Merkel besucht Niger: Kein Marshall-Plan für Afrika
Die Bundeskanzlerin nennt die Forderung von Nigers Präsidenten „sehr ambitioniert“. Er hofft nicht nur auf „neuen Schwung“ in der Zusammenarbeit.
Nigers Präsident Issoufou Mahamadou sagte, er hoffe auf „neuen Schwung“ in der Zusammenarbeit beider Länder. Es gehe ihm nicht nur um Entwicklungszusammenarbeit bei Bildung, Wasser oder Landwirtschaft. Man müsse sich auch um Sicherheit und Migration kümmern. Die Unterstützung der UN-Mission (Minusma) in Mali sei „auch Unterstützung Nigers“.
In dieser Mission sind rund 550 Bundeswehr-Soldaten stationiert. Um sie besser mit Ausrüstung unterstützen zu können, soll in Nigers Hauptstadt ein deutscher Luftwaffenstützpunkt ausgebaut werden.
Insgesamt wünschte sich Nigers Präsident einen „Marshall-Plan“ für Afrika. Angela Merkel nannte das „sehr ambitioniert“. Erst einmal wolle man „auf erprobter Entwicklungsarbeit aufbauen“, bevor es mehr Geld gebe. Zeitnah müsse es um drei Ziele gehen: Kampf gegen illegale Migration, Schaffen von besseren Lebensgrundlagen in Krisenregionen sowie die Unterstützung der Minusma.
In Mali hatte die Kanzlerin am Sonntag Unterstützung bei der Entwicklung und Stabilisierung des Landes zugesichert. „Es ist ganz wichtig, dass die Länder Afrikas nicht die besten Köpfe verlieren“, sagte sie nach einem Gespräch mit Präsident Ibrahim Boubacar Keita.
Im Rahmen einer EU-Ausbildungsmission werden malische Polizisten bei der Grenzsicherung beraten. Dies soll laut Merkel Drogen- und Menschenschmuggel verhindern helfen. Zudem sollen Hilfen bei der Bewässerung und für die Landwirtschaft aufgestockt werden. Merkel traf sich auch mit Bundeswehr-Soldaten der UN-Mission in Mali.
IOM fördert in Niger Rückkehrer
In Nigers Hauptstadt Niamey besuchte Angela Merkel auch ein sogenanntes Aufnahme- und Durchgangszentrum für Migranten der Internationalen UN-Organisation für Migration (IOM). Durch die globale Flüchtlingskrise hat sich Niger zu einem wichtigen Transitland Richtung Libyen entwickelt. Die Stadt Agadez in Zentral-Niger zum Beispiel passieren jährlich rund 150.000 Migranten und Flüchtlinge. Dort kreuzen sich die beiden Hauptmigrationsrouten aus Westafrika. Entsprechend blüht dort das Schleppergeschäft.
Aufgabe der IOM ist es, vor Ort in solchen Zentren – allein in Niger gibt es davon vier – Migranten stattdessen bei ihrer Rückkehr in ihre Herkunftsländer zu unterstützen. Im letzten Jahr ermöglichte die IOM 1.600 Migranten die Rückkehr, in diesem Jahr waren es bereits 2.800.
Die meist jungen Männer werden sozial und psychologisch beraten, medizinisch versorgt und teilweise finanziell unterstützt. Der Anteil der betreuten Frauen beträgt 23 Prozent, unter ihnen sind viele Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour