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Millionen versenkt

■ "Wasserstadt Oberhavel" droht zum Finanzdebakel zu werden: Grundstückskosten steigen auf 760 Millionen Mark

Das Renommierprojekt „Wasserstadt Oberhavel“ wird zum Millionengrab für den Senat. Statt 381 Millionen Mark Defizit, wie 1992 prognostiziert, belaufen sich nach aktuellen Berechnungen des Entwicklungsträgers TET die Kosten für das Areal nun auf 760 Millionen Mark. Außerdem konnten bislang nur für ein Viertel des Geländes Investoren gefunden werden. Das geht aus einer Recherche des ORB-Magazins „Klartext“ hervor. Die TET plant, bis zum Jahr 2000 auf dem rund 200 Hektar großen Gelände nördlich der Spandauer Altstadt mehrere tausend Wohnungen, Büro- und Dienstleistungsquartiere sowie soziale Infrastruktureinrichtungen zu errichten. Das Gebiet war bis zum Fall der Mauer hauptsächlich von Industrieunternehmen als Lagerfläche genutzt worden.

Nach Informationen des Fernsehmagazins gelingt es der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft TET nicht, den erworbenen Grund und Boden der zukünftigen „Wasserstadt“ teuer an Investoren weiterzuverkaufen. Anstelle der vorgesehenen Belastungen sollen sich darum die Kosten für die Erschließung des Geländes auf 760 Millionen Mark erhöht haben. Das bedeutete faktisch für das Projekt eine Verdoppelung der Belastung, die aus dem Landeshaushalt aufgebracht werden muß.

„Allein für die Entschädigung der Betriebe, die umgesiedelt wurden, um dem Wohnpark Platz zu machen“, so Katrin Pfister, Redaktionsleiterin im ORB, „fielen Kosten in dreistelliger Millionenhöhe an.“ Ein weiterer TET-Problemfall sei das sogenannte Haveleck – ein ehemaliges Tanklager von Esso und Shell –, das der Entwicklungsträger für 215 Millionen Mark erworben hatte; nun bleibt er darauf sitzen. Pfister: „Jetzt tickt dort die Zinszeitbombe.“ Pro Jahr seien für das Gelände allein 12 Millionen Mark Zinsen fällig.

In der Immobilienbranche wird schon seit längerer Zeit bezweifelt, daß sich angesichts des Überangebots an Büroflächen die Wasserstadt überhaupt für die kalkulierten 1.400 bis 1.600 Mark pro Quadratmeter vermarkten läßt. Bisher konnte etwa nur ein Viertel der Fläche an Investoren veräußert werden. Rolf Lautenschläger

„Berlin droht Baupleite“ in:

„Klartext“, Dienstag, 1. April,

21 Uhr, ORB-Fernsehen

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