grenzüberschreitung ist und ob sie gerechtfertigt ist oder gar notwendig – darüber lässt sich in vielen Einzelfällen streiten. Die Filmemacherin Stefanie Gromes wird solche Debatten wohl hervorrufen. In einer Reportage für die Reihe „7 Tage ...“, die sie mit Katrin Hafemann aus dem Innenleben des deutschen Ablegers von Femen gedreht hat, ist sie zeitweilig mit blanker Brust zu sehen.
Mit Effekthascherei hat das wenig zu tun. Es ist das Konzept von „7 Tage ...“, dass die Filmemacherinnen möglichst weit aus ihrer eigentlichen Rolle herausfallen und in das Leben ihrer Protagonisten eintauchen. Was also machen als Teilzeit-Mitglied einer Organisation, die auf Oben-Ohne-Protest setzt?
„Wenn man ernstgenommen werden will, muss man das auch durchziehen“, sagt Co-Autorin und Kamerafrau Katrin Hafemann. Die Ausziehfrage stellt sich für Gromes konkret, als eine Fotosession von Femen bevorsteht. Die Journalistin beschleichen zwar Zweifel („Mach ich mich nackt, besitzt mich Google“), aber dann lässt sie sich doch „Don‘t cum on human rights“ auf den Oberkörper tuschen.
„7 Tage ... Femen“ gibt Aufschluss über das Tun der Feministinnen jenseits iher Aktionen. Man bekommt etwa mit, wie sie hasserfüllte Gesichtsausdrücke und markerschütternde Schreie einüben, und wie sie trainieren, sich möglichst lange gegen Security-Schergen zu wehren.
Sonntag, 29. März, NDR Fernsehen, 15.30 Uhr (tagesschau24, 19.30 Uhr)
Ein halbes Jahr Drehzeit
Normalerweise verbringen die Autoren von „7 Tage ...“ eine Woche am Stück mit ihren Protagonisten, in diesem Fall verteilten sich die Drehtage über rund ein halbes Jahr. Das erklärt sich dadurch, dass Femen keine 24/7-Organisation ist – eine angehende Ingenieurin, die zum harten Kern gehört, ist zum Beispiel gerade im Prüfungsstress. Zudem sortiert sich der Verein gerade neu, weil eine Vorstandsfrau ausgestiegen ist.
Bei einer Protestaktion konnte Gromes in ihren Femen-Phase nicht mitmischen. So ist ihr immerhin eine Grenzüberschreitung mit möglicherweise rechtlichen Konsequenzen erspart geblieben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?