Mögliches DFB-Aus der Frauen-Bundesliga: Mehr Licht!

Der Fußballverband Rheinland und der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger wollen die Frauen-Bundesliga aus dem DFB ausgliedern.

Fußballplaz beim SC Sand ohne Tribünen, aber mit Bäumen im Hintergrund

Häufig hat die Frauenfußball-Bundesliga – wie hier beim SC Sand – amateurhaftes Ambiente Foto: Eibner/imago

Just am Tag der Deutschen Einheit kam die Bestätigung. Die Frauenfußball-Bundesliga soll nach einem Antrag des Fußballverbands Rheinland (FVR) aus dem Deutschen Fußball-Bund ausgegliedert werden. Auf dem DFB-Bundestag am 11. März 2022 wird darüber beraten.

Ein Vorschlag, den man als Frontalangriff auf den Deutschen Fußball-Bund verstehen kann. Doch der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, der mit FVR-Präsident Walter Desch maßgeblich diese Initiative vorangetrieben hat, versucht, ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Das ist keine Kampfansage an den DFB. Anträge werden nie gegen jemanden, sondern für die Sache gestellt. Ich werde ihnen keine Zitate autorisieren, die einen Konflikt befördern könnten.“ Mit dem Antrag wolle man die Debatte um die Sichtbarkeit der Frauenfußball-Bundesliga in eine Struktur bringen.

Im Frühjahr hatte Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München schon die Idee eines eigenständigen Verbands der Frauenfußball-Bundesliga formuliert. Auch die Sportdirektorin Bianca Rech dachte laut darüber nach, ob man „unter einem anderen Dach besser aufgehoben“ wäre. Die Spitzenklubs der Liga drängen seit Längerem auf mehr Professionalisierung, um die Kluft etwa zur schnell prosperierenden englischen Women’s Super League zu verringern. Allerdings ist die Liga dort noch Teil des englischen Fußballverbands.

Beim DFB hält man nichts von der Ausgliederungsidee. Die stellvertretende DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich argumentierte im Frühjahr, der Frauen- und Mädchenfußball müsse im großen Ganzen betrachtet werden und sei beim DFB gut aufgehoben. Sie warb dafür, sich gemeinsam für Professionalisierung in den gewachsenen Strukturen zu engagieren.

Chancen besser nutzen

Theo Zwanziger versucht, in freundlichen Worten zu umschreiben, dass ihm dieses Festhalten am Bewährten im DFB rückständig erscheint. Er sei nicht unzufrieden mit der derzeitigen Lage des Frauenfußballs, sagt er einerseits und lobt auch die Arbeit, die der DFB in den letzten Jahren gemacht hat. Andererseits hält er fest, dass die Zeiten sich verändern würden. Es fehle in gewissen Bereichen an Aufmerksamkeit für die Liga. „Wir müssen die Vermarktungschancen im Frauenfußball, die sich weltweit ergeben, auch nutzen.“

Theo Zwanziger

„Das ist keine Kampfansage an den DFB“

Sichtbarkeit würde die Frauen-Bundesliga nur in einer eigenen Organisationsform gewinnen. Sie sollte von Personen angeführt werden, die mit ihrer Prominenz zusätzlich Aufmerksamkeit gewinnen könnten. Die ehemalige deutsche Nationalspielerin ­Célia Šašić kann sich Zwanziger in dieser Position vorstellen.

Der Vorstoß des Fußballverband Rheinland ist gut getimt. Eigentlich endet die Antragsfrist für den DFB-Bundestag erst im Januar. Mit dem frühzeitigen Vorstoß setzt man jedoch eine inhaltliche Debatte in Gang, zu der auch mögliche Nach­fol­ge­kan­di­da­t:in­nen des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Fritz Keller sich positionieren müssten. Šašić, 33, wird vom FVR auch als Nachfolgerin von Hannelore Ratzeburg, 70, ins Spiel gebracht, die im DFB-Präsidium bislang für Frauenfußball zuständig war und ihr Amt abgeben möchte.

Wie konfrontativ die Debatte um die Ausgliederung geführt wird, bleibt abzuwarten. Theo Zwanziger sieht auch Möglichkeiten für eine Kompromisslösung. Wie diese genau aussehen könnte, will er jetzt noch nicht sagen. Er habe da viele Ideen, versichert Zwanziger.

Zuerst einmal müssen sich nun die Klubs in der Liga zu dem Vorschlag äußern. Ende diesen oder Anfang nächsten Monats würde es zu einer ligaweiten Sitzung kommen, sagt Zwanziger, der Siegfried Dietrich, den Manager von Eintracht Frankfurt und Vorsitzenden des DFB-Ausschusses der Frauen-Bundesligen, bereits über die Initiative des FVR informiert hat. „Die Überzeugungsarbeit muss in den kommenden Monaten auch von den Klubs aus der Liga geleistet werden“, sagt Zwanziger.

Ob alle Vereine von dieser Idee begeistert sind, muss sich noch zeigen. Der SC Freiburg erklärte der taz, aktuell könne man zu dem Thema keine Stellung beziehen. Man ahnt, wie heikel diese Debatte um die Ausgliederung in den nächsten Monaten für manche Klubs sein wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.