: Mehr Schüler im Osterei
Schulsenator Lange verspricht LehrerInnen: Keine Erhöhung der Arbeitszeit, keine Gehaltskürzungen. Dafür gibts wohl größere Klassen ■ Von Kaija Kutter
Einen richtig netten Brief haben Hamburgs Lehrer zum Ferienende von Schulsenator Rudolf Lange (FDP) erhalten. „Ihre Arbeit ist intellektuell, physisch und auch emotional sehr fordernd“, heißt es in dem Schreiben, das der taz vorliegt. Zugleich macht Lange den Lehrern ein vermeintliches Ostergeschenk: Er legt sich definitiv darauf fest, dass es keine „Erhöhung der Wochenpflichtstundenzahl oder Absenkung der Gehälter“ geben wird.
Denn trotz böser Überraschungen, die ein Blick in die Staatskasse und neue Steuerschätzungen bereiten, bleibe der Schulbereich für die Rechtskoalition „politischer Schwerpunkt“. Lange verspricht: „In den anstehenden Haushaltsberatungen will ich diese Linie klar fortsetzen.“ Wie er das finanzieren will, ist allerdings noch unklar.
In einem „Routinegespräch“ zum Haushalt 2003 Anfang März hatte Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) dem FDP-Senator einen Gruselkatalog vorgelegt: Neben der Absenkung der Einstiegsgehälter für Lehrer war dabei auch die Erhöhung von Klassengrößen und Lehrerarbeitszeit erwogen worden.
Während die Hamburger Handelskammer prompt den Ball aufnahm und Mehrarbeit für Lehrer forderte, dementierte Langes Behörde solche Pläne. Die nun erfolgte öffentliche Festlegung gegenüber den 16.000 Beschäftigten im Schuldienst wirft in Beobachterkreisen die Frage auf, ob es zu anderen Einschnitten kommt oder ob der Admiral a. D. die Lage vielleicht gar nicht überblickt.
„Es kneift an allen Ecken und Enden“, sagt die schulpolitische Sprecherin der SPD, Britta Ernst. „Das haben unsere Nachfragen im Haushaltsausschuss eindeutig ergeben.“ Die Behörde habe den Schülerzuwachs und die Folgen der Schulzeitverkürzung eindeutig unterschätzt. Hinzu kommt, dass auch die Schulbehörde noch „Altsparschulden“ im Umfang von 157 Stellen hat. Für die Sozialdemokratin ist die Tatsache, dass Lange die Klassenfrequenzen in dem am Freitag verfassten Brief nicht erwähnt, ein Indiz dafür, dass an dieser Schraube gedreht wird. „Der Senator hat sich auf die beiden Punkte festgelegt, weil sie ihm wichtig erschienen“, sagt denn auch Behördensprecher Hendrik Lange. Wa-rum die Klassenfrequenzen nicht dabei seien, könne er nicht sagen.
„Wir begrüßen die Festlegung in Sachen Lehrerarbeitszeit“, lobt die GEW-Vorsitzende Anna Ammonn. „Wir lassen uns aber nicht gegen die Interessen der Schüler ausspielen.“ Von der CDU, deren schulpolitischer Sprecher Wolfgang Drews kürzlich laut darüber nachdachte, „die Sollstärken der Klassen in einigen Schulformen um einen Schüler pro Klasse hinaufzusetzen“, war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.
Für den schulpolitischen Sprecher der FDP, Claus-Joachim Di-ckow, sind Klassenfrequenzen ebenfalls kein Tabuthema. „Es ist die Frage, ob es rechnerisch Sinn macht“, sagte er zur taz. „Ich weiß nur von Lehrern, dass es eher verkraftbar ist, einen Schüler mehr zu haben als eine Stunde mehr zu unterrichten.“
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