Monet-Schau in Potsdam: Den Erfolg im Blick
Das Museum Barberini in Potsdam spielt oben in der ersten Liga der Kunstmuseen. Mit Monet im Haus dürften sich die Besucher noch mehr drängeln.
Kann man den Erfolg eines Museums messen? Eigentlich nicht. Kunstausstellungen in Museen können tief beeindrucken, manchmal aber wird das erst nach Jahrzehnten erkannt. Und doch wird der Erfolg von Museen immer wieder festgestellt, einfach indem man Besucherzahlen misst.
So gesehen spielt das erst 2017 eröffnete Museum Barberini in der ersten Liga der Kunstmuseen weltweit auf den oberen Rängen mit. Ja, das Potsdamer Institut stellt in Sachen Besucherzahlen selbst die Staatlichen Museen in der Hauptstadt in den Schatten.
Das Barberini meldete dann im Mai vergangenen Jahres, es habe den millionsten Besucher begrüßt. Zum Vergleich: Die Alte Nationalgalerie, der Hamburger Bahnhof oder die Gemäldegalerie in Berlin kommen auf jeweils ungefähr 300.000 Besucher im Jahr.
Das Museum Barberini zeigt vor allem Kunst und Künstler, die seinem Stifter gefallen. Der Milliardär Hasso Plattner, (Mit‑)Gründer des Softwaregiganten SAP, hat ein Faible für Impressionismus und Verwandtes. Die Ausstellungen im äußerlich rekonstruierten Palais Barberini am Alten Markt in Potsdam haben eigentlich immer die eigene Kunstsammlung von Hasso Plattner zur Grundlage. Und darunter sind eben viele Impressionisten und frühe Moderne – und DDR-Kunst.
Van Gogh, Picasso…
Dementsprechend gab es im Museum Barberini in der Vergangenheit zum Beispiel Ausstellungen zu van Gogh und Picasso. Allein diese zogen im vergangenen Jahr zusammen 333.000 Besucher an.
Die Schau: „Monet. Orte“ heißt im Barberini-Museum die Schau mit Landschaftsmalerei des französischen Impressionisten Claude Monet. Für seine Bilder suchte der Maler immer wieder die gleichen Orte auf, wobei ihn kaum touristische Sehenswürdigkeiten interessierten, sondern Licht- und Wetterphänomene und ihre Auswirkungen auf diese Orte. „Claude Monet: The Truth of Nature“ hieß denn auch die Ausstellung mit mehr als 100 Arbeiten im Denver Art Museum, wo sie vor ihrer Station in Potsdam zu sehen war.
Der Ort: Zu sehen ist „Monet. Orte“ vom 22. Februar bis zum 1. Juni im Museum Barberini am Alten Markt in Potsdam mittwochs bis montags von 10 bis 19 Uhr.
Nun also zeigt das Museum Barberini mit „Monet. Orte“ eine große Claude-Monet-Retrospektive. Die Schau mit dem Impressionisten wird wahrscheinlich noch mehr Leute locken, als alle bisherigen Ausstellungen im Haus zuvor. In der Vergangenheit war Monet, international jedenfalls, der absolute Rekordbrecher, was die Besucherzahlen angeht.
In Chicago sahen 1995 rund eine Million Besucher eine Monet-Ausstellung. Zur „Monet und die Geburt des Impressionismus“-Schau im Frankfurter Städel Museum 2015 waren es exakt 432.121 Besucher. In der Wiener Albertina zählte man zur Monet-Retrospektive 2018 über 490.000 Besucher. Und auch Ortrud Westheider, die aktuelle Direktorin des Museums Barberini, hatte 2015 selbst schon einmal die sehr erfolgreiche Ausstellung „Von Poussin bis Monet“ im Bucerius Kunst Forum veranstaltet, die die Besucherzahl für die Hamburger Einrichtung im gleichen Jahr auf 215.000 hochschnellen ließ.
Warum nun also noch einmal Monet im Potsdamer Barberini?, fragt man sich. Ortrud Westheider argumentiert inhaltlich: Bislang hätten die musealen Ausstellungen zu Monet die konzeptuelle Seite des Impressionismus noch gar nicht genügend herausgearbeitet. Im 19. Jahrhundert wären diese Maler des neuen Maschinenzeitalters doch schockierend gewesen. Dann, so begründet Westheider weiter, gehöre Monet zu den klassischen Themen der Plattner-Sammlung.
Weil man es sich leisten kann
Was der Kunsthistorikerin nicht gleich einfällt, weil es mit Kunstgeschichte wenig zu tun hat, müsste ungefähr so lauten: Eine Ausstellung zum Publikumsliebling Monet wird gemacht, wenn man es sich leisten kann. Tatsächlich ist die Monet-Schau extrem aufwendig und teuer. Außergewöhnlich war schon die Vorbereitung mit einem Symposium „der bedeutendsten Forscherinnen und Forscher im Bereich des Impressionismus“, deren Beiträge nun die Grundlage des Katalogs bilden. Aber solch wissenschaftliche Vorarbeiten schaffen Reputation. Und das wirkt sich positiv auf die Bereitschaft von Museen und Sammlern zur Herausgabe von Leihgaben aus.
In diesem Falle gibt es für die über 100 Exponate zahlreiche Leihgeber – darunter alle namhaften Museen weltweit von Paris über New York und Madrid bis Tokio und Canberra.
Die vielen Schlüsselwerke Monets in der Ausstellung zeigen aber auch, dass das Barberini offenbar nicht zu knapsen hat. Man bedenke: Monet rangiert auf der Liste der teuersten Gemälde auf Platz 11. Spitzenpreis waren 110,7 Millionen Dollar für einen 1890 entstandenen „Heuhaufen“, der im Mai 2019 bei Sotheby’s verkauft wurde. Und gekauft wurde das Bild, wie Hasso Plattner am Donnerstag bestätigte, von seiner Stiftung. Überhaupt sind insgesamt 34 Bilder von Plattner in der Orte-Schau zu sehen. Und allein schon die Versicherung für die Ausstellung im Barberini muss Millionen kosten.
Zahlen werden natürlich nicht genannt. Trotz Ticketpreisen von regulär 14 bis 18 Euro wird eine Ausstellung wie zu Monet nie kostendeckend sein können. Für die Hasso-Plattner-Stiftung als Trägerin des Museums scheint Geld aber keine Rolle zu spielen.
Für die Potsdam Marketing und Service GmbH aber schon. Hier sieht man Barberini als wichtigen Faktor im Tourismusgeschäft. Potsdam lockt ja nicht mit Strand und Palmen, die Leute kommen wegen der Kultur: der Schlösser, Parks und Museen. Wie viele zusätzliche Besucher das Barberini in die Stadt zieht, kann auch die Stadtmarketinggesellschaft nicht beziffern. Aber es gebe schon einen „Barberini-Effekt“, heißt es dort – zur Monet-Ausstellung wahrscheinlich mehr als je zuvor.
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