■ Mit busfahrenden Studenten auf du und du: Füße vom Gaspedal
Berlin (taz) – Immer mehr Studierende steigen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Vom Sommersemester 1991 bis zum Sommer 1994 ist der Anteil der Studierenden, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen, um 8 Prozent gestiegen. Damit wählt inzwischen rund ein Viertel der StudentInnen den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Nur noch 26 Prozent der StudentInnen fahren mit dem eigenen Auto oder Moped – vorher waren es 32 Prozent. Die andere Hälfte der StudentInnenschaft legt ihre Wege weiterhin mit dem Fahrrad (etwa 40 Prozent) oder zu Fuß (etwa 10 Prozent) zurück. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Studentenwerks.
Verantwortlich für diese erfreuliche Entwicklung ist nach Ansicht des Studentenwerks das sogenannten Semesterticket. In rund einem Dutzend Hochschulstädten haben StudentInnenschaft und örtliche Verkehrsbetriebe günstige Sondertarife für Studierende ausgehandelt. Im Wintersemester 1990/91 wurde es erstmals in Darmstadt ausprobiert und seitdem in anderen Städten wie Bremen, Dresden und Kassel nachgeahmt. Ziel ist es, den motorisierten Individualverkehr einzudämmen und die Nutzung von Bus und Bahn zu fördern.
In den neuen Bundesländern hat das StudentInnenticket den gewünschten Umsteigeeffekt allerdings nicht gebracht. Bei den ostdeutschen StudentInnen, wo das Semesterticket noch wenig bekannt ist, hat eine andere Umschichtung stattgefunden. Sie gehen weniger zu Fuß und wechseln entweder auf den Fahrrad- oder Autositz. Jede/r dritte StudentIn radelt zur Uni. Das sind 10 Prozent mehr RadfahrerInnen als 1991. Der studentische Autoverkehr ist gleichzeitig um 7 Prozent angestiegen. Im Winter nimmt die Zahl der RadfahrerInnen zugunsten der ÖPNV-NutzerInnen ab, in den alten wie in den neuen Bundesländern.
Die Verkehrsmittelwahl in den neuen Bundesländern zu Lasten des öffentlichen Personennahverkehrs ist vor allem auf eine veränderte Wohnsituation der StudentInnen zurückzuführen. Die Wege zur Hochschule haben sich verlängert, aber die öffentlichen Verkehrsanbindungen im städtischen Umland sind nicht so dicht wie in den alten Bundesländern. Das Semesterticket allein, ohne erweitertes ÖPNV-Netz, dürfte hier den Umsteigeeffekt nur schwer schaffen. Manuela Römer
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