Mindestens 23 Tote, hunderte Verletzte: Selbstmordanschlag in Pakistan

Ein Selbstmordanschlag in der ostpakistanischen Stadt Lahore hat am Mittwoch rund 40 Menschen das Leben gekostet.

Rettungskräfte suchen am Anschlagsort nach weiteren Verschütteten. Bild: dpa

Die Szene des Anschlags gleicht einem Schlachtfeld. Das Notruf- und Kommunikationszentrum der Polizei liegt vollständig in Trümmern, ein Verwaltungsgebäude des Geheimdienstes und ein Nebengebäude sind teilweise eingestürzt. In der Umgebung sind durch die Explosion Häuser beschädigt, darunter ein Krankenhaus. Ein drei Meter tiefer Krater klafft an der Stelle, an der die Attentäter ihren Sprengsatz gezündet haben. Mindestens 23 Menschen kamen bei dem Anschlag bislang ums Leben, mehr als 250 wurden verletzt.

Bis zum Mittwochabend suchten Rettungskräfte in der ostpakistanischen Stadt Lahore nach Überlebenden des verheerenden Anschlags vom Morgen. Sie gruben sich mit Baggern durch die Trümmer des Polizeigebäudes in der Jinnah Road im Zentrum der Stadt, das bei der gewaltigen Detonation vollkommen zerstört worden sind. Hunderte Freunde und Angehörige von Vermissten versammelten sich hinter Absperrungen und beobachteten die Rettungsarbeiten.

Augenzeugen berichteten, ein Kleinbus habe am frühen Morgen mehrere Absperrungen durchbrochen und sei bis zu dem Polizeigebäude vorgedrungen. Dort seien vier Bewaffnete ausgestiegen und hätten sich Schusswechsel mit den Sicherheitskräften geliefert, anschließend sei der Kleinbus in einer heftigen Detonation explodiert. Pakistanische Fernsehsender zeigten Aufnahmen von zwei mutmaßlichen Angreifern, die Polizisten nach der Attacke festnahmen. Einer von ihnen ist ein junger Mann mit einem kurzen Vollbart, dem Aussehen nach Paschtune. Das legt den Verdacht nahe, dass der Anschlag den "Pakistanischen Taliban" zuzuschreiben ist, deren Kämpfer sich im Swat-Tal heftige Gefechte mit der Armee liefern. "Pakistans Feinde, die das Land destabilisieren möchten, kommen hierher, nachdem sie in Swat besiegt worden sind", erklärte Innenminister Rehman Malik.

Die Kulturmetropole Lahore galt lange als Ruhepol in dem von Anschlägen und Unruhen erschütterten Land. Doch die Attacke vom Mittwoch war bereits der dritte schwere Anschlag dieser Art in den vergangenen drei Monaten. Anfang März griff ein schwer bewaffnetes Terrorkommando die sri-lankische Kricketmannschaft im Zentrum der Stadt an. Vier Wochen später stürmten bewaffnete Kämpfer eine Polizeiakademie am Rand von Lahore und lieferten sich stundenlange Gefechte mit Sicherheitskräften.

Damals bekannte sich Baitullah Mehsud, der Anführer der "Pakistanischen Taliban", zu der Attacke. Er kündigte an, seine Kämpfer würden jede Woche einen vergleichbaren Anschlag ausführen, solange die Armee ihre Offensive im Nordwesten des Landes nicht einstellt.

Pakistans Armee erklärte am Mittwoch, sie habe 60 bis 70 Prozent von Mingora, der größten Stadt im Swat-Tal, von den Militanten zurückerobert. Die Region Buner südlich des Swat-Tales sei weitgehend unter Kontrolle der Regierungstruppen, Flüchtlinge kehrten bereits in ihre Städte und Dörfer zurück.

Ob die Armee ihre Offensive tatsächlich so lange fortsetzen wird, bis die Radikalislamisten aus der Region vertrieben sind, steht dahin. In der Vergangenheit stellten die Sicherheitskräfte - auch im Swat-Tal - groß angelegte Offensiven kurz vor militärischen Siegen überraschend ein. Offenbar glauben Teile der Armeeführung bis heute, sie könnte die Islamistenkämpfer in Zukunft noch gebrauchen, um sie etwa gegen Indien oder in Afghanistan einzusetzen.

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