Militärparade in Nordkorea: Marsch der Soldaten
Nordkorea begeht den 105. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung. Zuletzt wurde befürchtet, das Land bereite zu diesem Anlass einen Atomwaffentest vor.
Auch mit Drohungen hielt sich die Führung in Pjöngjang an diesem Tag nicht zurück. Nordkorea werde einem „totalen Krieg mit einem totalen Krieg und einen Atomangriff mit einem Atomangriff“ antworten, verkündete Choe Ryong Hae. Der eigentliche Machthaber Kim Jong Un hielt sich bedeckt. Das nordkoreanische Staatsfernsehen zeigte ihn lediglich, wie er in einem schwarzen Anzug und einem weißen Hemd aus einer Limousine steigt, seiner Ehrengarde salutiert und anschließend hinter einem festlich gedeckten Podium Platz nimmt. Erhaben blickt er über die ihm zujubelnde Menschenmenge. Die Alltagspolitik überlässt er seinem Stellvertreter.
Drohtiraden hat es aus Nordkorea in den letzten Jahren schon häufiger gegeben. Hinzu kommen jetzt die Reaktionen aus den USA. Präsident Donald Trump sagte laut „Defense News“ auf die Frage, ob der Einsatz einer Riesen-Bombe in Afghanistan auch ein Signal an Nordkorea sei: „Nordkorea ist ein Problem – das Problem wird angegangen.“ Bei dem Bombenabwurf sind nach Angaben der afghanischen Behörden über 90 Menschen, mutmaßlich Extremisten, getötet worden. Damit hat sich die Zahl der Todesopfer erhöht. Am Freitag war noch von 36 Toten die Rede.
Viele Beobachter befürchteten im Vorfeld der Feierlichkeiten, Nordkorea könnte seine Nachbarstaaten und die USA mit einem neuen Atomtest provozieren. Dazu kam es am Samstag jedoch nicht. Seit Jahren arbeitet das nordkoreanische Regime an einem Atom- und Raketenprogramm – obwohl die Vereinten Nationen das untersagt haben. Allein im vergangenen Jahr ließ Pjöngjang zwei Atomwaffentests vornehmen und über zwei Dutzend Raketen ins Meer schießen. Gleichzeitig arbeiten die nordkoreanischen Techniker an der Entwicklung einer Langstreckenrakete, die mit atomaren Sprengköpfen bestückt die USA treffen sollen.
Das nordkoreanische Staatsfernsehen zeigte auch erstmals Bilder von U-Boot-Raketen des Typs Pukkuksong. Sie könnten eine Reichweite von rund 1.000 Kilometer haben. Chinesische Militärexperten meinen zudem, auf der Parade den Prototypen einer Interkontinentalrakete gesehen zu haben. Sie gehen nach einer ersten Analysen allerdings davon aus, dass diese Rakete noch nicht einsatzbereit ist.
China mahnt zur Besonnenheit
Bereits am vergangenen Wochenende hatte Trump einen Flugzeugträgerverband und mehrere U-Boote vor die Küste Nordkoreas geschickt. Auch japanische Kriegsschiffe schlossen sich der US-Flotte an. Trump hatte in den letzten Tagen zudem damit gedroht, Nordkoreas Atomprogramm notfalls im Alleingang stoppen zu wollen. Er hatte sich vor acht Tagen mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping auf Trumps Privatdomizil in Florida getroffen und um Pekings Unterstützung für seinen Kurs geworben.
China als bisherige Schutzmacht Nordkoreas hat sich offiziell bislang nicht auf die Seite der USA geschlagen, sondern mahnte lediglich zur Besonnenheit. „Wenn es einen Krieg gibt, ist das Ergebnis eine Situation, in der jeder verliert und es keinen Gewinner geben kann“, warnte der chinesische Außenminister Wang Yi zuletzt am Freitag.
Doch auch Peking erhöht nun den Druck auf Nordkorea. Die chinesische Führung hat eigenen Angaben bereits seit Februar keine Kohle mehr aus dem Nachbarland importiert. Kohle war zuletzt der größte Devisenbringer der Nordkoreaner. Am Samstag kappte Air China vorläufig auch sämtliche ihrer Flugverbindungen nach Pjöngjang.
Auch China will Nordkoreas Aufstieg zur Atommacht vermeiden, fürchtet aber ebenso einen Zusammenbruch des Regimes in Pjöngjang. Denn der würde Millionen Flüchtlinge ins Land schwemmen. Zudem will Peking um keinen Preis, dass US-Soldaten unmittelbar vor der chinesischen Grenze stationiert sind.
Am Ostersonntag wird US-Vizepräsident Mike Pence in Südkorea erwartet.
(mit ap)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!