Meisterschaft der FC Bayern Frauen: Drohende Dominanz aus München
Die vierte Meisterschaft der Frauen des FC Bayern könnte für die Liga eine neue Ära bedeuten. Auch international will der Klub nun an die Spitze.
Simone Laudehr kämpfte erkennbar am Sonntag mit den Tränen. Eine der leidensfähigsten deutschen Fußballerinnen schien nach der gewonnenen Meisterschaft mit dem FC Bayern schier überwältigt von den Gefühlen. „Mit der Meisterschale vom Platz zu gehen, das ist unglaublich“, sagte die 34-Jährige, der es vergönnt war, am letzten Spieltag beim 4:0 gegen Eintracht Frankfurt noch einige Minuten mitzuspielen.
Dass die 103-fache Nationalspielerin gemeinsam mit Lina Magull die Schale empfing, war die passende Geste an einem perfekten Nachmittag auf dem Münchner Campus, wo Laudehr gebührend Abschied nahm. „Der Meistertitel kommt für mich direkt hinter dem Weltmeistertitel 2007. Ich bin jetzt wirklich ewig Zweite geworden und man kämpft immer wieder von Neuem auf den Titel hin. Darauf habe ich jahrelang hingefiebert, und jetzt habe ich sie endlich gewonnen.“
Die Medaille baumelte locker über ihrem roten Meister-T-Shirt – das machte insgesamt einen ordentlichen Eindruck. Anders als einst im WM-Finale 2007 in China, als die junge Draufgängerin sich nach ihrem Tor zum 2:0 gegen Brasilien spontan das Trikot vom Leib gerissen hatte. Der Treffer wurde später zum „Tor des Monats“ in der ARD-Sportschau gekürt, noch heute unterschreibt sie auf Autogrammkarten, die ihren Waschbrettbauch zeigen. Zwischen 2007 und 2021 liegt hingegen eine Tour, die manchmal auch zur Tortur wurde – wegen vieler Rückschläge wie bei der Heim-WM 2011, aber auch zahlreichen Verletzungen. Nun konnte die gebürtige Regensburgerin konstatieren: „Das ist das perfekte Ende.“
Gleichzeitig könnte der mit 61 von 66 möglichen Punkten und einem Torverhältnis von 82:9 besetzte Tabellenthron der Anfang einer neuen Ära in der Frauen-Bundesliga sein. „Unsere Frauen haben eine großartige Saison gespielt“, lobte der scheidende Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, der unter den 150 zugelassenen Zuschauern saß. „Ich finde die Entwicklung des Frauenfußballs beim FC Bayern extrem positiv. Wir machen das seit 50 Jahren, das darf man nicht vergessen.“
Lange stiefmütterlich behandelt
Doch erst seit einigen Jahren betreibt auch der FC Bayern für eine lange stiefmütterlich behandelte Abteilung einen finanziellen Aufwand, der der Dachmarke angemessen ist. Dennoch gewann der VfL Wolfsburg vier Mal in Folge noch das Double. Nun ist diese Vorherrschaft gebrochen.
Dass es nicht bei vier Meisterschaften (1976, 2015, 2016 und 2021) für die FCB-Frauen bleiben wird, sondern sich womöglich bald eine Dominanz wie bei Männern entwickelt, deutete zuletzt Ralf Kellermann, der Sportliche Leiter beim Rivalen Wolfsburg, an, der sich in diesem Jahr mit dem DFB-Pokalsieg (1:0 n.V gegen Eintracht Frankfurt) zufriedengeben musste. Beim Werben um die beste Spielerinnen würden die Bayern mittlerweile deutlich mehr als die Niedersachsen bieten, behauptet Kellermann.
In München scheint aber auch endlich die Gesamtstrategie zu passen. „Die Verantwortlichen haben zu Beginn der Saison viele richtige wie wichtige Entscheidungen getroffen und ein schlagkräftiges Team zusammengestellt“, hielt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg anerkennend fest.
Es besteht kein Zweifel, wo die Bayern hinwollen. „Ich habe immer gesagt, dass wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa spitze sein wollen. National haben wir das jetzt geschafft und international wollen wir den Weg noch weiter gehen“, sagte Präsident Herbert Hainer. Vergangenen Sommer wurden die deutschen Nationalspielerinnen Marina Hegering, Klara Bühl oder Lea Schüller verpflichtet, dazu die Schwedin Hanna Glas oder die Französin Viviane Asseyi. Nächsten Sommer kommt die Weltklassespielerin Saki Kumagai von Olympique Lyon. Erklärtes Ziel der japanischen Kapitänin: „Ich möchte mit Bayern München die Champions League gewinnen.“
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