Mit dem Rad zur Klimakonferenz in Baku: Am Ende überwiegt die Dankbarkeit
Unser Autor ist mit dem Rad zur Klimakonferenz nach Baku gefahren. Nun ist er zurückgekommen. Ein letzter Kolumnenbeitrag zu dieser Reise.
A n diesem Montag ist es so weit. 128 Tage nachdem ich von Freiburg aus auf meine Fahrradreise zur Weltklimakonferenz nach Baku aufgebrochen bin, kehre ich zurück. Acht Tage hat es gedauert. Mit Bus und Zug reiste ich über Georgien, die Türkei, den Balkan, Österreich und die Schweiz zurück in die Heimat. Das Highlight war zweifellos der Doğu Ekspresi – ein Nachtzug, der von der ostanatolischen Stadt Kars 26 Stunden und 1.300 Kilometer in die türkische Hauptstadt Ankara fährt – durch eine atemberaubende Winterlandschaft. Mein Fahrrad habe ich mit der Post nach Deutschland geschickt.
Ich blicke zurück auf eine Reise, die in der Nachbetrachtung kaum schöner hätte ausfallen können. Besonders im Gedächtnis werden mir die tollen Fernradwege in den Alpen und Südtirol bleiben, die autofreie Innenstadt Ljubljanas, die bewegende Geschichte der bosnischen Stadt Mostar, der Durmitor-Nationalpark in Montenegro, die vorzügliche georgische Küche und natürlich die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen in der Türkei.
Mein Ziel zu Beginn dieser Reise war es, das Unbekannte mit offenen Augen wahrzunehmen. Präsent sein im Augenblick, neugierig zu bleiben und allen Menschen unvoreingenommen zu begegnen. Diese Offenheit wurde erwidert. Ich erlebte so viel Herzlichkeit auf dieser Tour, in allen Ländern, von Männern, von Frauen und Kindern. Es waren Einladungen zum Essen oder Schlafen, kleine Geschenke, ein freundliches Gespräch am Straßenrand oder aufmunternde Zurufe von Menschen, die sich einfach nur freuten, dass ich ihr Land mit dem Fahrrad besuchte. Auf 5.134 Kilometern Radreise hatte ich keine einzige unangenehme Begegnung mit Leuten, die mir Böses wollten, keinen Unfall, keinen Hundebiss und keine ernste Panne, ja nicht einmal einen Platten. Manche sagten, ich hatte halt Glück, aber vielleicht kann man es auch anders sehen. Vielleicht hatte ich einfach kein Pech.
Was ich auf dieser Reise hatte, war Zeit. Zeit, über die vielen Entwicklungen nachzudenken, die die freie demokratische Gesellschaft herausfordern. Zeit, über Ursachen und Lösungen zu grübeln, und vor allem Zeit, über mich und meine Aufgabe in dieser sich so schnell verändernden Welt zu reflektieren.
Stolz auf den kleinen Reisefilm
Und jetzt am Ende bin ich auch ein bisschen stolz: darauf, dass ich diese Tour, trotz gesundheitlicher Fragezeichen, meistern konnte und es tatsächlich bis nach Baku geschafft habe. Und auch bin ich stolz auf einen kleinen Reisefilm, den ich mit meiner Ankunft am Kaspischen Meer fertiggestellt und auf Youtube geladen habe. Denn auch das war mein Ziel vor der Reise: allen Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, einfach so aufzubrechen, durch die Linsen meiner Kameras ein kleines bisschen an dieser Reise teilhaben zu lassen. Ich hoffte, mit dem Film eine kleine leise Gegenerzählung anzubieten zur derzeit lautstarken Meinung, dass alles gerade irgendwie den Bach runtergeht.
Und ganz am Ende überwiegt die Dankbarkeit. Dafür, dass es mir die äußere und innere Freiheit ermöglichte, auf so eine Reise überhaupt aufzubrechen und dass ich dadurch in den letzten vier Monaten diesen großen wundervollen Planeten mit seinen Bewohnern ein kleines bisschen besser kennenlernen durfte.
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