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Möglicher Nachfolger von Andrea NahlesJoe Weingarten will in Bundestag

Der SPDler Joe Weingarten war bislang eher unbekannt. Jetzt sind seine teils drastischen Äußerungen von Belang – er will in den Bundestag.

Nahles will nicht mehr, doch entscheidend ist, wer auf sie folgt Foto: dpa

„Ich bleibe bei jedem Wort, das ich gesagt oder geschrieben habe“, hat Joe Weingarten am Wochenende auf seinem Twitter-Kanal mitgeteilt. Der SPDler war bislang überregional eher unbekannt, was er sagt und schreibt, ist insofern aber neuerdings von Belang, als er Andrea Nahles' Sitz im Deutschen Bundestag übernehmen könnte. Die frühere SPD-Vorsitzende will laut FAZ im September auch ihr Bundestagsmandat abgeben. Dass Joe Weingarten für sie nachrückt, ist möglich. Ob es wünschenswert wäre, ist eine andere Frage. Denn Joe Weingarten, Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, ist in der Vergangenheit mit für einen Sozialdemokraten drastischen Äußerungen aufgefallen.

Unter Geflüchteten vermutet der dreifache Vater „Gesindel“. Dabei handele es sich um Personen, „die ihren Aufenthalt für kriminelle Aktivitäten oder zur Ausbeutung des Sozialstaates nutzen“. Auch in Klimafragen stellt er sich gegen die Parteilinie: Die Besteuerung von CO2-Emissionen nennt Weingarten „nicht nur unnütz, sondern auch verfassungswidrig“, eine diskutierte Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch den „täglichen Steuererhöhungs-Schwachsinn“. Mit Inbrunst schmäht der 57-Jährige in den sozialen Medien die Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Mit seinen GenossInnen soll Weingarten mittlerweile derart über kreuz liegen, dass bereits von Parteiausschluss die Rede ist. Was also den Grünen ihr Boris Palmer ist, könnte für die SPD Joe Weingarten werden. Ob er das Mandat tatsächlich anstrebt, ist offen. Es wäre eine weitere Station im Leben eines SPD-Funktionärs, der sich seit 30 Jahren von Posten zu Posten hangelt. Nach mehreren Referentenjobs auf Bundes- und Landesebene wurde er Ende der Neunziger Geschäftsführer der Landesgartenschau Kaiserslautern, danach wechselte er in die Mainzer Staatskanzlei; seit 2010 ist er gut dotierter Ministerialdirigent im Wirtschaftsministerium.

Wie schreibt er auf Twitter? „Auch in der SPD muss man unangenehme Wahrheiten aussprechen und auch ertragen können. Ich muss das ja zuweilen auch.“

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9 Kommentare

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  • Ich dachte immer, es ist durch das Wahlrecht geregelt, wer nachrückt, wenn ein MdB ausscheidet? Warum gibt es da überhaupt Diskussionsbedarf? Wenn die SPD einen Kandidaten mit solchen Meinungen auf ihre Wahlliste setzt, dann wirft das doch ein Licht auf die Partei als ganzes.

  • Für manche in der Partei scheint das "S" für Sarrazin zu stehen ....

  • " Es wäre eine weitere Station im Leben eines SPD-Funktionärs, der sich seit 30 Jahren von Posten zu Posten hangelt."

    Wie tausende vor ihm. Kann irgendwer ein halbes Dutzend SPD-Politiker_innen zusammenbrigen, deren Vita einen signifikanten Anteil "freie Wirtschaft" beinhaltet? Schiffsanleihen-Christ fällt mir ein, aber schon die Leute von Volkswagen sind überwiegend über die IGM in Verantwortung gekommen, und Ruhrkohle-Müller war mit Sicherheit ein honoriger Mann, aber faktisch war das auch seit jeher ein West-VEB.

    Warum also diesen hier versuchen, mit dieser Feststellung weiter zu demontieren. Hat er ja doch selbst schon erledigt.

  • Wow. Dachte die SPD wäre nur auf Bundesebene von postengeilen Opportunisten durchsetzt. So kann man sich täuschen. Natürlich hat der Mann das Recht auf seine Meinung und in jede Partei einzutreten. Nur braucht er sich nicht wundern, wenn er mit seiner Meinung in der falschen Partei ist, bzw. für diese Partei eine eindeutig falsche Meinung hat. Es ist nicht sozial, das Weltbild von Menschenfeinden zu unterstützen.

  • Das darf nicht sein, auf keinen Fall einen Mann mit Realtitätsbewusstsein in die verblieben Reihen der SPD im Bundestag. Wo kämen wir denn da hin, wenn einfach Vernunft da einziehen würde

    • @gerhard S.:

      Vernunft klingt wie Tweets von Joe Weingarten. Kommt in meine Sammlung zeitgenössischer Aphorismen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wie war das nochmal mit "offener, härter, wahrhaftiger"?

    Joe Weingarten ist doch der, über den von bösen Zungen als "Peter Altmaier der SPD" gelästert wird? Als jemand, der aus einem Weinanbaugebiet kommt, ist er - wie gewisse Vorbilder (Brüderle, Klöckner u.v.a.) - für Höheres prädestiniert. Berlin ruft. Zumindest Thilo Sarrazin nach launigen Verbrüderlerungen.