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Moskau mildert den Ton

■ Nach Entführung von General in Grosny: Primakow bietet Maschadow Gespräch an

Moskau/Grosny (dpa) – In der Krise um die Entführung des russischen Generalmajors Gennadi Spigun in Tschetschenien mischten sich gestern versöhnliche Töne mit neuen Drohungen. Der Präsident der Kaukasusrepublik, Aslan Maschadow, begrüßte das Gesprächsangebot des russischen Ministerpräsidenten Jewgeni Primakow. Der unversöhnliche tschetschenische Feldkommandeur Salman Radujew rief jedoch laut Itar-Tass dazu auf, weitere Russen als Geiseln zu nehmen. Er gehört der Schura an, einer Art Gegenregierung, die den Kompromißkurs Maschadows bekämpft.

Rußlands Präsident Jelzin betonte die „prinzipielle Bedeutung des Friedens in Tschetschenien“. Jelzin halte aber „aktive Gegenmaßnahmen im Zusammenhang mit der Entführung des Generals und andere Untaten der Banditen“ für nötig, sagte sein Sprecher Jakuschkin. Ein Treffen zwischen Jelzin und Maschadow müsse „gründlich“ vorbereitet werden.

Verteidigungsminister Sergejew drückte die Hoffnung aus, daß Kriegshandlungen vermieden werden könnten. Dies könne vor allem dann der Fall sein, wenn es „gelingt, Maschadow im Amt zu halten“, zitierte Interfax den Minister. Solche Äußerungen, die Maschadow nach Meinung von Beobachtern als moskautreuen Politiker darstellen, könnten den Präsidenten im Kampf mit radikaleren Tschetschenen schwächen.

Maschadow selbst leitet die Suche nach dem vor einer Woche in Grosny entführten Generalmajor Gennadi Spigun. Tschetschenen bezichtigen Spigun zahlreicher Kriegsverbrechen. Sie werfen ihm vor, als Kommandant von Grosny und als Leiter russischer Gefangenenlager während des Krieges zwischen 1994 und 1996 schwere Menschenrechtsverletzungen verübt zu haben.

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