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Mexikos Anbauregion leidetDer Tequila sunrise wirft Schatten

Die Produktion von Tequila hat sich innnerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Die Beliebheit von Mexikos Nationalgetränk bringt die Anbauregion in die Krise.

Eine Region im Wandel: Landarbeiter nahe Ortschaft Tequila mit Agavenherzen. Bild: dpa

Der Tequila wird aus den Herzen der blauen Agaven gemacht und das Original kommt aus der Stadt Tequila. Heute wird der Tequila aus Tequila weltweit getrunken. Nur: Das hat unerwünschte Nebenwirkungen.

Eine jüngst veröffentlichte Studie der New North Carolina State University zeigt, wie der Tequilaboom die Sozialstruktur der Bevölkerung verändert, die Abhängigkeit von einer Monokultur fördert und zu einer zunehmenden Belastung durch Pflanzenschutzgifte in der Region führt.

Wer in Mexiko Tequila herstellen will, muss sich an das Wirtschaftsministerium halten. Denn Tequila ist ein seit 1974 staatlich geschützter Markenname. Die Kontrollfunktion hat der Tequilaregulierungsrat (Consejo Regulador del Tequila) übertragen bekommen. Das ist eine private Non-Profit-Organisation mit Sitz in Guadalajara, Bundesstaat Jalisco.

Der Rat kontrolliert alles, von der Jungpflanze bis zur abgefüllten Flasche. Ob Umwelt- und Arbeitsstandards eingehalten werden, zählt allerdings nicht zu seinen Aufgaben. Zudem kann ein Tequila - das lassen die staatlichen Bestimmungen zu - auch in bestimmten Gegenden von vier anderen Bundesstaaten gebrannt werden .

Dennoch hat es das knapp 40.000 EinwohnerInnen zählende Städtchen Tequila im Bundesstaat Jalisco im Südwesten Mexikos zu weltweiter Berühmtheit gebracht. Seit über 400 Jahren wird hier aus dem Saft der ausgedrückten Agavenherzen der Tequila gemacht.

Die spanischen Eroberer sollen die Technik des Schnapsbrennens mitgebracht haben. Zwischen sechs bis acht Kilo Fruchtfleisch der Agavenherzen braucht der erfahrene Destiller für einen Liter Schnaps.

Doch die blauen Agaven sind empfindliche und krankheitsanfällige Pflanzen, vor allem für die berüchtigte Agavenpest. Zudem dauert die Wachstumsphase bis zur Ernte volle sechs Jahre. Was also nach sechs Jahren tatsächlich an Ernte eingebracht werden kann, ist nur sehr schwer zu planen. Solange die Produktion mehr oder weniger für den Hausgebrauch und den lokalen Markt betrieben wurde, war dies nicht weiter tragisch.

Dam kam jedoch der Boom. Tequila Sunrise wurde ein Renner und alle Welt wollte den Agavenschnaps aus dem beschaulichen Örtchen probieren. Die Tequilaproduktion hat sich seit den frühen 90ern daher prächtig entwickelt. Zwischen 1995 und 2005 wurde der Produktionsausstoß verdoppelt. 300 Millionen Liter sollen mittlerweile jedes Jahr die Region verlassen. Entsprechend stieg die Nachfrage nach dem Rohstoff, den Herzen der blauen Agaven.

Bis vor rund fünfzehn Jahren wurden die Agaven von unabhängigen Kleinbauern angebaut oder standen an den Rändern der Felder. Ihre langkantigen Blätter wurden zum Schutz vor der Agavenpest immer wieder gestutzt, bis sie schließlich für die Schnapsbrennen Verwendung fanden. Doch weil die einheimischen Pflanzer den Bedarf nicht mehr allein decken konnten, stiegen nach und nach die Brennereien in den Anbau der Agaven auf eigenen Plantagen ein. Betroffen ist davon vor allem das Amatitántal bei Tequila.

Der Anbau der Agaven verdrängt nicht nur die kleinen Produzenten durch die übermächtige Konkurrenz der Brennereien, sondern verdrängt auch den traditionellen Anbau von Nahrungsmitteln für die Eigenversorgung und für die lokalen Märkte. Die Agaven stehen heute prächtig gedüngt auf großen Flachen, ihre Blätter werden nicht mehr mit Handarbeit gestutzt und gegen die Pest wird kraftvoll mit Pflanzenschutzmittel vorgegangen.

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