Missbrauchsanklage gegen R&B-Sänger: R. Kelly muss im Gefängnis bleiben

R. Kelly ist wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und verhaftet worden. Eine Kaution wurde festgelegt – doch für die fehlt dem Sänger das Geld.

R. Kelly verlässt am Freitagabend sein Studio auf dem Weg, sich er Polizei zu stellen

Kann die Kaution nicht zahlen: US-Sänger R. Kelly Foto: Victor Hilitski/ap

Seit mehr als zwanzig Jahren erheben eine Vielzahl von Frauen Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen den R'n'B-Sänger R. Kelly. Seit den 1990ern soll Kelly seine Macht genutzt haben, um Sex mit Minderjährigen zu haben und schwarze Frauen psychisch und physisch zu missbrauchen. Obwohl es zwei Prozesse wegen Kinderpornografie gegen ihn gab, hat die Karriere des Musiker nie merklich unter den Vorwürfen gelitten, er wurde nie verurteilt.

Das könnte sich jetzt ändern. Gegen Kelly wurde in zehn Fällen des sexuellen Missbrauchs (Aggravated Sexual Abuse) Anklage erhoben. Am Freitagabend stellte sich Kelly den Behörden in Chicago. Daraufhin hatte ein Gericht am Samstag eine Kaution festgesetzt, Kelly den Pass abgenommen sowie ihm bis auf Weiteres jeden Kontakt zu Minderjährigen untersagt. Da Kelly die zehn Prozent der auf eine Million Dollar festgelegten Kaution nicht zahlen kann, sitzt er noch immer im Gefängnis. Das bestätigte laut US-amerikanischen Medienberichten sein Anwalt Steve Greenberg.

Die Fälle stammen aus den Jahren 1998 bis 2010 und betreffen vier Frauen, darunter auch drei Minderjährige zwischen 13 und 16 Jahren. Die neuen Anschuldigen sollen durch ein aufgetauchtes Video untermauert sein, in dem der Sänger beim Sex mit diesen Minderjährigen zu sehen sein soll. Dies ließ der Anwalt der Betroffenen Michael Avenatti verlauten. Kelly streitet alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab. Wenn der Musiker in allen zehn Anklagepunkten schuldig gesprochen wird, erwarten ihn bis zu 70 Jahre Gefängnisstrafe.

Für die Betroffenen ist es in jedem Fall eine gute Nachricht, dass ihre Vorwürfe endlich ernst genommen wurden. Dass überhaupt erneute Ermittlungen gegen Kelly aufgenommen wurden, ist auch der Doku „Surviving R Kelly“ zu verdanken. In dieser kommen sechs Stunden lang Betroffene zu Wort, unter anderem auch seine Ex-Frau Andrea Lee.

Nächste Anhörung am Weltfrauentag

Nach der Ausstrahlung zu Beginn des Jahres hatten sich mehrere Prominente von ihm distanziert, sein Plattenlabel RCA kündigte die Zusammenarbeit und seine Konzerte in den USA wurden nach den Protesten der Bewegung #MuteRKelly abgesagt.

Das angekündigte Deutschland-Konzerte in Hamburg soll weiterhin stattfinden. Ob das zweite geplante Konzert in Neu-Ulm stattfindet, ist derzeit unklar. Am Montag sagte ein Sprecher der Ratiopharm-Arena gegenüber der Südwest Presse, dass dies momentan geprüft werde. Ob Kelly seine Reise nach Deutschland wirklich antreten wird, hängt auch davon ab, was bei seiner nächsten Anhörung am 8. März, dem internationalen Frauentag, herauskommt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.