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■ Mit Banking-Shops auf du und duWurst und Sparbuch

Wenn die Kunden schon nicht zu uns kommen, müssen wir wohl zu den Kunden gehen. Nach diesem Grundsatz handeln seit einigen Jahren auch deutsche Kreditinstitute bei ihrer Suche nach dem privaten Kunden. Mit Telefonbanking und Homebanking per PC sowie mit ihren neuen Direktbanktöchtern versuchen Banken und Sparkassen, ihrer bequemer gewordenen Klientel mehr „convenience“ zu bieten – Bequemlichkeit eben.

Nach amerikanischem Vorbild (dort gibt es bereits mehr als 3.000 Bankfilialen in Supermärkten) wurde im Oktober 1996 der erste Banking-Shop der Deutschen Bank im westfälischen Rheine eröffnet. Seitdem hat der Marktführer sechs Shops installiert, Commerzbank und bayerische Hypo folgten.

Rund 600 Supermärkte, zumeist auf der grünen Wiese vor den Städten, locken mit einer Kundenzahl von mehr als einer Million Besuchern pro Jahr. Die Anfangsinvestitionen von rund 300.000 Mark sind für die Banken dabei weit niedriger als bei Filialeröffnungen, und so freut sich Peter Pletsch, Pressesprecher der Commerzbank, darüber, daß die Banking-Shops viel schneller schwarze Zahlen schreiben als gedacht. Deshalb will sich die „Bank an ihrer Seite“ (Commerzbank-Slogan) bis Ende 1998 in 30 weiteren Standorten zwischen Kühltruhe und Gewürzregal zwängen.

Während die Deutsche Bank in ihren Shops auch anspruchsvolle Beratung anbietet, konzentriert sich die Commerzbank auf standardisierte Produkte. In ihrer werblichen Diktion, das gibt auch Klaus Thoma von der Deutschen Bank zu, nähern sich die Banker ihren Gastgebern aus dem Einzelhandel an – „Sparbriefe im Sonderangebot“ sowie das obligatorische „Darf's ein bißchen mehr sein?“ bei Krediten. Immerhin halten sich die neuen Banking-Shops an die langen Öffnungszeiten der Supermärkte. Ungewöhnlich für Bankfilialen.

Wie lange die Banker bei Allkauf oder Wertkauf noch Gastrecht genießen, steht in den Sternen. In Großbritannien sind Handelsketten wie Sainsburys oder Tesco längst selbst auf den Geschmack gekommen. Bei Sainsburys gibt es attraktive Sparzinsen und bei Tesco Kreditkarten, Reiseschecks oder ausländisches Geld. Das Consultingunternehmen Data Monitor prophezeit den europäischen Banken denn auch einen erbarmungslosen Konkurrenzkampf um die privaten Kunden.

Horst Peter Wickel

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