Moschee soll Strom erzeugen: Die Windkraft Allahs
Sie wäre eine Weltneuheit: eine Moschee mit Windkraftanlagen in den Minaretten. In zwei Türmen soll gut ein Drittel des Stroms erzeugt werden, den die Moschee benötigt.
BERLIN taz | Die Moscheegemeinde von Norderstedt bei Hamburg möchte mit dem 2,5 Millionen Euro teuren Projekt einen Begegnungsort mit Cafés und Geschäften für Menschen verschiedener Glaubensrichtungen schaffen.
Die von außen sichtbaren, vertikal angebrachten Rotorblätter sollen aus Glas sein, um Licht- und Schatteneffekte zu ermöglichen. Das Hauptgebäude wird mit Ornamenten verziert, ein Atrium und ein Arkadengang runden den Komplex ab.
Ein Sprecher der Moschee erklärte, der Bau könne aus finanziellen Gründen noch nicht beginnen. Zwar seien die Pläne für die futuristische Anlage fertig, auch habe man vom zuständigen Ausschuss das Okay für den Vorantrag bekommen. Was bislang fehlt, sei ein Geldgeber für das Millionenprojekt.
Moscheesprecher: "Unsere Mitglieder sind von der Vision begeistert"
Dennoch ist man in Norderstedt optimistisch: "Unsere Mitglieder sind von der Vision begeistert", so der Moscheesprecher. Man wolle auf jeden Fall eine Lösung finden. Auch dem Bürgermeister der norddeutschen Stadt gefalle das Bauvorhaben.
Die Idee mit den Windrädern in den 22 Meter hohen Minarett-Türmen stammt von dem Hamburger Architekten Selcuk Ünyilmaz. Der hatte zunächst mal die Vorteile seiner Pläne darzulegen: "Ich musste die Glaubensgemeinde überzeugen, den Minaretten eine andere Funktion zu geben." Die Frage nach der Funktion der symbolisch wichtigen Türme müsse stets neu gestellt werden.
Ünyilmaz befasst sich schon lange mit ökologischem Bauen
Vor allem geht es Ünyilmaz aber um innovative Architektur und Klimaschutz. Mit energie- und umweltbewusstem Bauen beschäftige er sich schon seit dem Studium. Einen religiösen Hintergrund habe seine Idee nicht, auch wenn alle Religionen die Bewahrung der Schöpfung predigten.
"Wir wollen keine Politik machen, sondern mit der Architektur neue Impulse setzen", so Ünyilmaz. Sollten die finanziellen Mittel für den Bau zusammenkommen, wäre die Windkraft-Moschee wohl die Erste ihrer Art weltweit. Man habe lange recherchiert, um anhand von Beispielen die Gemeinde besser überzeugen zu können. Es gebe kein vergleichbares Projekt, so der Architekt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen