Mercedes-Werk in den USA: Belegschaft gegen Organisierung
Die Auto-Gewerkschaft UAW hat bei ihrem Versuch, das Personal von Automobilherstellern in den Südstaaten für sich zu gewinnen, einen Dämpfer erhalten.
„Diese Arbeiter werden ihren gerechten Anteil erhalten. Und wir werden ihnen bei jedem Schritt zur Seite stehen, um sie zu unterstützen. Wir waren schon einmal hier. Wir wissen, worauf wir uns einlassen. Dieses Unternehmen operierte, wie die meisten Unternehmen, nach dem gleichen alten Schema der Angst, Drohungen und Einschüchterung“, sagte UAW-Präsident Shawn Fain nach der Auszählung.
Die Gewerkschaft behauptet, dass sich Mercedes im Vorfeld der Gewerkschaftswahl rechtswidrig verhalten habe. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass sowohl die Behörden in den USA als auch in Deutschland den Konzern derzeit untersuchen.
Mercedes selbst hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert, erklärte aber in einer Stellungnahme nach der Wahl, dass die Gewährleistung einer fairen Wahl, in der jeder teilnahmeberechtigte Mitarbeiter die Möglichkeit hatte, seine Stimme abzugeben, oberste Priorität besaß.
„Unser Hauptaugenmerk liegt stets darauf, unseren Teammitgliedern ein sicheres und unterstützendes Arbeitsumfeld zu bieten, damit sie erstklassige Fahrzeuge für die Welt bauen können. Wir freuen uns darauf, weiterhin direkt mit unseren Teammitgliedern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass MBUSI (Mercedes-Benz US International) nicht nur der Arbeitgeber ihrer Wahl ist, sondern auch ein Ort, den sie Freunden und Familie empfehlen würden“, erklärte Mercedes weiter.
Für die UAW, die im vergangenen Jahr bei Tarifverhandlungen mit den drei US-Autoherstellern General Motors, Ford und Stellantis, ehemals Chrysler, große Erfolge erzielen konnte, ist die Wahlniederlage ein erster Rückschlag in der Mission US-Südstaaten. Viele, vor allem ausländische Autobauer haben sich in dieser Region in den vergangenen Jahrzehnten angesiedelt, um unter anderem von Steuervergünstigungen, einem niedrigeren Lohnniveau und einem politischen Anti-Gewerkschaftssentiment zu profitieren.
Republikanische Politiker aus mehreren Südstaaten haben in den vergangenen Wochen und Monaten ihre Abneigung gegenüber der UAW und Gewerkschaften im Allgemeinen deutlich zum Ausdruck gebracht. Sechs republikanische Südstaaten-Gouverneure, angeführt von Alabamas Regierungschef Kay Ivey, hatten davor gewarnt, dass die Formierung einer gewerkschaftlichen Vertretung Arbeitsplätze gefährden würde. Der Lokalpolitiker Nathanial Ledbetter aus Alabama bezeichnete die UAW sogar als „gefährlichen Blutsauger“.
Trotz dieser politischen Opposition haben sich Volkswagen-Arbeiter im vergangenen Monat dazu entschieden, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Mit 73 Prozent stimmte die Belegschaft im VW-Werk Chattanooga für die UAW.
In einer Pressekonferenz am Freitag erklärte UAW-Präsident Fein, dass sich VW im Gewerkschaftskampf neutraler verhalten habe als Mercedes. „Bis wir eine absolut neutrale, freie und faire Wahl haben … ist das der Kampf, den wir annehmen müssen“, sagte er.
Fain bedankte sich bei den „couragierten“ Mercedes-Arbeitern aus Alabama, die für die UAW gestimmt hatten. Er machte jedoch keinen Hehl daraus, dass die Wahlschlappe seiner Gewerkschaft heftig zu schaffen machen würde.
Insgesamt arbeiten in den USA knapp 150.000 Menschen in Autofabriken ohne organisierte Arbeitnehmervertretung. Nach den Erfolgen im vergangenen Jahr hatte sich die UAW das Ziel gesetzt, die Belegschaft von 13 in den US-Südstaaten ansässigen Autoherstellern zu organisierten. Dazu zählen auch die deutschen Marken VW, Mercedes und BWM, sowie der amerikanische Elektroauto-Riese Tesla.
Trotz der Niederlage bei Mercedes will die Gewerkschaft weiter an ihrer Strategie festhalten. Die UAW bereitet sich aktuell auf eine Wahl beim südkoreanischen Hersteller Hyundai – der ebenfalls in Alabama produziert – vor.
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