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Milchbäuerin zum Boykott"Notfalls streiken wir wochenlang"

Die Bäuerin Karin Voß befürchtet, dass viele Betriebe dichtmachen, wenn sich an den Milchpreisen nichts ändert

Massenhaft vergossene Milch: Bauern gießen sie einfach weg oder verfüttern sie an die Kälber. Bild: dpa

taz: Frau Voß, Sie beteiligen sich am Milchstreik. Kippen Sie jetzt Ihre produzierte Milch in den Gulli?

Karin Voß: Nein, wir verfüttern sie an unsere Kälber und Jungkühe. Das schadet den Tieren nicht. Sie sind Eiweißprodukte wie Soja oder Kraftfutter gewöhnt. Aber es ist schade um die gute Milch. Das lässt mir das Herz bluten.

Wenn es in den nächsten Tagen so weit käme, dass Sie Milch wegkippen müssten, hätten Sie damit ein Problem?

Da hätte ich ganz sicher ein Problem mit. Wir versuchen das zu vermeiden, aber wenn es sein muss, dann ist es eben so. Der Streik soll die Verbraucher wachrütteln. Vielen Milchbetrieben steht das Wasser so weit zum Halse, dass sie zum Jahresende schließen müssen. Dann wird die Milchversorgung drastisch einbrechen. Wir sind deshalb bereit, wochenlang zu streiken, bis wir unser Ziel erreicht haben.

Was bedeutet das Preis-Jo-Jo bei den Milchpreisen für Ihren Betrieb?

Vor 20 Jahren haben wir 1 DM pro Liter Milch von der Molkerei bekommen, heute sind es 28 Cent, obwohl die Herstellungskosten für Futtermittel und Energie heute viel teurer sind. Viele Familienbetriebe sind auf Einkommen aus Nebenjobs angewiesen, obwohl wir 365 Tage im Jahr täglich bis zu 16 Stunden arbeiten.

Erwarten Sie jetzt, dass Ihnen die Molkereien entgegenkommen?

Die Molkereien fühlen sich unter Druck des Lebensmittel-Einzelhandels, der so billig wie möglich einkaufen will. Sie müssen den Mut haben, an einem Mindestpreis festzuhalten. Der Handel würde dann von dem Irrglauben abkommen, den Bedarf aus anderen Quellen decken zu können.

Der Streik schadet Ihnen finanziell. Wäre Verhandeln da nicht besser?

Die Dachverbände der deutschen Landwirte haben sich bislang geweigert, etwas Wirksames für uns zu tun. Weniger Milch muss für uns Produzenten kein Nachteil sein, denn dadurch verteuert sie sich: Der Literpreis kann schon auf 40 Cent steigen, wenn nur 1 Prozent weniger Milch am Markt ist. Das ist besser als die 28 Cent pro Liter, die ich beim jetzigen Angebot bekomme. Jetzt ist Schluss. Wir wollen den Systemwechsel.

INTERVIEW: TARIK AHMIA

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