Migranten im Mittelmeer: Zypern bittet EU um Hilfe
Allein diese Woche sind auf dem kleinen Zypern fast 800 Migranten angekommen, vor allem aus Syrien. Der zypriotische Präsident ist überfordert.
Allein in dieser Woche erreichten 14 Migranten-Schiffe Zyperns Südküste. Insgesamt waren 761 Menschen an Bord, nach Angaben der zypriotischen Behörden größtenteils syrische Männer, aber auch eine Reihe von Minderjährigen. Zehn Personen seien wegen des Verdachts, die Boote gesteuert zu haben, festgenommen worden.
Flüchtlingslager überfüllt
Auf Zypern leben nur etwa 1,2 Millionen Menschen. Schon seit einigen Jahren gilt die Republik als der EU-Staat mit der Aufnahme der meisten nicht legal einreisenden Migranten im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. In den ersten drei Monaten des Jahres erreichten 2.448 irreguläre Migranten Zypern über den Seeweg. Die Zahl der Einreisenden über die Demarkationslinie zum türkisch kontrollierten Nordzypern ist dagegen in jüngerer Zeit zurückgegangen.
Ein Großteil der Migranten kommt nach ihrer Ankunft in das Aufnahmelager Pournara westlich der Hauptstadt Nikosia. Das Lager ist derzeit wegen der vielen Einreisenden überfüllt. „Ein Land wie Zypern kann so nicht weitermachen“, sagte Regierungssprecher Konstantinos Letymbiotis. Präsident Christodoulidis sprach von einer Krise.
Christodoulidis bat von der Leyen, bei der libanesischen Regierung Druck zu machen, um die Abfahrt der Boote zu verhindern. „Wie Sie wissen, stellt die EU dem Libanon erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung“, sagte Christodoulidis. Zudem gebe es den politischen Willen, diese Mittel noch zu erhöhen. Libanon sollte im Gegenzug Migranten nicht erlauben, das Land zu verlassen und nach Zypern zu kommen. Ein Abkommen solcher Art hat die EU im Februar mit Ägypten geschlossen. Kairo erhält von der Gemeinschaft dabei Finanzhilfen in Höhe von 7,4 Milliarden Euro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Berliner Kultur von Kürzungen bedroht
Was wird aus Berlin, wenn der kulturelle Humus vertrocknet?