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■ Mit Futtertrögen auf du und duWas Kühe kauen

Berlin (taz) – Was unten rauskommt, hängt stark davon ab, was vorher oben reingegangen ist. Das ist bei Kühen nicht anders als bei Hochöfen. Deutsche Rindviecher ernähren sich zu knapp 60 Prozent von Grünfutter. Glückliche Exemplare rupfen das im Sommer selbst auf der Weide, weniger privilegierte kauen das ganze Jahr über im Stall Silage aus dem Bunker. Dafür walzen die Bauern Mais, Gras oder Zuckerrübenblätter platt und schließen sie mit einer Folie luftdicht ab. Die vergorene Masse, der nach und nach das Wasser entzogen wird, landet nach einigen Monaten in den Trögen.

Ernährungsmäßig bevorzugt werden die 5 Millionen Milchkühe, damit sie die ständige Melkerei ohne Mangelerscheinungen überstehen. Sie bekommen deutlich mehr Gras und Heu als die 15 Millionen Ochsen, Bullen und Kälber, die sich überwiegend mit Maissilage zufriedengeben müssen.

40 Prozent des Speiseplans für deutsche Rinder besteht aus Kraftfutter. 7,4 Millionen Tonnen davon stellt die deutsche Futtermittelindustrie jedes Jahr her, wovon 90 Prozent wieder in den Trögen der weiblichen Tiere landen. Deren stärkende Kost besteht aus Getreide und verschiedenen Abfallprodukten, die bei der Herstellung von Lebensmitteln anfallen. 1,3 Millionen Tonnen Ölkuchen stammen größtenteils aus deutschen Landen. Während Sonnenblumenöl in Pfanne oder Salatschüssel fließt, bekommen die Kühe das Schrot. Auch Raps-, Maiskeim- und Leinsamenspelzen dienen den Rindviechern als Futter. Aus den USA importiert werden zusätzlich 1,3 Millionen Tonnen Maiskleber, der bei der Stärkegewinnung anfällt.

Während das Kraftfutter in den neuen Bundesländern fast ausschließlich durch Zuckerschnitzel – mit Melasse besprühte Reste der Rübenverarbeitung – gesüßt wird, verwenden viele westdeutsche Bauern hierfür auch gerne Zitruspellets. Sie kommen etwa zu gleichen Teilen aus den USA und Brasilien und bestehen aus gepreßten Apfelsinen- und Zitronenschalen. 600.000 Tonnen davon landen jährlich in Rotterdam, Bremerhaven oder Hamburg an. Die jetzt durch erhöhte Dioxinwerte aufgefallene Pulpe stammt ausschließlich aus Brasilien.

„Dioxine im Futter gibt es aber nicht nur in den Zitruspellets, sondern auch im Luzernegrünmehl“, sagt Hubert Grote vom Fachverband der Futtermittelindustrie. Das Umweltgift kommt zum einen durch den Anbau der Grünpflanzen in der Nähe von Autobahnen oder Müllverbrennungsanlagen in die Tröge. Aber auch die Trocknung über offener Flamme ist aus diesem Grund gefährlich. Annette Jensen

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