Myanmars UN-Botschafter: Kyaw Moe Tun vertritt Demokratie
Der Diplomat fordert die Weltgemeinschaft auf, die Militärregierung nicht anzuerkennen. In Myanmar wurde er wegen Landesverrats entlassen.
Am vergangenen Freitag hatte der 1969 geborene Karrierediplomat für Schlagzeilen gesorgt, als er in einer dramatischen Rede vor der UN-Vollversammlung in New York die Weltgemeinschaft aufforderte, Myanmars Militärregierung nicht anzuerkennen und nicht mit ihr zu kooperieren. Die war am 1. Februar 2021 durch einen Putsch illegal ins Amt gekommen.
Nötig sei vielmehr die „stärkste mögliche Antwort der internationalen Gemeinschaft, um den Militärputsch sofort zu beenden, die Unterdrückung unschuldiger Menschen zu stoppen, die Staatsmacht an die Bevölkerung zurückzugeben und die Demokratie wiederherzustellen“.
In seiner zehnminütigen Rede appellierte Kyaw Moe Tun an die UN-Mitgliedstaaten, die Militärjunta aufzufordern, das Ergebnis der Parlamentswahl vom November 2020 zu respektieren. Auch seien „stärkere“ Maßnahmen nötig, um das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte in Myanmar gegen friedliche Demonstranten zu beenden.
UNO noch nicht informiert
Der Diplomat, der schon in Indonesien, Singapur, der Schweiz und den USA stationiert war und in Japan studiert hatte, bekannte sich zur „vom Volk gewählten zivilen Regierung“. Der Vater zweier Kinder erklärte seine Unterstützung für die Protestbewegung und beendete seine Rede mit dem Dreifingergruß der Demonstranten.
Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, zeigte sich von dem Mut des Botschafters überwältigt: „Es ist an der Zeit, dass die Welt auf diesen mutigen Appell mit Taten antwortet.“ Bisher haben die Vereinten Nationen die neue Regierung in Myanmar auch nicht anerkannt.
Allerdings hat diese bisher die UNO auch noch nicht offiziell über ihren Machtanspruch informiert, vielleicht weil Kyaw Moe Tun das bisher erfolgreich blockierte. Auch über seine Entlassung weiß man in New York offiziell nichts. „Wir haben keinerlei Informationen über einen Wechsel in der Vertretung Myanmars bei den Vereinten Nationen in New York erhalten“, erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric.
Laut Financial Times wies Myanmars Militärregierung inzwischen alle Botschaften und Vertretungen von UN-Organisationen im Land an, Kontakte mit „illegalen Stellen“zu beenden, welche die frühere Regierung repräsentieren. Abgeordnete der bisherigen Regierungspartei NLD, die einer Festnahme entgehen konnten, bereiten eine Gegenregierung zur Junta vor und hoffen auf ihre Anerkennung durch westliche Staaten. Berichten zufolge sollen viele Mitarbeiter in Myanmars Außenministerium der Militärregierung die Gefolgschaft verweigern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW