: Mit Tennisbällen gegen Kampfhunde
So genannte Interventionsteams der Polizei gehen seit gestern auf Hundefang. Die Beamten haben zwar eine Ausbildung als Hundeführer und für den Notfall auch Deformationsgeschosse. Ihre Schutzkleidung fehlt aber noch
Die Diensthundeführer der Polizei haben eine neue Aufgabe. Sie leisten Streifendienst – und das ohne ihren vertrauten Vierbeiner. Statt auf Spuren-, Sprengstoff- oder Drogensuche zu gehen, sollen sich die Hundeführer nach Inkrafttreten der neuen Hundeverordnung in Interventionsteams auf die Suche nach „gefährlichen“ Tieren machen.
Acht dieser Teams sind seit gestern im Einsatz. Von außen sind ihre Streifenwagen nicht zu erkennen, aber die Ausstattung unterscheidet sie von den gewöhnlichen Schutzpolizisten. Die Teams haben aufgerüstet: Eine Hundefängerstange und eine Pappkiste mit Hundeleinen, Maulkörben und Tennisbällen sind mit auf Streife. Der Ball soll selbst in bissigen Kampfhunden den Spieltrieb wecken. Hundeleine und Maulkorb können kurzfristig an Halter verliehen werden, die es bisher versäumt haben, ihr gefährliches Haustier entsprechend der neuen Hundeverordnung auszustatten.
Aber die Interventionsteams haben noch mehr zu bieten. Jeder der drei Beamten im Team hat Deformationsgeschosse für seine Dienstwaffe dabei. Bei Gefahr, so erlaubt eine Weisung des Innensenators Eckart Werthebach (CDU), darf mit den Spezialpatronen geschossen werden – allerdings nur auf Hunde.
Die Schutzkleidung für die polizeilichen Kampfhundjäger fehlte gestern noch. Sie ist zwar bereits bestellt, wurde bisher aber nicht geliefert. Wann sie eintrifft, weiß bei der Polizei offenbar niemand so genau. Und auch nicht, ob es die Interventionsteams dann überhaupt noch gibt. Schließlich sollen sie nur eine zeitlich nicht beschränkte Übergangslösung sein.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft und der Allgemeine Deutsche Rottweilerclub geben sich aber aushilfsbereit. Neun beißfeste Lederhosen und Armschoner im Wert von etwa 10.000 Mark übergab der Gewerkschaftsvorsitzende Rolf Taßler gestern der Polizei. Nur leihweise allerdings, bis die auf dem Dienstwege bestellte Ausrüstung eintrifft.
Bleibt also nur noch ein Problem: Wo die nach der eilig verabschiedeten Hundeverordnung „sicherzustellenden“ Tiere untergebracht werden, wenn die Kapazitäten der Hundefänger erschöpft sind, ist nämlich noch ungeklärt. DIRK HEMPEL
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