piwik no script img

Mit Rollstuhl nicht nach Bergedorf

■ In den alten S-Bahn-Zügen fehlen die Rampen für Behinderte

Die S-Bahn in Hamburg kommt nicht so schnell ins Rollen, was einen behindertenfreundlichen Kundenservice anbelangt. Nach Bergedorf sollte man als RollstuhlfahrerIn zum Beispiel erst gar nicht mit der S-Bahn fahren. Gesa Beckmann hat das versucht. Die Hamburgerin, die im Rollstuhl sitzt, wollte mit der S 21 nach Bergedorf fahren, musste jedoch am Hauptbahnhof feststellen, dass sie nicht einsteigen kann, weil der Zug keine Rampe für RollstuhlfahrerInnen mit sich führte. Nach Bergedorf fahren alte Züge – nicht behindertengerecht.

Rampen, die fehlen, wenn sie gebraucht werden – keine Ausnahme bei täglich 260 Fahrten der Linie 21. Auf der S 21-Strecke und der am meisten befahrenen Linie S 3 zwischen Pinneberg und Neugraben fahren noch Hochgeschwindigkeitszüge aus den 50er Jahren. Die sind allesamt nicht mit Rampen ausgestattet. „Die Züge erfüllen gewisse Richtlinien nicht, auch ist der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Zug noch wesentlich größer als bei den neuen Bahnen“, erklärt Katrin Fech von der S-Bahn Hamburg GmbH. Insgesamt sind erst 40 Prozent der Bahnen modernisiert, das heißt, sie führen zwei Rampen im vordersten und hintersten Wagen mit sich. Die „neuen“ Bahnen fahren aber ausschließlich auf der S1-Linie zwischen Wedel und Poppenbüttel.

Damit RollstuhlfahrerInnen nicht umsonst auf den falschen Zug warten, könnte man zumindest in den Fahrplänen Angaben machen, ob die Züge behindertentauglich sind, schlägt Beckmann vor. Doch die S-Bahn GmbH will nichts versprechen, was sie nicht halten kann: „Bei uns finden täglich zahlreiche Änderungen, Umlenkungen und Zugausfälle statt, so dass wir für Zeiten und Zugnummern nicht garantieren können“, sagt Fech.

Und das ist nicht das einzige Dilemma. Wenn behinderte Menschen nämlich die Hilfe des Hamburger Verkehrs-Begleitservices mit seinen 120 MitarbeiterInnen in Anspruch nehmen wollen, müssen sie ihre Fahrt schon am Tag vorher planen und anmelden. Der Begleitservice fährt mit und hilft Behinderten beim Ein- und Aussteigen.

S-Bahn-Fahren ohne diese Steine im Weg – ob S1, S3 oder S 21 – wird für RollstuhlfahrerInnen wohl erst 2002 möglich sein. Bis dahin sollen alle Hamburger S-Bahnen modernisiert sein. uc

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen