Meinungsartikel des "Wall Street Journal": Murdochs Prestige-Blatt in der PR-Falle

Nach dem Abhörskandal bei News Corp. gab man sich kleinlaut beim hauseigenen "Wall Street Journal". Jetzt weist man die Schuld anderen zu und gibt sich kämpferisch.

Sieht die Schuld bei anderen: Murdochs Wall Street Journal. Bild: reuters

BERLIN taz | Mit scharfen Worten bezieht Murdochs US-Blatt Wall Street Journal (WSJ) Stellung im britischen Abhörskandal. In einem Meinungsartikel schiebt das Blatt die Schuld Politkern, Konkurrenten und der britischen Polizei zu und deutet deren Kritik an Murdochs News Corp. gar als Angriff auf die Pressefreiheit.

Dass die Stellungnahme vornehmlich darauf gemünzt ist, Schaden vom eigenen Unternehmen abzuwenden, wird schon am ersten Absatz deutlich: Kleinspurig spricht das WSJ von Abhörvorgängen in der "britischen Ecke von News Corp.", als hätte Murdochs britisches Imperium so gar nichts mit dem hauseigenen US-Blatt zu tun.

Die Empörung von Politkern und Medien sei nichts als Ironie, behauptet das WSJ weiter. Schließlich sei schon seit Jahrzehnten bekannt, dass der Boulevard Exklusivmeldungen kaufe und im Dreck berühmter Persönlichkeiten wühle. Hastig wird in einem Nebensatz nachgeschoben, dass die Aufregung über das Bespitzeln von Privatpersonen hingegen durchaus verständlich sei.

"Traue niemals einem Politiker"

Das eigentliche Aufreger-Thema sei jedoch, dass Scotland Yard es jahrelang versäumt habe, in diesem Fall ausreichend zu ermitteln. "Das ist viel beängstigender als das Hacking selbst", so die Zeitung.

"Traue niemals einem Politiker", das sei laut WSJ die wichtigste Lehre, die aus den Vorfällen zu ziehen sei. Denn die letzten Tage hätten gezeigt, wie wandlungsfähig Politiker seien. "Britische Politiker, die sich jetzt über den Einfluss der Medien auf die Politik aufregen, sind dieselben Staatsmänner, die diese vorher hofiert haben", schreibt das Blatt.

Auch die Eigenwerbung darf in den Ausführungen nicht zu kurz kommen: Die hauseigene Berichterstattung sei robuster und die Wochenendausgabe substantieller als der Rest. Zudem bezahle das WSJ nicht für Informationen, wie es bei anderen US-Medien gang und gäbe sei.

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