piwik no script img

Morde an Albinos in Afrika""Die UNO muss aktiv werden"

Der berühmte Musiker Salif Keita aus Mali über Menschenopfer an afrikanischen Albinos.

Verleiht den Albinos in Afrika eine Stimme: Salif Keita. Bild: reuters

Salif Keita für sein Albino-Engagement ausgezeichnet

Afrikafestival: Für sein Engagement zugunsten verfolgter Menschen mit Albinismus in Afrika ist der malische Musiker Salif Keita zum Abschluss des 21. Würzburger Afrikafestivals am Pfingstwochenende mit dem Festivalpreis ausgezeichnet worden. Die Ehrung überreichte der Albino-Aktivist Fabéré Sanon aus Burkina Faso. Eine Diskussionsveranstaltung zum Thema mit Sanon sowie dem Arzt Alfred Nabori aus Tansania war nach Angaben von Festivalleiter Stefan Oschmann die bestbesuchte in der Geschichte des Festivals. D.J.

taz: In den letzten Monaten hat in Tansania und anderen Ländern Afrikas eine Serie brutaler Morde an Albinos, also Menschen mit genbedingt unpigmentierter Haut, Schlagzeilen gemacht. Sie setzen sich für die Rechte der Albinos in Afrika ein - was sagen Sie dazu?

Salif Keita: Ich bin froh, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Seit 2001 spreche ich davon. Diese Dinge geschehen in vielen afrikanischen Ländern. Die Albinos werden Opfer, bevorzugt im Vorfeld von Wahlkämpfen. Ich bin froh, dass es jetzt endlich unwiderlegbare Beweise dafür gibt.

Wie erklären Sie sich die Gewalt gegen Albinos?

Es liegt an Unwissenheit. Die Menschen verstehen nicht, wie es sein kann, dass zwei schwarze Eltern ein weißes Kind zeugen. Niemand erklärt es ihnen. Albinos zu töten hat auch einen kulturellen Hintergrund. Seit Jahrhunderten werden Albinos rituell geopfert, es ist eine Tradition.

Inzwischen gibt es vielerorts Aufklärungskampagnen. Kommt die Botschaft nicht an?

Das ist eine Frage der Persönlichkeit. Manche Leute wollen einfach nicht verstehen. Es ist Bösartigkeit. Wie kann ein Mensch einen anderen töten und dessen Blut benutzen?

Was müsste nun geschehen?

Die internationale Gemeinschaft muss sich einschalten. Die UNO und internationale Organisationen müssen gegen die Menschenopfer aktiv werden.

Gibt es irgendwo Fortschritt?

Ja, in Burundi sind Albinomorde vor Gericht gelandet. Mörder sind angeklagt. Das ist gut, das muss weitergehen. Die bislang geheimen Fälle müssen ans Tageslicht gebracht werden.

Und in Ihrer Heimat Mali?

Auch dort hat es Übergriffe gegeben. Deswegen sind wir ja aktiv. Unsere Stiftung kümmert sich um die soziale Eingliederung marginalisierter Albinos, um ihre medizinische Versorgung. Es geht uns darum, dass die Menschenopfer aufhören.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • G
    grafinger

    Hallo taz-Redaktion,

    der Link ist für am Thema interessierte Leser sicherlich interessant:

    http://dasmagazin.ch/index.php/die-gejagten/

    Tja, der Tagesanzeiger war Euch 9 Monate voraus.

  • D
    denninger

    Liebe taz Redaktion,

    warum habt Ihr aus meinem Kommentar das Thema "gesunder Menschenverstand" und das dazu passende Zitat von Descartes herausge"kürzt"?

    Es wurde dargestellt, dass der "gesunde Menschenverstand" alleine keine Entscheidungsgrundlage bei so komplexen Aufgabenstellungen wie der Beseitigung gesellschaftlicher Missstände ist.

    Oder fühlt sich da jemand persönlich angegriffen von der Ansicht Descartes, dass wohl jeder Mensch seinen "gesunden Menschenverstand" für ausreichend zur Evaluation jedweder Aufgabenstellung hält?

  • D
    denninger

    Sorry Udo,

    Albinos sind keine "Rasse" im anthropologischen Sinne, ebenso wenig wie alle Menschen mit Sommersprossen in eine "Rasse" zusammengefasst werden können. Außer einer angeborenen Störung der Melanin-Biosynthese weisen Albinos keine Gemeinsamkeiten auf.

    Also kann die Ursache der Problematik nicht wie von Dir angenommen "Rassismus pur"(sic) sein.

    Das Ermorden oder Verstümmeln von Menschen ist auch nicht Bestandteil animistischer Kulturen, ebenso wenig wie z.B. das Klopfen auf Holz dem Christentum zugeordnet werden kann. Allenfalls können diese Phänomene dem religionsübergreifenden Fetischismus zugeordnet werden.

    Kannst Du Deine Thesen bitte nicht nur äußern sondern auch mit Argumenten untermauern?

  • UR
    Udo Radert

    "denninger" orakelte:

     

    Sorry, Udo, da hast Du einiges falsch verstanden. Es geht eben nicht um "Rassismus". Es geht um Aberglauben der auch nichts mit Religion zu tun hat.

     

    ___________

     

    *Was* schrieb ich????

     

    "Und wieder einmal werden also Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe verfolgt und umgebracht, das ganze noch ein bisschen religiös verbrämt."

     

    Zum Rassismus: Würden diese Menschen auch gejgt unmd getötet, wenn sie KEINE Albinos wären, also eine schwarze Hautfarbe hätten, so "wie die anderen auch"?

     

    NEIN, das würden sie eben nicht. - Punkt.

     

    Und zum Punkt "Aberglauben aber keine Religion":

     

    Das ist DEINE Meinung, dass diese "Zauberer" und ihr Kult keine Religion seien. - Fakt (und eben nicht nur "Meinung") ist aber, dass genau diese Kulte und Zauberer alle Kriterien erfüllen, die man zugrunde legt, wenn man von einer Religion (hier also von Natur-Religionen) spricht.

     

    *Deine* Meinung dazu sei dir unbenommen, sie ist aber letztlich eben nicht mehr und nicht weniger als *eine* einzelne Meinung. - Eine von vielen, um es mal deutlich zu sagen.

     

    Fazit:

     

    Weder hast du den Rassismus entkräften, noch deine eigenartige Definition was Religion ist und was nicht glaubhaft darlegen können.

     

    Ach so und eines noch verehrter "denninger":

     

    "...zeigen nur dass Du keine Ahnung von afrikanischen Gesellschaftsstrukturen hast."

     

    Grundlage meiner Postings ist (na, jedenfalls in der Mehrheit aller Fälle) der gesunde Menschenverstand - und der ist genauso universell, wie sein Pedant, welches ja bereits Einstein hinreichend kommentiert hat.

     

    In dem Sinne,

    Udo.

  • D
    denninger

    Sorry, Udo, da hast Du einiges falsch verstanden. Es geht eben nicht um "Rassismus". Es geht um Aberglauben der auch nichts mit Religion zu tun hat.

    Deine nativen Vorschläge zur Lösung der Problematik zeigen nur dass Du keine Ahnung von afrikanischen Gesellschaftsstrukturen hast.

    Wer soll denn der "man" sein der das alles in die Wege leitet? Von "staatlicher Seite"(sic) ist diese Aufgabe zumeist nicht erfüllbar, da die staatliche Autorität in der Regel am Straßenrand der Überlandstrassen endet.

    Ländliche Gebiete sind, juristisch gesehen, meist ein verfassungsfreier Raum und es gilt das traditionelle Recht und dessen traditionelle Auslegung.

    ***Randbemerkung: Verstehst Du jetzt, warum immer noch Mädchen beschnitten, Jungfrauen vergewaltigt und Albinos ermordet werden, obwohl entsprechende gesetzliche Verbote erlassen wurden?***

    Das hat nichts mit Unwillen sondern mit mangelnder Durchsetzungsfähigkeit der Exekutive zu tun.

    Bei aller Sympathie für Salif Keita, den ich sehr schätze, aber was soll die "UN" denn tun? Etwa den gesamten schwarzafrikanischen Kontinent flächendeckend besetzen? Wenn schon größere Bevölkerungsteile nicht auf staatliche Verbote reagieren kann "die UN" diese auch nur mit Gewalt durchsetzen.

    Ich höre aus Deinem Kommentar leider auch etwas die Ansicht heraus, man müsste "den Afrikanern" nur eine Lösungsmöglichkeit, wie sie im "Westen" umgesetzt würde, darstellen und schon wäre das Problem gelöst.

    So einfach ist das aber nicht. Unser staatliches und gesellschaftliches System ist nun einmal nicht auf die gesamte Welt übertragbar.

    Ich maße mir grundsätzlich kein Urteil über andere Gesellschaftssysteme an. Ich nehme mir allerdings heraus, Missstände anzusprechen.

    Und nach meinen bisherigen Erfahrungen ist unser "westliches" Gesellschaftssystem in Fragen der Toleranz weltweit führend.

  • UR
    Udo Radert

    Und wieder einmal werden also Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe verfolgt und umgebracht, das ganze noch ein bisschen religiös verbrämt.

     

    Ich finde man sollte hier nicht wegsehen, nicht scheigen und sowas auch nicht mit dem (leider ach so beliebten) "Woanders werden aber noch viel mehr..." abtun.

     

    Was hier geschieht ist Rassismus pur, denn es geht alleine um die Hautfarbe, das sollte man sich immer vergegenwärtigen.

     

    Und schlimmer noch - es geht um viel Geld, was sogenannte afrikanische "Zauberer" mit den Körperteilen dieser Menschen verdienen und weswegen sie ja auch verfolgt und ermordet werden.

     

    Hier muss man zuallererst ansetzten, bei genau diesen Leuten, die ja schließlich erst die NACHFRAGE nach neuen toten Albinos generieren.

     

    Und die Chancen wären da eigentlich auch sehr gut, denn "Zauberer", die wegen Geld sogar morden oder morden lassen, die dürften dann ja eigentlich auch sehr empfänglich für Argumente sein, die ihr EIGENES Vermögen, ihre EIGENE Freiheit und ggf. (falls sie nämlich als Mörder überführt werden), auch ihr EIGENES Leben ganz direkt betreffen.

     

    Nur, man muss an dieser Stelle eben schon wirklich ganz konsequent sein, man muss von staatlicher Seite her ganz klar zeigen, dass man es wirklich ernst meint.

     

    Und genau das scheint mir das Problem: Dieser Wille ist eben bisher leider fast garnicht zu erkennen.