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Mit System durch die Ex-Stasi-ZentraleOrientierung im Stasi-Labyrinth

Das Gelände der Ex-Stasi-Zentrale in Lichtenberg ist so gigantisch wie unübersichtlich. Ein neues Wegeleitsystem verspricht, nun Abhilfe zu schaffen.

Das neue Leit-und Informationssystem in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg Foto: dpa/Jens Kalaene

Berlin taz | Schon seit 2012 geistert eine Idee durch die alte Stasi-Zentrale in Lichtenberg: Ein „Campus für Demokratie“ soll hier entstehen. Der frühere DDR-Bürgerrechtler Roland Jahn, damals Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, brachte das ins Gespräch – er fand, der Ort eigne sich „in besonderer Weise, die gesellschaftliche Dynamik zwischen Diktatur und Demokratie zu reflektieren“.

Neun Jahre später ist von den großen Zielen allerdings wenig zu sehen: Der Gebäudekomplex sei „trotz seiner zentrumsnahen Lage kaum in das Umfeld eingebunden“, konstatiert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen auf ihrer Website.

Von rund 76.000 Quadratmetern sind 60.000 ungenutzt, viele der Gebäude haben Sanierungsbedarf. Nach der Wende wurde ein großer Teil der Stasi-Bauten privatisiert, nur noch 40 Prozent der Grundstücksfläche befinden sich seit dem in öffentlicher Hand.

Groß, aber leer, so wirkt nun auch die Phrase vom Campus für Demokratie. Vergleichsweise wenige Besucher_innen verirren sich hier hin. Wobei „verirren“ hier wörtlich gemeint ist, denn das Gelände ist so gigantisch wie unübersichtlich.

Um die Orientierung zu erleichtern

Abhilfe soll nun ein Wegeleitsystem schaffen: 21 Stelen, die auf dem Gelände, aber auch im umliegenden Straßenraum verteilt sind, um die Orientierung zu erleichtern. Dank QR-Codes funktioniert das Angebot auch als Audiorundgang.

Am 11. Mai 2022 weihte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) dieses neuste Projekt des Campus für Demokratie ein. Auch Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) war dabei sowie Vertreter_innen des Bundestags und des Bundesarchivs.

Viel Rummel um ein paar Infotafeln? Immerhin kann man sie als Zeichen sehen, dass es endlich vorangeht

Viel Rummel um ein paar Infotafeln? Immerhin kann man sie als Zeichen sehen, dass es endlich vorangeht: Als nächstes soll ein „Archivzentrum zur DDR-Geschichte“ entstehen, mit „bundesweiter Ausstrahlungskraft“, wie es auf der Seite des Campus für Demokratie heißt. Aber erst muss saniert werden: „Im jetzigen Zustand würde die Tragfähigkeit der Geschossdecken eine solche Nutzung nicht zulassen“, sagt Udo Dittfurt von der Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG, die für das Standortmanagement zuständig ist.

Sowohl Rot-Grün-Rot in Berlin als auch die Bundes-Ampel wollen Geld für die notwendigen Arbeiten bereitstellen. Wie teuer dieses Großprojekt wird, ist unklar. Allein das neue Wegeleitsystem hat 438.000 Euro gekostet.

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