: Moloch
Russland/D/F 1999, Regie: Alexander Sokurow; mit Elena Rufanowa, Leonid Mosgowoi, Leonid Sokol u.a., 108 Min.
Russlands Regie-Ikone Alexander Sokurow beschreibt einen Tag aus dem Leben von Adolf Hitler und Eva Braun, die sich auf dem Obersalzberg mit Parteigenossen treffen.
Zu Beginn räkelt sich Frau Braun auf den Zinnen, tanzt und lauscht Marschmusik - immer verfolgt von den gierigen Blicken der Wachen. Wenn der Führer mit seiner Gefolgschaft - Martin Bormann, Joseph Goebbels und dessen Frau Magda - ankommt, schlägt die Stimmung ins Absurde um. „Adi“, wie Eva das Monster nennt, zeigt sich als Hypochonder, plaudert wirres Zeug über den Russlandkrieg, Stalin, Mussolini und vegetarisches Essen, lässt sich von seinen Hofschranzen, die um seine Gunst buhlen, feiern und behauptet, noch nie etwas von Auschwitz gehört zu haben. Basierend auf den protokolierten Tischgesprächen entlarvt Sokurow die Reden als leeres Geschwätz und hohles Pathos.
Schon Charlie Chaplin machte in „Der große Diktator“ Adolf Hitler zur in Neurosen verstrickten Karrikatur. Doch Sokurow erreicht mit seinem schwarzen Humor nie die Schärfe von Chaplins Slapstick-Satire. In Cannes erhielt das ruhige, beklemmende Werk über das Böse und die Erlösung davon, den Preis für das beste Drehbuch.
Eiszeit (OmU), Hackesche Höfe
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