piwik no script img

Mittelater-Hörspiel „Grëul“Das Spiel mit dem Aberglauben

In der Fantasy-Hörspielserie „Grëul“ wird ein Mädchen von zwei Mönchen tot aufgefunden. Steckt ein Monster dahinter?

Dranbleiben lohnt sich – es gruselt Foto: ARD

F romme Menschen sind keine Heiligen. Das gilt heute genauso wie vor 1.000 Jahren. Genau dort, im Mittelalter, setzt die Fantasy-Hörspielserie „Grëul“ des WDR an.

Zugegeben, bahnbrechend klingt die Geschichte zunächst nicht. In Quill, einem kleinen Dorf im Zirnertal, wird die 16-jährige Tochter des Schmieds von zwei jungen Mönchen tot aufgefunden. Ihr Körper ist mit Wunden übersät. Schnell verbreitet sich das Gerücht, ein Monster aus einer uralten Legende sei zum Leben erweckt worden.

Aber das Dranbleiben lohnt sich. Denn nach einer etwas schleppenden ersten Folge nimmt das Hörspiel an Fahrt auf und entwickelt sich zu einer viel komplexeren Geschichte als zunächst erwartet. Nur Abt Aegidius weiß, was wirklich mit Ortrud geschehen ist. Doch er vertuscht den Mord und spielt mit dem Aberglauben der Dorf­be­woh­ne­r*innen, um sie zum „wahren“ Glauben zu bekehren. Natürlich geht es Aegidius dabei um seine Macht.

Wer auf eine magische Welt mit Elfen, Drachen und Zauberern hofft, wird enttäuscht sein. Stattdessen erinnert „Grëul“ an Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ über eine Reihe mysteriöser Todesfälle in einem mittelalterlichen Kloster, die der Franziskanermönch William von Baskersville aufzuklären versucht.

„Grëul“

zwölf Folgen, überall wo es Podcasts gibt

Den Fantasy-Faktor betonen

Ebenso vielversprechend klingt die Liste der Synchronsprecher*innen, darunter bekannte Schau­spie­le­r*in­nen wie Axel Prahl, Katharina Wackernagel, Julia Koschitz, Bjarne Mädel und Joachim Król. Ab und zu sind ihre Stimmen kaum voneinander zu unterscheiden, was aber der Spannung keinen Abbruch tut.

Das fanden auch die Hö­re­r*in­nen der ersten acht Folgen und wählten die WDR-Produktion beim „Ohrcast“ zum „Hörspiel des Jahres 2022“. Jetzt sind vier weitere Folgen erschienen, die den Fantasy-Faktor stärker betonen und das Rätsel lösen. Und auch die katholische Kirche bekommt endlich ihr Fett weg.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Studiert Soziologie mit Schwerpunkt Kultur, Geschlecht und Differenz im Master. Schreibt außerdem für die Süddeutsche Zeitung und ZEIT ONLINE.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!