Morales wird Präsident Guatemalas: Vom Komiker zum Staatschef
Die öffentlichen Ausgaben in Guatemala sind minimal. Das politische System ist korrupt. Davon hat der Schauspieler Jimmy Morales bei der Wahl profitiert.
„Guatemala hat gezeigt, dass die Probleme ohne Gewehre, ohne Kugeln gelöst werden können, aber mit Gesetzen und Absprachen, die erfüllt werden“, sagte der Wahlsieger mit Hinweis auf die blutige Geschichte des einstigen Bürgerkriegslandes. „Die Guatemalteken haben für den Wandel gestimmt.“
Die frühere First Lady Torres räumte ihre Niederlage ein. „Das Volk hat entschieden und wir respektieren das“, sagte sie. „Wir erkennen den Triumph des Kandidaten Morales an.“ Abgeordnete ihrer Partei kündigten eine „konstruktive Oppositionsarbeit“ an.
Der politische Newcomer Morales profitierte vom Verdruss vieler Guatemalteken über die korrupten Politeliten. Ex-Präsident Otto Pérez und seine frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzen wegen Schmiergeldvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie sollen sich über einen Korruptionsring im Zollwesen bereichert haben.
Kriminalität und Korruption
Der 46-jährige Wahlsieger steht vor großen Herausforderungen. Er muss das Vertrauen der knapp 15 Millionen Guatemalteken in die Institutionen des Landes wieder herstellen, die schwere Kriminalität bekämpfen und die Staatseinnahmen in Mittelamerikas größter Volkswirtschaft erhöhen.
Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3.478 US-Dollar gehört Guatemala zwar zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, allerdings gelten über die Hälfte der Menschen als arm. Die Staatsverschuldung legte zuletzt deutlich zu. Dabei sind gemessen an der Größe der Volkswirtschaft die öffentlichen Ausgaben nirgendwo so gering wie in Guatemala.
Viel Geld verschwindet in den Taschen von korrupten Politikern. Er wolle Guatemala in eine neue Nation, mit Verantwortlichkeit und Rechten verwandeln, sagte Morales. „Das war eine Wahl für das Ende der Korruption.“
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