Mieterhöhungen der Degewo: Marianne mosert über mehr Miete
Die Degewo kündigt in Kreuzberg saftige Mieterhöhungen wegen Sanierung an. MieterInnen und Mieterverein protestieren gegen das Vorgehen.

Schwer bekömmliches am Kreuzberger Mariannenplatz Foto: dpa
BERLIN taz | Im Kreuzberger Mariannenkiez sorgen angekündigte Mieterhöhungen für Aufregung. Die Forderungen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo, die dort seit 2008 etwa 1.500 Wohnungen besitzt, ergeben sich aus einer geplanten energetischen und Asbestsanierung eines Häuserblocks in der Naunynstraße/Waldemarstraße. Im Schnitt sollen die Mieten, die derzeit bei durchschnittlich 6 Euro kalt pro Quadratmeter liegen, um 1,45 Euro pro qm steigen.
Die MieterInnen protestieren mit einem offenen Brief, in dem sie die „großen Mängel in unseren Wohnungen“ anerkennen, aber auch von ihrer Angst vor „Verdrängung“ berichten. In einem weiteren Schreiben, das der taz vorliegt, heißt es zudem: „Mieterhöhungen bis zu 28 Prozent unter dem Deckmantel der Modernisierung können nicht die Geschäftspraxis einer landeseigenen Gesellschaft sein.“
Gesetzwidrig sind sie jedoch nicht. Auf Anfrage weist die Degewo zudem darauf hin, dass laut der Kooperationsvereinbarung mit dem Land Berlin kein Haushalt mehr als 30 Prozent seines Einkommens für die Miete zahlen müsse und dass die Einführung des Mietendeckels „gegebenenfalls noch zu niedrigeren Mieterhöhungen“ führe. Dieser sieht eine maximale Umlage von einem Euro pro qm vor.
Auch den Mietern wurde das mitgeteilt, allerdings in einer 16-seitigen „schwer verständlichen Ankündigung“, wie Sebastian Bartels, stellvertretender Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, kritisiert.
Ebenso sei „nicht transparent dargelegt, ob es durch die Modernisierungsmaßnahmen einen Einspareffekt bei den Nebenkosten gibt“. Bartels will die Mieter am Donnerstag informieren, sagt aber: „Ich hätte von der Degewo erwartet, dass sie eine Mieterversammlung anbietet, das macht inzwischen selbst die Vonovia.“
Leser*innenkommentare
Andreas Berger
Prinzipiell finde ich sehr sinnvoll Median-Einkünfte und durchschnittliche Mieten miteinander zu vergleichen.
Wie man hier sieht sind die Median-Nettoeinkünfte bei Berliner Singles 1538 EUR. Das entspricht einer Warmmiete von 507 EUR, wenn man von den vorgeschlagenen 33% ausgeht, die als noch angemessen gelten.
Quelle:
www.finanzen100.de..._H54665573_476378/
Das Problem war (vor der Mietpreisdeckelung), dass Neu-Vermietung von Wohnungen in dieser Preisklasse eine absolute Ausnahme waren.
Die Mietpreise von Neuvermietungen sind einfach von der Lohnentwicklung davongerauscht.
Ob es nun mehr geben wird, ist allerdings auch noch abzuwarten.
Gurrera Liboria
@SIXT8
PS Durchschnittsverdienste p. a. und Mietquoten
1. München 50000 Euro
Miete je qm Durchschnitt: 11,69
100 qm x 11,69 - 1169 x 12 =14028
Quote zu Einkommen: 28,05 %
2.Frankfurt a. M. 42425 Euro
Miete je qm Durchschnitt: 13,04
1304 x 12 =15648
Quote zu Einkommen: 36,88 %
14. Düsseldorf 37632 Euro
Miete je qm Durchschnitt: 10,14
1014 * 12 =12168
Quote zu Einkommen: 32,34
34. Berlin 34092 Euro
Miete je qm Durchschnitt: 9,57
957 * 12 = 11484
Quote zu Einkommen: 33,68 %
48. Essen 31617 Euro
Miete je qm Durchschnitt: 7,08
708 * 12 = 8496
Quote zu Einkommen: 26,87 %
Quellen: Statista.com
Und nun vergleiche die frechen Mieten der DEGEWO (wobei Kreuzberg zu teureren Stadtteilen gehört und somit über dem Durchschnitt der Berliner Mieten liegen wird) - NACH SANIERUNG !
34. Berlin 34092 Euro
745 * 12 = 8940
Quote zu Einkommen:: 26,22 %
Sehr gute Wohnlage
Was gibt es da eigentlich noch zu meckern?
Degewo macht das schon genau richtig und kann auch gar kaufmännisch gar nicht anders.
Gurrera Liboria
@SIXT8
Ehrlich gesagt, kann ich diesen billigen Populismus nicht mehr ertragen.
Fakt 1 ist:
Selbst in der statistisch gesehenen ärmsten Region Deutschlands, dem Ruhrgebiet, liegen die Durchschnittsmieten in Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Oberhausen etc. bei 5-6 Euro/qm --- bei hohen Leerstandsquoten ---.
Verweis: www.focus.de/gesun...n_id_11137338.html
Fakt 2 ist:
Berlin ist Hauptstadt
Berlin ist Metropole
Berlin ist interessant und es gibt immer mehr gute Jobs.
Mieten von 6,50 Euro in Kreuzberg sind nicht einfach nicht mehr zeitgemäß, davon abgesehen können Immobilien nicht ordnungsgemäß bei diesen Summen instand gehalten werden.
Ich würde mal im Gegenzug zum subventionierten Wohnen vorschlagen, das die Rechte der Mieter im Mietrecht mal wieder eingegrenzt werden und bei einem Mangel zum Beispiel eine Art Selbstbeteiligung pro Jahr von 1500 Euro eingeführt wird.
Das ist fair. Der Mieter wohnt günstig, der Vermieter ist bis zu einem Betrag von 1500 Euro entlastet. Der Mieter geht mit fremden Eigentum sorgsamer um.
Summa summarum könnte man diesen Systemwechsel mal diskutieren. Dann haben alle etwas davon.