Milchpreise steigen wieder: Bauern haben Discountpreise satt
Die Milch wird dieses Jahr wieder teurer, prognostiziert der Deutsche Bauernverband. Die Verbraucher reagieren gereizt auf mögliche Preissteigerungen.
BERLIN taz Die deutschen Bauern werden für die Milch in diesem Jahr mehr Geld kassieren als noch 2007 - davon geht der Deutsche Bauernverband (DBV) aus. DBV-Chef Gerd Sonnleitner erklärte am Dienstag, weltweit seien die Lager leer gefegt - bei steigender Nachfrage. Das beeinflusse auch den Preis in Deutschland.
Die Fakten: Im Jahresdurchschnitt erhielten die Milchbauern 2007 zwischen 33,5 und 35 Cent je Liter. Dieses Jahr sollten bis zu 6 Cent mehr drin sein, meint Sonnleitner. Einmal im Jahr handeln Molkereien und der Lebensmitteleinzelhandel die Liefermengen und -preise aus. Im Frühjahr stehen die Verhandlungen wieder an. Der Bauernverband will jetzt Druck machen.
Doch bei Edeka, Deutschlands größtem Lebensmittel-Einzelhändlerverband gibt man sich gelassen: Es gebe "keine Engpässe bei Milch", sagt Sprecherin Marliese Kalthoff - im Gegenteil. Tatsächlich ist erst in den letzten Wochen die Menge von Milchpulver und Butter gestiegen. Das hängt damit zusammen, dass die Molkereien immer über Weihnachten weniger Joghurt produzieren als im Rest des Jahres. Darum gibt es zum Beispiel häufig die Weihnachtsbutter - im Sonderangebot.
Für diese Niedrigpreise hat Gerd Sonnleitner kein Verständnis. Die Molkereien sollten sich davon nicht beeindrucken lassen, meint er: "Es gibt keine Not, bei Preisdruck und Sonderangeboten mitzumachen." Erst vor wenigen Wochen hat er sich auch beim Bundeskartellamt über Billigpreise der Edeka-Discounttochter Netto beklagt. Für 18 Cent verkaufte Netto einen 250-Gramm-Fruchtjoghurt - das sei zu wenig, mutmaßt Sonnleitner. Nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung ist es nicht erlaubt, Produkte unter dem Erzeugerpreis zu verkaufen. Vom Bundeskartellamt heißt es dazu allerdings, es gebe keinerlei Hinweise auf Unter-Einstandspreise, das habe man dem Bauernverband bereits per Brief mitgeteilt.
Bei den Verbrauchern schaffe sich die Bauernschaft jedenfalls keine Feinde, fordere man höhere Preise, meint Sonnleitner: Auch im vergangenen Jahr sei der Aufschrei von Konsumenten ausgeblieben, als Butter, Käse und Quark im Sommer um bis zu 40 Prozent teurer wurden: "Wenn die höheren Preise bei den Bauern ankommen, akzeptieren das die Verbraucher", erklärte Sonnleitner. Und Milch und Milchprodukte seien noch immer billiger als vor 15 Jahren.
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