Ehemalige Stasi-Zentrale in Lichtenberg: Viele Ideen, kein Plan

An Vorschlägen für die Zukunft der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg mangelt es nicht – seit Jahren. Vom Fleck kommt das Projekt trotzdem nicht.

Stasi-Muff mit Grünpflanze: Irgendwann soll die ganze Ex-MfS-Zentrale zu einem richtigen Demokratie-Campus werden Foto: Rosa Mosinzer

BERLIN taz | Beigefarbene Wände und Vorhänge, braune Teppiche, wuchtige Möbel aus hellem Holz – alles in den Büros der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Lichtenberg ist eintönig und schlicht. Das einzig Bunte sind die blauen Polster der Sessel in den Besprechungszimmern der Ministeretage.

Für Be­su­che­r ist es wie eine Reise in eine düstere Zeit. Dieser Eindruck wird verstärkt durch eine der Schautafeln, auf der es heißt, dass die Damentoilette der Etage zur Küche umfunktioniert wurde – denn Frauen gab es auf dieser Machtebene damals nicht.

Heute dient der gigantische Gebäudeblock aus 22 Häusern in der Ruschestraße der Erinnerung. Ein Teil der Gebäude wurde in ein Stasi-Museum umgewandelt. Seit 2012 gibt es die Idee, aus diesem düsteren Ort insgesamt einen „Campus für Demokratie“ zu errichten.

„Es gibt keine bessere Möglichkeit, aus den von Diktatur und Repression geprägten Räumen etwas Gutes und Zukunftsweisendes zu schaffen“, sagt der Sprecher der SPD-Fraktion für Aufarbeitung der SED-Diktatur, Andreas Geisel, vormals Berliner Innen- und Bausenator.

Wie was wann? Komplett unklar

Allerdings lässt die Geschwindigkeit der Umsetzung bislang zu wünschen übrig. Zwar finden bereits verschiedene Veranstaltungen, Workshops und Seminare statt, die das Demokratieverständnis vertiefen sollen, doch die Größe des Campus bietet weitaus mehr kulturelle Möglichkeiten. Mehrere zehntausend Quadratmeter Bürofläche stehen noch leer.

Die Planung und Umsetzung der Nachnutzung dieser Fläche nimmt viel Zeit in Anspruch. Grund dafür ist nicht nur die Privatisierung der Gebäude auf dem Campus, sondern auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren. Auch die jüngste externe Sitzung des Kulturausschusses des Abgeordnetenhauses auf dem Gelände des Campus für Demokratie brachte keine neuen Beschlüsse oder Vereinbarungen.

Heraus kam lediglich der parteiübergreifende Konsens, diesen Block erinnerungskulturell zu entwickeln – auch das wird bereits seit Jahren beteuert. Alle Beteiligten sind sich zwar wie gehabt einig, das etwas mit den Flächen geschehen soll. Aber die zentralen Fragen, wie was wann und mit welchen finanziellen Mitteln umgesetzt werden soll, bleiben ebenfalls wie gehabt ungeklärt.

Bebauungsplan bis 2026

Robin Mishra vom Bundesarchiv, dem wiederum das Stasi-Unterlagen-Archiv unterstellt ist, hob am Montagnachmittag anlässlich des Betriebsausflugs des Kulturausschusses nach Lichtenberg noch einmal die Bedeutung des Geländes hervor.

Zugleich mahnte Mishra, dass jetzt endlich auch mal „ein starkes politisches Signal“ brauche, „dass die Campusplanung entsprechend der Beschlüsse in Bund und Land Gestalt annehmen soll und dass Gelder für die dringend notwendigen Sanierungs- und Neubaumaßnahmen bereitgestellt werden“.

Das nächste Ziel ist nun, bis 2026 den Be­bauungsplan auf den Weg zu bringen. Der Fokus soll ­dabei auf der Belebung des Blocks durch eine kulturelle und gewerb­liche Nutzung liegen. Die leer stehenden ­Flächen könnten unter anderem für­ ­Jugendherbergen, Kindertagesstätten sowie Unternehmen genutzt werden.

Einen größeren Kontrast zu seiner ursprünglichen Nutzung kann man sich wahrlich kaum vorstellen. Angesichts der derzeitigen Tristesse des Ortes muss allerdings noch viel auf dem Gelände passieren, wenn daraus eines Tages tatsächlich ein Campus für Demokratie werden soll.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.