Mitzvah Day in Berlin: Der Tag der guten Taten
Am Mitzvah Day feiert die jüdische Gemeinde weltweit das Ehrenamt. Am Sonntag arbeiten Mitglieder des Zentralrats der Juden mit arabischen Geflüchteten.
Was haben der Zentralrat der Juden in Deutschland, Berliner Umweltprojekte und arabische Zugewanderte in Berlin gemeinsam? Sie wollen zusammen am 17. November die Welt ein bisschen besser machen. Denn einmal im Jahr ruft die jüdische Gemeinde zum weltweiten Mitzvah Day auf. „Mitzvah“ ist Hebräisch und bedeutet „gute Tat“. Am Tag der guten Taten also will die jüdische Gemeinde zeigen, dass jeder mit unterschiedlichen Projekten etwas Gutes tun kann. Auf einem Spielplatz in Berlin-Marzahn treffen sich am Sonntagmittag Mitarbeiter*innen des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Film- und Integrationsprojektes „R.future-TV: Flüchtlinge für Demokratie und Menschenrechte“. Die jüdische Gemeinschaft und die Mitglieder der Initiative wollen gemeinsam bauen, kochen und backen.
Der Tag in Berlin Eine Gruppe jüdischer Studierender aus der Synagoge Fraenkelufer macht am 17. November den Garten eines Seniorenheims winterfest. Eine Klezmer-Gruppe spielt am Sonntag in der Suppenküche des Franziskanerklosters in Pankow für 300 Gäste. Schüler*innen einer 7. Klasse des Jüdischen Gymnasiums pflanzen Bäume.
Grüne T-Shirts Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, tragen alle Teilnehmer*innen am Tag der guten Taten grüne T-Shirts mit der Aufschrift „Mitzvah Day“.
Mehr Infos und Anmeldung unter mitzvah-day.de. (lula)
Unter ihnen ist die Berlinerin Hannah Dannel vom Zentralrat der Juden. 2012 hat sie durch einen Artikel von den ehrenamtlichen Taten und der Vertretung der jüdischen Werte am Mitzvah Day in den USA erfahren. Mit dem Judentum würden viele Menschen negative Erinnerungen an die Geschichte oder an Anschläge verbinden, meint Dannel. Um jüdische Werte wie die Verbesserung der Welt oder Gerechtigkeit unter die Menschen zu bringen, organisiert sie deshalb seitdem den Mitzvah Day in Deutschland. Dieses Jahr hat sie die Teilnehmer*innen zu Projekten mit positiver Auswirkung auf die Umwelt motiviert.
„Vergangenes Jahr haben wir Weihnachtskekse für eine Ausgabestelle der Berliner Tafel gebacken. Dieses Jahr engagieren wir uns mit einer muslimischen Gruppe für einen Spielplatz in Marzahn. Wir kommen herum in der Stadt“, erzählt Dannel. Für Sonntag will sie eine typisch jüdische Suppe kochen. Insgesamt 60 Geflüchtete, jüdische Menschen und Kinder wollen den Spielplatz und einen dazugehörigen Bauerngarten umgestalten und winterfest machen.
Außerdem will die Gruppe einen Lehmofen bauen, um darin arabisches Brot für die jüdische Suppe zu backen. In den Lehm soll die arabische Begrüßung „Salam Aleikum“ – übersetzt „Friede sei mit dir“ – auf Arabisch, Hebräisch und Deutsch eingraviert werden. Anschließend wollen alle zusammen essen.
Beim Mitzvah Day 2015 hatte Dannel in einer Notaufnahmestelle für Flüchtlinge im Prenzlauer Berg die Geflüchteten kennengelernt, die sich heute für R.future-TV engagieren. Damals hatte sie dort zusammen mit Kolleg*innen vom jüdischen Zentralrat Hummus und Getränke verteilt und Musik gemacht. Nun, vier Jahre später, seien die Geflüchteten wiederum auf den Zentralrat zugekommen, um sich selbst am Mitzvah Day zu beteiligen und etwas zurückzugeben. Für viele von ihnen sei es damals ein besonderes Erlebnis gewesen, gerade in Deutschland angekommen, von Juden empfangen worden zu sein.
Die Integrationsinitiative R.future-TV wurde 2015 von dem Syrer und ehemaligen Flüchtling Sami Alkomi gegründet und produziert Erklärfilme. „Damit wollen wir, selbst Menschen aus arabischen Ländern, andere Menschen aus arabischen Ländern über deutsche Werte und Regeln aufklären“, so Alkomi. Die Filme handeln von Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensmodellen, von Frauenrechten, Selbstbestimmung oder von Antisemitismus. Jede Folge beschäftigt sich auf Arabisch mit einem Thema des demokratischen Zusammenlebens, das aufgrund von unterschiedlichen Sozialisationen, Gesetzen und Traditionen eine Herausforderung für Zugewanderte darstellt.
Am Tag der guten Taten sei es ihr besonders wichtig, etwas zu tun, wobei es nicht auf die Größe des Portemonnaies ankomme, sagt Dannel. Mit niederschwelligen Projekten wie der Umgestaltung des Spielplatzes will sie zusammen mit der jüdischen Gemeinde die Menschen aus ihren Wohnungen holen und das Ehrenamt stärken.
Für die diesjährigen Projekte in Berlin haben sich 250 jüdische und nichtjüdische Menschen angemeldet. Deutschlandweit würden am Sonntag etwa 3.500 Teilnehmer*innen beim Bäume pflanzen, Bau von Insektenhotels oder dem Reinigen von Flüssen für ein gesellschaftliches Miteinander aktiv werden.
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