Musikproduzent Phil Spector: Mordprozess geplatzt
Jury uneinig - Prozess gescheitert. Teeniepop-Entdecker Phil Spector, des Mordes an einer Schauspielerin angeklagt, darf nach Hause. Ein neues Verfahren ist angekündigt.
LONDON dpa/adp/taz Der Mordprozess gegen den US-Musikproduzenten Phil Spector ist an der Uneinigkeit der Geschworenen gescheitert. Der zuständige Richter entließ die zwölf Mitglieder der Jury, nachdem sie mitgeteilt hatten, ihre Beratungen seien aussichtslos festgefahren -für ein Urteil wäre Einstimmigkeit nötig gewesen. Nach eigenen Angaben stand es zehn zu zwei, wobei nicht klar wurde, ob die Mehrheit Spector für schuldig oder für unschuldig hielt. Die Staatsanwaltschaft kündigte ein erneutes Verfahren an.
Seine Hits: Phil Spector gilt als Pionier des Teeniepop moderner Prägung, er erkannte als Erster das Potenzial des Teenager-Popmarktes. "Kleine Symphonien für Kiddies" nannte er seine Dreiminüter-Hits wie "Da Doo Ron Ron" und "Be My Baby", die er für Acts wie The Crystals und The Ronettes produzierte. Markenzeichen seiner Hoch-Zeit 1961-64: war die "Wall Of Sound", eine revolutionäre Produktionsweise, für die er Horden von Sessionmusikern in das kleine Gold Star Studio in Hollywood zwängte, mitunter zwei Drummer, drei Pianos und vier Gitarren. Dazu Saxo- und Vibraphone, Sortimente von Percussioninstrumenten, Streicher, Bläser, Backgroundsänger. Sein wichtigstes Vermächtnis: die unbedingte inspiratorische Kraft, die er auf den Ober-Beach-Boy Brian Wilson ausübte. Letzte Erfolge: hatte er Anfang der 70er als Produzent von Soloalben der Ex-Beatles George Harrison und John Lennon. Kurz vor dem Tod Lana Clarksons hatte er mit der britischen Gruppe Starsailor nach 22 Jahren erstmals wieder ein Album produziert. Es wurde kein Hit.
Nach einem fünfmonatigen Prozess hatten die Geschworenen zwölf Tage lang versucht, eine gemeinsame Position zu finden. Spector wurde beschuldigt, die Schauspielerin Lana Clarkson erschossen zu haben, er selbst spricht von Selbstmord. Die 40-Jährige war im Februar 2003 in der Villa des exzentrischen Produzenten in Los Angeles tot aufgefunden worden.
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft soll Spector Lana Clarkson aus Wut über eine Abfuhr getötet haben. Verteidigerin Linda Kenney-Baden hatte vor Gericht hingegen bekräftigt, Clarkson habe sich wegen ihres Misserfolgs als Schauspielerin selbst umgebracht. Sie plädierte auf Freispruch. Spector ist nach früherer Zahlung einer Millionenkaution weiterhin auf freiem Fuß. Im Falle eines Schuldspruchs wegen Mordes drohte dem Produzenten eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren bis lebenslänglich.
Während des Prozesses waren fast 80 Zeugen gehört worden. Spector, der selbst nicht vor Gericht aussagte, hatte vor Prozessbeginn wiederholt seine Unschuld beteuert. Sein Chauffeur sagte hingegen aus, er habe seinen Chef und Clarkson vor der Villa des Produzenten abgesetzt und später einen Schuss gehört. Dann sei Spector mit einer Waffe in der Hand aus dem Haus gelaufen und habe zugegeben, jemanden getötet zu haben. Weitere Zeugen hatten ähnliche Situationen beschrieben, in denen der angetrunkene Produzent sie in seiner Villa angeblich mit einer Waffe bedrohte.
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