München verliert gegen Stuttgart: Robbens Wade
Nach der 1:2-Heimniederlage gegen VfB Stuttgart sorgt sich Bayern München weniger um den Meistertitel als um die wieder mal labile Gesundheit seines Mitarbeiters Robben.
Philipp Lahm hatte das sicherlich nicht ganz so gemeint, wie es jetzt rüberkam, aber dieser Satz war doch einer, der den Samstagnachmittag aus Sicht des FC Bayern sehr gut zusammenfasste: Körperlich, sagte also Lahm, das Spiel war gerade erst zu Ende gegangen, Lahm war immer noch schweißnass, körperlich fehle der Mannschaft nichts, "man hat ja gesehen, dass wir hinterherlaufen können". Die Bayern sind nicht die ganze Zeit hinterhergelaufen an diesem Nachmittag, aber doch in den entscheidenden Momenten, und deshalb verloren sie gegen den VfB Stuttgart 1:2.
Die Frage nach dem körperlichen Zustand der Bayern war dann eine, die den Abend und den folgenden Tag in München dominierte, schließlich nehmen die Bayern als einzige der drei Bewerber um den deutschen Meistertitel auch noch am nationalen und europäischen Pokal teil. "Ich habe immer gesagt, dass Bayern von allen die schwierigste Ausgangsposition hat", stellte auch Jens Lehmann fest, der Torwart des VfB Stuttgart, den die Fans in München am Samstag wie hier üblich nachhaltig schmähten. "Sie spielen noch im DFB-Pokal und in der Champions League, das ist kräftezehrend, weil man viel reisen muss", fuhr Lehmann fort, und es ließ sich beim besten Willen keine Süffisanz in seiner Mimik erkennen. Lehmanns Einschätzung blieb deshalb als Tatsache stehen, von der ausgehend nun auch über den Zustand von Arjen Robben debattiert wird.
Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento - Müller (82. Demichelis), van Bommel, Schweinsteiger, Pranjic (46. Robben) - Klose, Olic (46. Ribéry)
VfB Stuttgart: Lehmann - Boulahrouz, Niedermeier, Delpierre, Molinaro - Träsch, Khedira (34. Kuzmanovic) - Gebhart (87. Hilbert), Hleb - Cacau, Marica (72. Pogrebnjak)
Zuschauer: 69.000 (ausverkauft), Tore: 1:0 Olic (32.), 1:1 Träsch (41.), 1:2 Marica (50.)
Robben war - wie auch Franck Ribéry - am Samstag erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden, zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1. Die beiden waren keine fünf Minuten auf dem Platz, da fiel das 2:1 für Stuttgart. Der Ball senkte sich nach einer Flanke von Cacau und einer sonderbaren Flugkurve an der Grundlinie entlang ein paar Zentimeter vor der Torlinie, wo Ciprian Marica den Ball von seinem Kopf ins Tor prallen ließ. Van Gaal beschwerte sich später, der Ball sei im Toraus gewesen, ansonsten aber unterstrich er, er müsse sich "bei meinen Spielern bedanken für die Mühen, die sie bis zum Schluss gezeigt haben". Van Gaal meinte: wegen des Kräfteverschleißes. Und der wiederum war nun an Arjen Robben besonders gut zu beobachten. Vielmehr: an seiner Wade.
Robben hatte ja zuletzt Probleme mit seiner linken Wade, aber Münchens Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt hatte sein Okay gegeben, weshalb van Gaal Robben dann auch einwechselte. Ungefähr fünf Minuten vor Ende aber fasste sich Robben an seine linke Wade, er humpelte, dann blieb er ganz stehen, da draußen, an der rechten Auslinie. Kapitän Mark van Bommel wollte ihn vom Feld schicken, aber Robben blieb - und gab dann aus dem Stand noch mal einen Pass, der beinahe zu einem Tor geführt hätte. Als es vorbei war, winkte Robben genervt ab und humpelte in die Katakomben.
Die Frage aber blieb: Was ist nun mit seiner Wade? Vor allem im Hinblick auf das Viertelfinale der Champions League am Dienstag gegen Manchester United ist diese Frage von großem Interesse. Schließlich trägt Robben eine bedeutende Rolle im Münchner Spiel, eine mittlerweile weitaus bedeutendere als Franck Ribéry. Doktor Müller-Wohlfahrt selbst wollte dazu keine Auskunft geben, das tat dafür die Presseabteilung: Es sei dieselbe Wade, aber eine andere Stelle, hieß es, eine "Ermüdungsgeschichte", aus der eine "leichte Zerrung" entstanden sei. Man werde nun "rund um die Uhr an Robben arbeiten", damit die Wade hält, von der man ohne Übertreibung behaupten kann, dass sie die wichtigste Wade Münchens ist.
Die Geschichte aber ist nach dem Spiel gegen Manchester natürlich noch lange nicht zu Ende: Denn nach dem Spiel gewann ja der FC Schalke im Spiel der anderen beiden Titelaspiranten gegen Leverkusen 2:0. Schalke ist jetzt Tabellenführer und am kommenden Samstag Gegner der Münchner. Es sind entscheidende Tage für den FC Bayern und für Robbens Wade.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!