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Mit Paradeisern ein GedichtSelbst schuld, wer das Unkraut nennt

Giersch ist in der heimischen Küche noch viel zu wenig bekannt. Statt auf den Kompost gehört das Kraut aber in den Salat oder in eine Palatschinke.

Wer länger vom Giersch profitieren will, kann die Blätter auch in Essig einlegen und ein paar Wochen ziehen lassen Foto: F. Hecker/imago

M ein Motto für den Frühling? Drei-drei-drei, bist beim Giersch dabei! Zwar ist er unter so manchen Gartelnden noch als Unkraut verschrien, doch gibt es inzwischen immer mehr, die den Giersch lieber aufessen als sich über ihn zu ärgern. Kein Wunder – das Kraut riecht beim Zerreiben herrlich nach Petersilie und eignet sich nicht nur für Suppen und Salate, es hat auch Heilkräfte. Giersch wird gegen Gicht und Rheuma eingesetzt und ist dank seiner entwässernden Wirkung als Tee ein unterstützendes Hausmittel bei Blasenentzündung.

Zu erkennen ist der Giersch leicht an seinen dreieckigen Stängeln und den drei mal drei Blättern (daher auch die oben genannte Regel). Er wächst an schattigen und feuchten Standorten, zum Beispiel an Bachufern oder Waldrändern, und kann 80 Zentimeter hoch werden. Wer zum ersten Mal sammelt, sollte genau auf die Blätteranzahl schauen. So lässt sich der Giersch nämlich vom Bärenklau und dem Schierling unterscheiden, die beide giftig sind.

Meinen frisch gepflückten Giersch nutze ich als Petersilienersatz auf Suppen oder mache daraus Kräuterfrittaten. Dafür vermische ich 200 g Dinkel- oder Weizenmehl mit Salz, Pfeffer und einer Prise Muskat und rühre 2 Eier, 300 ml Milch und den kleingehackten Giersch unter. Ich erhitze Butter in der Pfanne und backe Palatschinken, die ich aufrolle und in schma­le Streifen schneide. Dazu passt eine selbst gemachte Gemüse- oder Hühnerbrühe.

Eine andere Möglichkeit ist ein bunter Frühlingssalat, zum Beispiel mit Rucola, Giersch und Kerbel, den ich mit kleingeschnittenen Ochsenherzparadeisern und Avocado verfeinere. Die Avocadoscheiben dabei am besten in einer Pfanne von jeder Seite etwa zwei Minuten grillen und – wer’s mag – mit Chiliöl einstreichen, ehe sie in den Salat gemischt werden. Für die Vinaigrette hacke ich eine Knoblauchzehe fein und mische sie mit Zitronensaft sowie Senf, Salz und Pfeffer. Dazu kommen jeweils ein Spritzer Oliven- und Arganöl.

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Wer länger vom Giersch profitieren will, kann die Blätter auch in Essig einlegen und ein paar Wochen ziehen lassen. Der Kräuteressig kann dann in Flaschen abgefüllt und das ganze Jahr über genutzt werden.

Im Sommer mache ich aus dem Giersch in meinem Garten eine köstliche Kräuterlimonade. Dafür sammle ich Giersch und eine Ranke Gundermann, etwas Pfefferminze und Zitronenmelisse aus meinem Kräuterbeet. Ich übergieße alles mit einem halben Liter kochendem Wasser, lasse die Flüssigkeit abkühlen und presse den Saft einer Zitrone dazu. Schließlich fülle ich mit einem Liter Apfelsaft auf. Die Kräuterlimonade kann man nach Belieben mit Mineralwasser verdünnen. Guten Durst!

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