Milchbäuerinnen beenden Protest: "Es geht um die nackte Existenz"
Die Milchbäuerinnen haben ihren Protest vor dem Kanzleramt beendet. Sie sind wütend auf die Kanzlerin, die nicht mit ihnen redete, wollen aber weiter kämpfen.
Die Milchbäuerinnen, die eine Woche vor dem Kanzleramt für höhere Milchpreise protestiert haben, sind zurück zu ihren Höfen und Familien gefahren. Auch der Hungerstreik von sechs Streikenden ist beendet. Enttäuscht sind sie, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bis zuletzt nicht mit ihnen reden wollte. Aber aufgeben wollen sie nicht. "Wir werden auf den Höfen ausgezehrt - im Gegensatz dazu war es ein Leichtes, fünf Tage nichts zu essen", sagt Christine Schneebichler aus Oberbayern.
"Immer mehr kapieren, um was es geht", ruft Hans Foldenauer vom Bund deutscher Milchviehhalter (BDM) den mehreren hundert Bäuerinnen und einigen Bauern zu, die sich am Sonntag in der Nähe des Bundeskanzleramts zur Abschlussveranstaltung des BDM versammelt haben. "Es geht um unsere nackte Existenz!" Spontan setzen die Bäuerinnen zu einem Lied an: "Steh auf, wenn du ein Bauer bist". Viele Fäuste recken sich dazu empor, Kuhglocken läuten. Die Frauen sind mit ihrer Kraft nicht am Ende. "Es könnten noch viel mehr hier sein", sagt Irene Popp aus Oberbayern. Doch die meisten seien "verdonnert zum Stall".
Eine ungeheure Solidarität hätten sie erfahren, als sie letzte Woche vor dem Bundeskanzleramt unter freiem Himmel übernachteten, erzählt Meike Müller, Bäuerin aus Cuxhaven. "Hier kamen Frauen und Männer vorbei, die uns in den Arm genommen und gesagt haben, macht weiter, wir unterstützen euch." Der BDM fordert, die Milchquote flexibel der Nachfrage anzupassen. Die Milchquote steuert die zulässige Menge Milch auf dem Markt. Sie ist derzeit so hoch, dass mehr Milch auf dem Markt ist, als nachgefragt wird, und soll in einigen Jahren ganz fallen. Vereinzelte Milchbauern forderten, auf den ehemaligen Agrarminister und jetzigen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) ein Haberfeldtreiben zu veranstalten. Einen solchen Fackelzug hatten einige Bauern im vergangenen November gegen den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, unternommen. Der BDM hat sich von dem bedrohlichen Brauch aber distanziert.
"Den billigsten Preis - das können nur subventionierte Agrarkonzerne aus großen Ländern", sagt BDM-Chef Romuald Schaber. "Stirbt der Bauer, stirbt das Land" steht auf einigen Schildern. Auch die Naturschützer vom BUND unterstützen die Forderungen der Milchbauern. Dagegen forderte Sonnleitner, die Bauern sollten die Gesetze des freien Marktes akzeptieren. Hans Foldenauer vom BDM sagt dazu: "Wer sich von den Bäuerinnen distanziert, der hat sich disqualifiziert".
Der BDM wurde vor rund zehn Jahren als Selbstorganisation der Milchbauern gegründet.
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