■ Mit dem Ökojahr auf Du und Du: Ökopraktikum vor Ort
Berlin (taz) – Weil sie nicht einfach das Klassenzimmer mit dem Hörsaal vertauschen wollte, kam Silke Bender das Öko-praktikum beim Stromkonzern ABB gerade recht. Zwölf Monate lang sammelt die 18-Jährige nun Material für den Umweltbericht, sichtet Daten und redigiert Infobroschüren für die Mitarbeiter des Heidelberger Unternehmens. „Ich wollte kein rein betriebswirtschaftliches Praktikum machen“, sagt sie.
Silke Bender nimmt an einem neuen Modellprojekt teil: Dem „Freiwilliges Ökologischen Jahr in der Wirtschaft“, das seit September in Baden-Württemberg läuft. Für ihren Einsatz bekommt sie 300 Mark Taschengeld im Monat, die Sozialversicherung übernimmt ABB.
Seit das Ökopraktikum 1993 eingeführt wurde, leisten jährlich über 1.500 Freiwillige zwischen 16 und 27 Jahren Dienst bei Einrichtungen des Natur- und Umweltschutzes. Jetzt beteiligen sich nach einem sechsmonatigen Testlauf erstmals Wirtschaftsbetriebe. Ein begleitendes Seminarprogramm der Landeszentrale für politische Bildung vermittelt das nötige Rüstzeug in Sachen Ökologie.
Die Kosten des Pilotprojekts, an dem sich neben ABB auch die Energiewerke Baden-Württemberg (EnBW) und die Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH beteiligen, tragen Firmen und Land gemeinsam. „Ein bundesweit einmaliges Projekt“, sagt Wolfgang Baur, Referatsleiter im Landesumweltministerium und einer der Initiatoren des Modells.
Doch vom „FÖJ in der Wirtschaft“ profitieren nicht nur die Praktikanten. Die Betriebe können zeigen, welche Leistungen sie im Umweltschutz erbringen. Voraussetzung dafür ist, dass sie ein eingeführtes Umwelt-Management-System oder eine eigene Umweltabteilung haben und sich darüber hinaus mit ökologischen Fragen in der Produktion beschäftigen.
Wir wollen jungen Menschen zeigen, dass die Industrie nicht nur auf Beutezüge aus ist“, begründet Christoph Huf, Umweltbeauftragter von ABB Deutschland, das Engagement des Energiekonzerns.
Allein, noch mangelt es an Bewerbern. Landesweit haben sich bisher nur vier Personen gemeldet. „Nach dem Landtagsbeschluss im Mai blieb uns nicht genügend Zeit, Teilnehmer zu finden“, räumt Steffen Vogel von der Landeszentrale für politische Bildung ein. Er ist optimistisch: „Der Umweltschutz in Unternehmen ist ein spannender Bereich. Schließlich ergeben sich hier eine Reihe von Konfliktfeldern.“
Nicole Maschler
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