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Missbrauchsskandal katholische KircheAktenvernichtung wird bestritten

Die Studie zu den Missbrauchsfällen hat die katholische Kirche zwar gestoppt, die Bischofskonferenz bestreitet aber eine Aktenvernichtung. Kritik kommt aus der Politik.

Die Akten fest in der Hand – das behauptet zumindest die Bischofskonferenz. Bild: dpa

BERLIN dpa/dapd | Die Deutsche Bischofskonferenz hat im Streit um die gestoppte Studie zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche den Vorwurf der Aktenvernichtung abermals zurückgewiesen. „Es gibt keinerlei Hinweise für Aktenvernichtungen im kirchlichen Bereich“, bekräftigte Sekretär Hans Langendörfer am Donnerstag im Deutschlandfunk.

Die Bischöfe hatten am Vortag vorzeitig den Vertrag über das Projekt mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen gekündigt. Dessen Leiter Christian Pfeiffer wirft der Kirche die Vernichtung von Missbrauchsakten und Zensur vor. Landendörfer sagte: „In dem letzten Vertragsentwurf [...] ist überhaupt keine Rede davon, dass es eine, wie Herr Pfeiffer gerne sagt, Kontrolle, Zensur geben solle.“ Langendörfer nannte Pfeiffer einen renommierten Wissenschaftler, der „unseriös geworden ist“.

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte hingegen im Deutschlandfunk, dass sie stets gute Erfahrungen mit Pfeiffers Forschungsinstitut gemacht habe. „Da hat Herr Pfeiffer immer auch sehr intensiv gearbeitet. [...] Er gehört wirklich mit zu den ersten Adressen in Deutschland.“

Die Reaktion der Bischöfe auf die Vorwürfe von Pfeiffer erweckten den Eindruck, dass „die Kirche am Ende die Hand drauf haben wollte, darauf, was soll wirklich veröffentlicht werden und was nicht an Erkenntnissen, die gewonnen werden.“

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12 Kommentare

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  • GW
    gottlos wie sonst niemand

    Da kann sich die Kirche aber gratulieren daß jetzt die Mißbrauchsvorwürfe gegen Klaus Kinski bekannt wurden. Wenn man seine eigenen Schafe nicht mehr ins Trockene bekommt, kann man sich wenigstens freuen, daß die Schafe andere nicht nur ebenfalls im Regen stehen, sondern noch zusätzlich in den Bach fallen.

  • V
    Vermuter

    Wenn die Vermutung stimmt, das die Bistümer Regensburg und München wehren, hat das wohl mit der Familie Ratzinger zu tun, die dort wirkten? Dann hätte der Fall sogar eine weltweite Bedeutung. Warten wir ab, was weiter passiert und staunen, wie sich die deutschen Bischöfe weiter selber schaden.

  • UB
    Und bei euch

    Ich würde in der taz lieber mehr über Volker Beck den Vorkämpfer des Kleinejungsliebevollvögeln oder die Reformpädagogik inklusive Kindesmißbrauch lesen. Wie ist da der Stand? Daniel Cohn-Bendid kann man ja auf youtube bei seinen Schwärmereien über den Mißbrauch vomn Kleinkindern bewundern. Ansonsten sitz er im Europaparlament für die Grünen. Über die Grünen hört man da in der taz auch wenig. Da ist man mit dem Aufarbeiten unglaublich schnell fertig und Volker Beck turnt immer noch in der Politik herum wie all die anderen auch. Da kommt mir die Kirche ehrlicher vor. Allerdings hört man über deren Argumente nichts. Herr Pfeifer ist mir als jahrelanger ARD-Dauererklärer und Relativierer der von Sarrazin und Buschkowsky genannten Tatsachen bekannt. Die Kirche hat ihn als linientreuen Lieblingskriminologen der Linken genommen was doch von Ernsthaftigkeit bei der Aufklärung zeugt. Das ist so als würde die taz, Reformpädagogen und die Grünen den Juristen Edmund Stoiber beauftragen die Vergehen in ihren Reihen aufklären zu lassen.

  • K
    Klasnic

    Das Vertuschungsnetzwerk rund um die Klasnic Kommission.

    Opus Dei und sein globales Netzwerk.

    http://opferschutz.blogspot.de/2012_10_01_archive.html

    Der Geheimbund Opus Dei und seine Inhalte.

    http://www.opusfrei.org/

  • S
    Scheibenwelt

    Kardinal Groer hat zig tausende Knaben missbraucht.

    Die Aufklärung in Österreich kann identisches bestätigen, es werden Unterlagen geschreddert, der Vatikan deckt die Inhalte.

    http://derstandard.at/1268700874987/Kritik-an-Papst-Auch-beim-Fall-Groer-wurde-nur-vertuscht

  • EE
    Ein Eindruck einer Abzockerei

    Tja, so iss'es eben: Die Pfarrerin einer Innenstadtgemeinde von Berlin behauptete, Schriftstücke nicht beglaubigen zu dürfen.

    Klar, Schriftstücke, Beglaubigungen hat immer was mit Amtshandlung zu tun.

    Klar ist auch, dass die Kirche ja offensichtlich keine (nenneswerte) Erfahrung im Umgang mit Schriftgut haben kann, wenn mir so (wie von der Pfarrerin gekommen), wenn nicht einmal wohl der Umgang mit Schriftgut beherrscht (gewollt) wird.

    Die Arbeitsunlsut in manchen Pfarreien finde ich erbärmlich! Hoch Dotierte in krichlichen Ämtern - und Schiss davor haben, Beglaubigungen vorzunehmen.

    Die NichtkirchgängerInnen, Nicht-Mitglieder der Kirche haben der Pfarrerin ihre Ausbildung finanziert; eben durch Steuernabgabe ans Finanzamt, ergo: an den Staat.

  • S
    Schneider

    Hat die Kirche Angst vor der Wahrheit?

  • S
    sowares

    Die Kirchenoberen ahnten zu Beginn der Untersuchungen wohl selbst nicht , wie tief der Sumpf ist , der sich da öffnen würde . Als sie das begreifen mußten , haben sie die Notbremse gezogen .

    Sagt der Wahrscheinlichkeitsrechner eines Ungläubigen .

     

    ... ist aber auch ein absurdes Ansinnen : - die Täterorganisation ,die sich selbst ans Messer liefern soll .

  • K
    kroete

    Das waren noch Zeiten, als zentnerschwere Steintafeln vom Himmel fielen, um Gottes Schöpfung Regeln zukommen zu lassen.

    "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen...."

    Heute löscht man unliebsame Daten einfach, bereits altmodische Zeugnisse aus Papier müssen mühevoll geschreddert werden.

    Gut, daß nur der liebe Gott alles sieht, während sein defizitäres Bodenpersonal mit allen Mitteln die christliche Fassade aufrecht erhalten möchte.

  • Z
    Zeus

    Die lächerlichen Kostüme, sollen ihre Besonderheit verstärken-,aber unter den Kostümen-ein Haufen Müll.Man stellt sich die Frage:Wen vertritt die kath.Kirche eigentlich noch? Eine Hybris, aufgebaut mit der Angst und dem Aberglauben der Menschen. Ein Selbstbereicherungs-Orden, der nur die eingehenden Spenden verteilt. Bischöfe und Kardinäle beziehen hohe Gehälter, damit nach ihrem Ableben, die Kirche noch reicher wird.Sollte sowas noch mit Steuergeldern finanziert werden?

  • WB
    Wolfgang Banse

    Kirchen sind Teil der bundesrepublikanischen Gesellschaft und haben sich dieser an zu passen.Kirche und Staat sind zwqar getrennt,trotzdem sollte der Staat ein gewisses Kontrollorgan über die Kirchen ausüben.

  • WR
    Weiße Rose

    Jede andere organisierte Kinderschänderbande wäre längst verboten worden; Die Verantwortlichen säßen für lange Zeit hinter Gittern, mit anschließender Sicherungsverwahrung...

     

    Aber mit Rechtsbeugung seitens deutscher Justiz hat das wohl nichts zu tun, oder?