piwik no script img

Milošević düpiert Gelbard

■ Kein Empfang des US-Gesandten, offenbar aber Bereitschaft zu Kosovo-Gesprächen

Belgrad (AP/AFP) – Der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević hat dem US-Unterhändler Robert Gelbard eine Abfuhr erteilt: Er weigerte sich, den Gesandten gestern zu Gesprächen über die Kosovo-Krise zu empfangen. Der US-Diplomat erklärte am Donnerstag abend, dies sage viel über Milošević' Haltung. Er sei wohl nicht bereit, ernsthaft den Abzug der serbischen Polizeieinheiten zu erwägen. Diese terrorisieren laut Gelbard die mehrheitlich albanische Bevölkerung des Kosovo. Nächste Station von Gelbards Reise war die jugoslawische Teilrepublik Montenegro, die seit Januar vom Milošević-Gegner Milo Djunkanović regiert wird.

Milošević scheint jedoch inzwischen bereit zu sein, ein Vermittlungsangebot der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu akzeptieren. Der amtierende OSZE-Vorsitzende und polnische Außenminister Bronislaw Geremek sagte laut der unabhängigen jugoslawischen Nachrichtenagentur Beta vor seinem gestrigen Besuch in Belgrad, Milošević habe grundsätzlich Gesprächen am Runden Tisch mit Kosovo-Albanern und neutralen Vermittlern aus dem Ausland zugestimmt. Nach einem Gespräch mit Jugoslawiens Außenminister Zivadin Jovanović sagte Geremek gestern, er erwarte „klare und positive Antworten“ der serbischen Seite auf drei Fragen. Dabei gehe es auch um die geplante Mission des OSZE-Sondergesandten und früheren spanischen Ministerpräsidenten Felipe González und die Schaffung eines Runden Tisches zwischen Vertretern Serbiens und den Kosovo-Albanern. Die OSZE-Mission von González war bisher an Belgrads Widerstand gescheitert. Gestern meldete die regierungsnahe Belgrader Zeitung Politika, bei Kämpfen zwischen serbischen Polizisten und Albanern im Kosovo seien am vergangenen Dienstag mehr als vierzig „albanische Terroristen“ getötet worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen