piwik no script img

Mit Lama auf Sauftour in BordeauxFrankreichs virtuelles Kuscheltier

Fünf Betrunkene spazieren mit einem Lama durch die Nacht von Bordeaux. Die Reise endet in einer Tram – und geht danach im Netz weiter.

Fünf Männer und ein Lama. Bild: Facebook

PARIS taz | In der Straßenbahn von Bordeaux werden wohl demnächst wieder Hinweisschilder angebracht mit der Aufschrift „Nicht auf den Boden spucken!“. Auch wenn es nicht alle Tage vorkommt, dass ein Lama mit dem Tram einen nächtlichen Ausflug unternimmt.

Das Lama heißt Serge und die Story seiner nächtlichen Tournee durch Bordeaux ist im Internet seit Tagen das Top-Thema und inspiriert zahllose Kommentare und Fotomontagen. Serge ist überall. Er ist Frankreichs virtuelles Kuscheltier. Zu verdanken hat er das einer Gruppe von fünf Witzbolden, deren Streich allerdings um ein Haar übel geendet hätte.

Begonnen hatte diese unglaubliche Internetkarriere eines Lamas nämlich mit einem reichlich begossenen Abend unter Freunden in Bordeaux. Barmann Mathieu (20) und seine vier Freunde mochten nach einer feucht-fröhlichen Runde durch mehrere Lokale noch nicht heimgehen, als sie auf einen Zirkus stießen.

Niemand hinderte sie daran, in der Arena Akrobaten und Dompteure zu spielen. Für ihre Facebook-Seiten wollten sie ihre Zirkusnummern festhalten, und so fotografierten sie sich zusammen mit zwei Kamelen, bevor sie auf ein zutrauliches Lama stießen. „Es hat überhaupt nicht gespuckt“, versichert Mathieu.

Alle wollen Fotos

Irgendwie sei ihnen da die Idee gekommen, dass dieses Zirkustier eine große Lust auf Freiheit haben müsse. Bereitwillig habe sie Serge, den sie einstimmig „Kuzco“ getauft hätten, dann begleitet. So spazierten denn die fünf mit ihrem Lama wie mit einem Hund an der Leine durch das nächtliche Bordeaux und alle Menschen, die sie trafen, wollten das freundlich lächelnde Tier streicheln und sich mit ihm fotografieren. Als die fünf dann mit Serge die Straßenbahn bestiegen, wie wenn nichts wäre, machten die anderen Passagiere aber doch große Augen.

Nicht ganz so lustig fand diesen Ulk ein Kontrolleur der städtischen Verkehrsbetriebe, der den Spaßvögeln an der Haltestelle „La Comédie“ befahl, mit dem ungewöhnlichen Schwarzfahrer sofort das Tram zu verlassen. Ihren Begleiter Serge alias „Kuzco“ banden sie kurzerhand an einen Laternenpfahl.

Inzwischen gab es aber bereits die ersten Fotos der Männer und Serge im Internet. Der Polizei fiel es darum leicht, die fünf noch ziemlich angeheiterten Lama-Diebe zu identifizieren und festzunehmen. Auf der Polizeiwache waren diese sich der Tragweite ihres Treibens überhaupt nicht bewusst.

Das war aber erst die Vorgeschichte, denn in den Tagen danach entwickelte sich das Lama im Tram von Bordeaux zu einem Massenphänomen. Auf Facebook entstand sofort eine Seite zur Unterstützung der fünf, gegen die eine Strafklage wegen schweren Diebstahl vorlag. Am Wochenende hatten sich schon mehr als eine halbe Million Fans dieser Solidaritätsbewegung angeschlossen.

Kein Kommentar vor der Kamera

Auf Twitter und Tumblr wurden zahllose Fotomontagen veröffentlicht, wo Serge an den unglaublichsten Orten auftauchte. Der Fernsehsender BFM-TV versuchte sogar ein Interview mit dem phlegmatischen Lama, das vor der Kamera aber keinen Kommentar abgeben wollte.

Für Mathieu und seine Kumpane dürfte dank dieses Buzz die Sache glimpflich enden. Der Zirkusdirektor John Beautour hat seine Klage zurückgezogen. Schließlich sei ja kein Schaden entstanden. Im Gegenteil hat der Klatsch auf Internet seinem Zirkus unverhofft viel Publizität gebracht. Natürlich ist Serge jetzt seine Attraktion in der Arena.

Mit Humor nimmt auch ein anderer die Sache. Serge Lama heißt nämlich auch ein (ebenfalls in Bordeaux geborener) Chansonnier, der schon etwas in Vergessenheit geraten war. Auch er habe sehr gelacht über die Geschichte seines berühmten Namensvetters, ließ er mitteilen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • R
    Rauwolf

    Das ist Tierquälerei. Und das soll lustig sein? Abartig !!