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Mercedes-Werk in den USABelegschaft gegen Organisierung

Die Auto-Gewerkschaft UAW hat bei ihrem Versuch, das Personal von Automobilherstellern in den Südstaaten für sich zu gewinnen, einen Dämpfer erhalten.

Sieg für den Autobauer, Niederlage für seine Beschäftigten in den USA Foto: Paul Zinken/dpa

WASHINGTON taz | Die Mitarbeiter von Mercedes votierten in dieser Woche gegen die Zulassung einer gewerkschaftlichen Vertretung im US-Werk des deutschen Autobauers nahe Tuscaloosa im Bundesstaat Arizona, wie die Auszählung der Stimmen am Freitag ergab. Knapp 92 Prozent aller wahlberechtigten Arbeiter nahmen an der Abstimmung teil. Am Ende sprachen sich 56 Prozent gegen den Zugang der Union Auto Workers (UAW) zur Fabrikationsstätte aus.

„Diese Arbeiter werden ihren gerechten Anteil erhalten. Und wir werden ihnen bei jedem Schritt zur Seite stehen, um sie zu unterstützen. Wir waren schon einmal hier. Wir wissen, worauf wir uns einlassen. Dieses Unternehmen operierte, wie die meisten Unternehmen, nach dem gleichen alten Schema der Angst, Drohungen und Einschüchterung“, sagte UAW-Präsident Shawn Fain nach der Auszählung.

Die Gewerkschaft behauptet, dass sich Mercedes im Vorfeld der Gewerkschaftswahl rechtswidrig verhalten habe. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass sowohl die Behörden in den USA als auch in Deutschland den Konzern derzeit untersuchen.

Mercedes selbst hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert, erklärte aber in einer Stellungnahme nach der Wahl, dass die Gewährleistung einer fairen Wahl, in der jeder teilnahmeberechtigte Mitarbeiter die Möglichkeit hatte, seine Stimme abzugeben, oberste Priorität besaß.

„Unser Hauptaugenmerk liegt stets darauf, unseren Teammitgliedern ein sicheres und unterstützendes Arbeitsumfeld zu bieten, damit sie erstklassige Fahrzeuge für die Welt bauen können. Wir freuen uns darauf, weiterhin direkt mit unseren Teammitgliedern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass MBUSI (Mercedes-Benz US International) nicht nur der Arbeitgeber ihrer Wahl ist, sondern auch ein Ort, den sie Freunden und Familie empfehlen würden“, erklärte Mercedes weiter.

Für die UAW, die im vergangenen Jahr bei Tarifverhandlungen mit den drei US-Autoherstellern General Motors, Ford und Stellantis, ehemals Chrysler, große Erfolge erzielen konnte, ist die Wahlniederlage ein erster Rückschlag in der Mission US-Südstaaten. Viele, vor allem ausländische Autobauer haben sich in dieser Region in den vergangenen Jahrzehnten angesiedelt, um unter anderem von Steuervergünstigungen, einem niedrigeren Lohnniveau und einem politischen Anti-Gewerkschaftssentiment zu profitieren.

Republikanische Politiker aus mehreren Südstaaten haben in den vergangenen Wochen und Monaten ihre Abneigung gegenüber der UAW und Gewerkschaften im Allgemeinen deutlich zum Ausdruck gebracht. Sechs republikanische Südstaaten-Gouverneure, angeführt von Alabamas Regierungschef Kay Ivey, hatten davor gewarnt, dass die Formierung einer gewerkschaftlichen Vertretung Arbeitsplätze gefährden würde. Der Lokalpolitiker Nathanial Ledbetter aus Alabama bezeichnete die UAW sogar als „gefährlichen Blutsauger“.

Trotz dieser politischen Opposition haben sich Volkswagen-Arbeiter im vergangenen Monat dazu entschieden, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Mit 73 Prozent stimmte die Belegschaft im VW-Werk Chattanooga für die UAW.

In einer Pressekonferenz am Freitag erklärte UAW-Präsident Fein, dass sich VW im Gewerkschaftskampf neutraler verhalten habe als Mercedes. „Bis wir eine absolut neutrale, freie und faire Wahl haben … ist das der Kampf, den wir annehmen müssen“, sagte er.

Fain bedankte sich bei den „couragierten“ Mercedes-Arbeitern aus Alabama, die für die UAW gestimmt hatten. Er machte jedoch keinen Hehl daraus, dass die Wahlschlappe seiner Gewerkschaft heftig zu schaffen machen würde.

Insgesamt arbeiten in den USA knapp 150.000 Menschen in Autofabriken ohne organisierte Arbeitnehmervertretung. Nach den Erfolgen im vergangenen Jahr hatte sich die UAW das Ziel gesetzt, die Belegschaft von 13 in den US-Südstaaten ansässigen Autoherstellern zu organisierten. Dazu zählen auch die deutschen Marken VW, Mercedes und BWM, sowie der amerikanische Elektroauto-Riese Tesla.

Trotz der Niederlage bei Mercedes will die Gewerkschaft weiter an ihrer Strategie festhalten. Die UAW bereitet sich aktuell auf eine Wahl beim südkoreanischen Hersteller Hyundai – der ebenfalls in Alabama produziert – vor.

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7 Kommentare

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  • Das ist in den USA mehr als in Europa eine Güterabwägung, da die Flexibilität von Hire & Fire ausgeprägter ist. Zudem ist der Druck von Gewerkschaften auf den Einzelnen deutlich höher als hierzulande. Und sicher schielt auch der ein oder andere Arbeiter zum Roast Belt, weil er nicht das gleiche Schicksal ereilen möchte.

    Es gibt Gründe für und wider Gewerkschaften. Die UAW führt sich als schlechter Verlierer auf, das könnte ihr auf die Füße fallen.

  • Es wird doch beschrieben, warum Mercedes sich in der Region niedergelassen hat. Die Arbeiter sind ja auch nicht dumm. Lieber einen guten Job mit passabler Bezahlung, als gar keinen Job - Mercedes könnte ja auch woanders produzieren.

    • @Lars Sommer:

      Es wird aber auch beschrieben das Mercedes Druck auf die Arbeitnehmer ausgeübt hat. Da wird auch von einem niedrigeren Lohnniveau in der Region als Grund der Ansiedlung gesprochen. Sie lesen schon arg selektiv.

    • @Lars Sommer:

      Das könnte man auch einfach Erpressung nennen.



      Da sollen wir wohl froh sein, dass uns Mercedes die Gnade gewährt trotz Gewerkschaften noch in Deutschland zu produzieren?



      Umgekehrt wird ein Schuh draus, die Abwesenheit bzw. das Verdrängen der organisierten Arbeiterschaft deutet eher auf undemokratische Verhältnisse

    • @Lars Sommer:

      Dann sind also im Umkehrschluss alle gewerkschaftlich organisierten Arbeiter dumm?

      Messerscharfes Argument. So kann man sich jedem Chef andienen.

      • @pitpit pat:

        Nicht alle gewerkschaftlich organisierten Arbeiter sind dumm - aber nicht jeder Arbeiter will in die Gewerkschaft, so einfach ist das. Ich werde z. B. übertariflich bezahlt, habe großzügige zusätzliche Sozialleistungen und kann sehr gut auf Gewerkschaft, Betriebsrat und freigestellte Bedenkenträger verzichten.

        • @Lars Sommer:

          Mit anderen Worten: "Chef, solange Sie mich gut bezahlen, können Sie mit den anderen machen wass Sie wollen."

          Das Leben ist viel einfacher wenn man sich nur um sich kümmert.