■ Mit Microsofts Prozessen auf du und du: Die zweite Runde
Berlin/Washington (taz/AP) – Im großen Anti-Trust-Prozeß gegen den Software-Riesen Microsoft wurde am Montag in Washington der letzte Zeuge der Anklage gehört. Der Wirtschaftswissenschaftler Franklin Fisher vom Massachusetts Institut of Technology (MIT) war von den klagenden Bundesstaaten und der Zentralregierung gerufen worden. Zum Schluß der ersten Prozeßrunde schonte Fisher das mit einem Aktienwert von etwa 300 Milliarden Dollar neben General Electric wertvollste Unternehmen der Welt nicht: Der Konzern sei ein „räuberischer“ Monopolist, der versucht habe, einen Konkurrenten durch die Koppelung des Betriebssystems Windows mit seinem eigenen Internetprogramm zu vernichten.
Gemeint war mit dem Konkurrenten natürlich Netscape, daß mit seinem ursprünglich dominierenden Surfprogramm „Navigator“ zunehmend mit dem „Internet Explorer“ von Microsoft zu kämpfen hat.
Die Firma von Bill Gates beginnt ihre Verteidigung in der kommenden Woche. In einer schriftlich abgegebenen Aussage wies Microsoft aber schon mal Fishers Statement als „gespickt mit Fehlern“ zurück. Microsoft könne keine Monopolpreise verlangen, weil es eine Konkurrenz durch andere Betriebssysteme und durch mögliche neue Konkurrenten gebe, erklärte Microsoft.
Ob neue Betriebssysteme wie das frei verfügbare Linux oder die Vielfalt des Internets wirklich an Gates' Vorherrschaft kratzen, wird sich noch zeigen. Im Prozeß geht es aber offiziell um den Browserkrieg mit Netscape.
Während Microsoft das aufwendige, eher politische Anti- Trust-Verfahren am Hals hat, flattern dem Konzern nun auch Klagen zum Jahr-2000-Problem ins Haus. Im Dezember reichte die Software-Entwicklerin Ruth Kaczmarek in Chicago eine Anzeige ein: Ihre Kopien der Adressen- und Rechnungsverwaltungsprogramme FoxPro und Visual FoxPro seien anfällig für Abstürze, weil sie keine Daten verarbeiten könnten, die über den 31. Dezember 1999 hinausgehen, so Kaczmarek laut CNN. Ihre Anwälte versuchen nun eine Entschädigung von Microsoft zu kriegen, weil die Firma keine diesbezügliche Warnung herausgegeben habe.
Microsoft gibt an, daß 89 Prozent seiner Produkte sehr wohl kompatibel mit dem Jahr 2000 sind, und hat eine Webseite zum Problem eingerichtet: http:// www.microsoft.com/year2000. rem
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