Mord an 17-Jährigem in Bonn: Mutmaßlicher Täter gefasst
Die Polizei hat einen 20-Jährigen festgenommen. Dass sie den Tatort nicht ausreichend gegen eine rechtsextreme Demo gesichert hätte, weist sie zurück.
Man fahnde weiterhin nach weiteren Tatbeteiligten, erklärte die Polizei. Nach einem Bericht des WDR hatten Hinweise aus der Bevölkerung und das Durchforsten sozialer Netzwerke die Polizei auf die Spur des festgenommenen 20-Jährigen gebracht.
Der 17-jährige Niklas P. war in der Nacht zum 7. Mai gemeinsam mit Freunden auf dem Weg zum Bad Godesberger Bahnhof, als er von einer Gruppe junger Männer angegriffen und niedergeschlagen wurde. Erst als weitere Zeugen zur Hilfe eilten, ließen die Täter nach Polizeiangaben von ihrem bereits am Boden liegenden Opfer ab. Der 17-Jährige wurde von einem Notarzt reanimiert und ins Krankenhaus gebracht, wo er sechs Tage später an seinen schweren Verletzungen starb.
Derweil wies die Bonner Polizei Vorwürfe zurück, zugelassen zu haben, dass Rechtsextreme am Samstag mit einer Demonstration den Tatort für ihre Zwecke eingenommen hätten. Der Tat- und Gedenkort in Bad Godesberg sei „zweifach abgegittert“ worden, die Polizei habe den Rechtsextremen keinen Zutritt dahin erlaubt, sagte Sprecher Robert Scholten am Dienstag. Die rechtsgerichtete Demonstration wurde angemeldet, nachdem Zeugen angegeben hatten, es könne sich bei den Tätern möglicherweise um junge Männer mit Migrationshintergrund handeln.
Polizeisprecher Scholten betonte, Rechtsextreme und die rund 400 Gegendemonstranten seien weiträumig voneinander getrennt worden. Zudem habe die bereits wegen Volksverhetzung verurteilte „Dügida“- und „Bogida“-Aktivistin Melanie Dittmer auf der Kundgebung nicht sprechen dürfen. Die Trauer um den Toten sei durch die Demonstration nicht beeinträchtigt worden, erklärte der Sprecher.
Eine Sprecherin der Stadt Bonn erklärte, dass über die Zulassung von Demonstrationen die Polizei entscheide. Grundsätzlich gelte aber auch für rechtsextremistische Veranstaltungen das Recht auf Versammlungsfreiheit. Als Stadt könne man lediglich Proteste gegen solche Kundgebungen unterstützen. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) hatte am Samstag an der Gegendemonstration teilgenommen. In dieser Frage sei die Zivilgesellschaft gefordert, erklärte die Stadtsprecherin.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn