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Mordfall Anna PolitkowskajaElf Jahre Haft für Ex-Polizisten

Der Ex-Polizist hatte gestanden, den Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja organisiert zu haben. Die Hintergründe sind immer noch ungeklärt.

Protestaktion gegen die Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja (Archivbild von 2006). Bild: dpa

MOSKAU afp | Im Gerichtsverfahren zur Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja ist ein ehemaliger Polizist zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Das entschied ein Moskauer Bezirksgericht am Freitag, nachdem der Angeklagte Dmitri Pawljutschenkow sich in dem Verfahren schuldig bekannt hatte, den Mordanschlag organisiert zu haben.

Der Ex-Polizist muss nach dem Urteil zudem drei Millionen Rubel (umgerechnet rund 75.000 Euro) an die Familie Politkowskajas zahlen.

Die regierungskritische Journalistin war im Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Sie war eine scharfe Kritikerin von Präsident Wladimir Putin.

In ihren Berichten prangerte sie insbesondere Menschenrechtsverletzungen während des Tschetschenien-Kriegs an. Ein aus Tschetschenien stammender Hintermann soll Pawljutschenkow rund 115.000 Euro für den Mord gezahlt haben.

Der Hintermann sitzt im Zusammenhang mit einem anderen Verbrechen derzeit eine zwölfjährige Gefängnisstrafe ab. In wessen Interesse er den Mord an Politkowskaja in Auftrag gegeben hatte, ist bis heute unklar.

Im Jahr 2009 wurde der Todesschütze Rustam Machmudow zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Zwei an der Tat beteiligte Brüder Machmudows wurden dagegen freigesprochen. Im Jahr 2010 entschied der oberste russische Gerichtshof, den Prozess gegen die drei Tschetschenen neu aufzurollen.

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11 Kommentare

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  • H
    Hendrix

    Benz, Ihre primitiven Ausfälle gegen Pussy Riot haben wir schon hundertmal gehört. Die Frage war: Was ist Aussage des Kranichflugs von Putin?

  • B
    Benz

    @Hendrix

    ''Die Botschaft des Brathähnches in der Vagina war usw.''

    Poah, was man nicht alles aus Masturbation herauslesen kann. Ich bin beeindruckt. So ein Brathähnchen in der Vagina ist eigentlich ein vollwertiges politisches Programm.

     

    Man müsste die Szene nur landesweit im TV zeigen, und schon würden die Pussen einen Erdrutschsieg an jeder beliebigen Wahl einfahren. Sollte auch Merkel diese Wahlkampftaktik anwenden?

  • H
    Hendrix

    Ach ja, Benz, wir hatten doch noch das Thema der Aktionskunst von Pussy Riot und Putin. Sie müssen nicht so verklemmt von "Rummachen mit Brathähnchen" sprechen: Die betreffende Künstlerin schob sich das Brathähnchen medienwirksam in die Vagina. Dies geschah in einem Supermarkt orchestriert von Spruch-Plakaten der Aktionskünstler. Das mag in einigen Kreisen Russlands, die noch von mangelhafter sexueller Aufklärung zu Sowjetzeiten geprägt sind, für Aufregung gesorgt haben; im aufgeklärten Westen hebt sowas keinen an. Die Message war: Kampf gegen den allgegenwärtigen Konsum und die Reduktion der Frau auf ein Konsumobjekt bis in zur Prostituierten in Russland. Man kann über die Aktion streiten, aber sie hatte eine Aussage.

     

    Nun zu Putins Kranichflug. Dabei stieg der Präsident im weißen Overall in ein Kleinflugzeug, um den Mutter-Kranich zu geben. Ein Lautsprecher am Flugzeug imitierte Kranichlaute und Ober-Kranich Putin führte seine Kranich-Kollegen nach Süden in die Winterquartiere. Peinlich? Oh ja, in Russland und der Welt regnete es Spott und Häme. Um das Fiasko komplett zu machen, ignorierten die Vögel später komplett die Flugempfehlung des Möchtegern-Oberkranichs. Nun sagen Sie mir, Benz: Was war eigentlich die Message dieser Aktion? Und wäre derartiges im Westen denkbar, z.B. das Angela Merkel als weißer Schwan verkleidet einer Schaar kleiner Entchen den Weg zum Ozean der Freiheit weist.....?

  • H
    Hendrix

    Benz, in der taz vom 11.02.2003 finden Sie den Beitrag "In tödliche Tiefe gesunken" von Barbara Oertel, der Politkowskajas Buch "Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg" rezensiert, dass es ja laut Ihnen auch nicht gegeben hat. Doch gerade weil Politkowskaja so bekannt war, stieß ihr Mord international auf derartige Empörung, denn Journalisten werden im Putin-Reich ja ständig umgebracht.

     

    Putins dümmliche Phrase, dass ihr Mord RU mehr geschadet habe als ihre Veröffentlichungen hat die Welt noch mehr empört und zugleich die Marschrichtung für seinen treuen Diener Benz vorgegeben. Der Marsch führte dann prompt in die Sackgasse. Also, Benz, Hand aufs Herz: Indem Sie behauptet haben, Politkowskaja wäre vor ihrem Tod publizistisch unbekannt gewesen, haben Sie mal wieder völligen Unfug erzählt. Räumen Sie das ein oder wollen wir weiter recherchieren?

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Soso, 2005 ein Renner. Laut Webseite des Dumontverlages, wo das Pamphlet erschien, betrug die erste Auflage 2005 5000 Exemplare. Die zweite Auflage 2007, nach Pollitrowskajas Ableben, dagegen 68'000.

     

    Und meine Frage, zur Zahl ihrer Artikel, die auf taz.de vor Ihrem Tod erschienen, konnten Sie leider nicht beantworten. Gerne dürfen Sie statt der Taz auch ein beliebiges anderes Medium auswählen und dort die Artikelzahl vorher-nachher vergleichen. Na, sehen Sie die Popularitätskurve?

     

    Dass Sie die Pussen für grosse Künstler halten hatten Sie bereits dargelegt. Aber es ging um Ihre Behauptung, dass alle Aktionen der Pussen intellektuell seien. Können Sie mir jetzt erklären, was am Rummachen mit dem Brathähnchen intellektuell war? Das sind Sie mir noch schuldig.

  • H
    Hendrix

    Benz, stellen Sie keine absurden Fragen. Das Buch "In Putins Russland" war 2005 ein Renner und in allen Buchhandlungen groß vermarktet. Machen Sie sich kundig, ein kurzer Blick in Wikipedia beantwortet Ihnen alle diese Fragen. Wenn Sie so wenig über Politkowskaja wissen, und offensichtlich wissen Sie gar nichts über sie, warum versuchen Sie diese auf so durchsichtige Weise anzuschwärzen? Der Parteiauftrag?

     

    Was Liliputin berifft: Sie haben aber merkwürdige Vorstellungen über Homosexualität. Man muss nicht homosexuell sein, um sich eine Meinung über die Attraktivität eines Mannes bei der Damenwelt bilden zu können. Und dass Putin nicht gerade ein John F. Kennedy ist, dürfte unbestritten sein. Dass er es mit seinen PR-Aktionen in die Weltpresse geschafft hat, ist richtig, aber um den Preis der Lächerlichkeit. Normalerweise wäre mir das egal, aber es zieht eben auch Russlands Image in der Welt in den Keller.

     

    Anders als ein Präsident ist Pussy Riot ein künstlerische Band und hat damit durchaus das Recht auch mal über die Stränge zu schlagen. Sogar die Pflicht.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    'Politkowskaja war Jahre vor ihrem Tod in allen Medien präsent'

    Können Sie auch nur einen Artikel von oder über Pollitrowskaja auf taz.de nennen (Archivsuche), der vor ihrem Tod erschien?

    Ich kann Ihnen im Gegenzug Dutzende angeben, die nach ihrem Tod erschienen.

     

    'Ihre Bücher wurden weltweit verlegt'

    Können Sie auch nur ein Buch von ihr nennen, das vor ihrem Tod erschien?

    Im Gegenzug kann ich ihnen 3-4 Bücher nennen, die nach ihrem Tod sogar in DE herauskamen.

     

    'sie nicht die kaukasischen Rebellen unterstützt hat'

    Obwohl Pollitrowskajas Bücher angeblich weltweit verlegt wurden, haben Sie anscheinend keines davon gelesen. Sonst wüssten Sie, dass sie sich für die Unabhängigkeit Tschetscheniens einsetzte.

     

    'Putin nicht sexy'

    Sie kennen ja meine Einstellung zu Homosexualität. Von da her würde ich es nicht begrüssen, wenn Sie, ein Mann, von Putins Sexyness schwärmen würde. Aber Sie wissen sicher dass Männer nur die Hälfte der Wählerschaft ausmachen. Ueberlassen wir das Urteil besser der Damenwelt.

     

    'Kranichflug oder die Bergung der Amphoren ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten'. Finden Sie? Die Aktionen haben aber alle in die Medien geschafft. Präsent bleiben! Im Gespräch bleiben! Darum gehts, simple Weisheit der Medienwelt.

     

    'alle Aktionen von Pussy Riot geradezu intelektuell.'

    Können Sie mir mitteilen, was an der Sache mit dem eingeführten Brathähnchen intellektuell war?

  • H
    Hendrix

    Benz, da sind Sie aber schlecht informiert. Politkowskaja war Jahre vor ihrem Tod in allen Medien präsent. Jeder der sich für Russland interessiert hat kannte sie. Ihre Bücher wurden weltweit verlegt. Auch hatte ich Ihnen bereits erklärt, dass sie nicht die kaukasischen Rebellen unterstützt, sondern die räuberischen Regierungen in Grosny und Moskau angeprangert hat. Das aber ist in einem totalitären Staat wie Russland wirklich lebensgefährlich wie man an ihrem Schicksal gesehen hat. Wie auch an dem Hunderter anderer Journalisten.

     

    Was den Schmuddel-Kalender anbelangt: Die russ. Regierung ist so ziemlich das letzte was sich mit dem Begriff "sexy" verbindet. Von Liliputin ganz zu schweigen. Dessen Aktionen wie der Kranichflug oder die Bergung der Amphoren ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Ich kenne keinen gebildeten Russen, der sich dafür nicht schämt. Gemessen daran waren alle Aktionen von Pussy Riot geradezu intelektuell.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    ''Pollitrowskaja, die weltweit geachtete Journalistin''- dieses Thema hatten wir doch schon mal. Ich hatte Ihnen dargelegt, dass Pollitrowskaja, die die Position der islamistischen Kämpfer in russ. Medien zu verbreiten versuchte, vor ihrem Tod weder in RU geschweige denn im Ausland irgendwem bekannt war. Hand aufs Herz- wann haben Sie das erste Mal von der gehört? Ich, als sie erschossen wurde. Können Sie auch nur 1 Artikel zu Pollitrowskaja z.B. aus taz.de aufzählen, der erschien bevor sie starb? Ihr Tod war eine makabre PR-Aktion gegen die russ. Regierung. Aber eben, wer sich mit den kaukasischen Banditen einlässt, muss mit solchen Sachen rechnen.

     

    Zur Kadyrowmoschee in Grosny stimme ich Ihnen zu, die Islamisierung dieser Ecke finde ich auch nicht besonders symphatisch. Aber das war eben die Zusage, die in den Friedensverhandlungen an die Rebellen zu machen war.

     

    Der von Ihnen angesprochene Kalender zeigt die Sexyness der russ. Regierung. Ein guter Marketingzug. Sex sells, das ist eine altbekannte Weisheit. Nachdem Sie die Pussen und die barbusigen Feministinnen so bejubelt hatten, erstaunt es mich dass Sie sich nun auf dieses unschuldige Kalenderchen einschiessen. Machen Sie sich keine Sorgen, mit ihrer Wahlwerbung bleibt das Regierungslager stehts in den Grenzen des guten Geschmacks. Ein Video, wo Putin mit einem tiefgefrorenen Brathähnchen hantiert und es sich in den ... (naja lassen wir diese Details!) wird es wohl kaum je geben.

  • H
    Hendrix

    Benz, die Banditen stellen praktischerweise die tschetschenische Regierung. Ihr Oberhaupt Kadyrow, in endlose Mordfälle verwickelt, ist gerade dabei die größte Moschee nach sich benennen zu lassen.

     

    Also stellen wir Ihre perverse Logik mal wieder auf die Beine: Politkowskaja, die weltweit geachtete Journalistin, hatte den Mut sich mit den Verbrechern anzulegen und hat dafür den höchsten Preis entrichtet. Dafür gebührt ihr höchste Achtung. Eine Lichtgestalt, besonders vor dem Hintergrund der Vielzahl russ. Journalisten, die kriecherisch die plumpe Regimepropaganda verbreiten.

     

    Symbolischer Höhepunkt: russ. Journalistik-Studentinnen, die sich für einen schwülstigen Putin-Kalender entkleidet fotografiert haben. Wie ließe sich die Käuflichkeit der russ. Staatsmedien besser illustrieren? Und welch Kontrast zum demokratischen Vorbild Politkowskaja. Aber kein Schatten ohne Licht: Mutige Studentinnen haben gegen diese Peinlichkeit protestiert und sogar einen Gegenkalender gemacht. Sicher ganz im Sinne Politkowskajas.

  • B
    Benz

    Pollitrowskaja hatte sich mit der tschetschenischen Unterwelt eingelassen, ging bei den Kämpfern und Banditen ein und aus, machte sich sogar zu deren Sprachrohr.

     

    Wer sich mit solchen Leuten einlässt, muss sich über Aerger nicht wundern. Wenn man denen ein Darlehen nicht zurückzahlt, oder nicht mehr spurt, ist schnell fertig lustig und es werden rabiate Methoden angewandt.

     

    Wie sagt das Sprichwort: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.