Mehr Geld für Berlins Bibliotheken: WLAN, Workshops, Vorträge

Der Senat hat ein Bibliothekskonzept beschlossen und die Kulturverwaltung noch kurz vor den Wahlen beauftragt, ein Gesetz daraus zu machen.

Selbst in der Pandemie zieht die Amerika-Gedenkbibliothek eine positive Bilanz Foto: dpa

Die Berliner Bibliotheken sind auch im bundesweiten Vergleich chronisch unterfinanziert, der letzte Bibliothekenentwicklungsplan stammt aus dem Jahr 1995. Seitdem ist viel passiert: Die Stadt ist diverser und größer geworden, Internet und Smartphone haben sich durchgesetzt. Und während man anfangs dachte, das könnte verheerende Wirkung auf die Bibliotheken haben, trat genau das Gegenteil ein. Allein die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), die größte öffentliche Bibliothek Deutschlands, ist mit 1,5 Millionen Besuchern jährlich die am besten besuchte Kultur- und Bildungseinrichtung Berlins – der Neubau am Blücherplatz kann frühestens 2025 beginnen.

Nun hat endlich auch die Politik erkannt, dass Bibliotheken längst keine Orte mehr sind, wo Ausleihe herrscht, sondern dass sie sich zum Begegnungs- und Wissenszentrum für alle entwickelt haben. Darum hat der Senat ein Bibliothekskonzept beschlossen und die Kulturverwaltung beauftragt, einen Entwurf für ein Bibliotheksgesetz zu erarbeiten. Am Montagnachmittag diskutierte der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses dazu und hörte Ex­per­t*in­nen aus dem Bibliothekswesen an.

„Viele der Standorte sind nicht mehr zeitgemäß“, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gleich am Anfang. „Wir werden in dieser Legislatur trotzdem keine politische Antwort mehr bekommen.“ Soll heißen: Der gute Wille ist da, aber jetzt sind erst einmal Wahlen. Trotzdem könnte das Gesetz ein bahnbrechender Schritt für die Bibliotheken sein.

Ausstellungen, Workshops, Konzerte

Die Menschen verlangen inzwischen regelrecht von den Bibliotheken WLAN, Workshops, Vorträge, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, dazu viele dezentrale Standorte, lange Öffnungszeiten und ausreichend Arbeitsplätze, wie Gabriele Schneider von der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda plastisch darstellt.

Derzeit verfügen die Bibliotheken über 21 Quadratmeter auf 1.000 Einwohner*innen, Ziel sind 60. Es gibt ei­ne*n Mit­ar­bei­ter*n auf 4.370 Einwohner*innen, Ziel ist ei­ne*r auf 3.000. Und der Medien­etat beträgt 1,24 Euro für physische und 38 Cent für digitale Medien pro Einwohner*in, Ziel sind 1,80 Euro und 60 Cent. Das Ganze würde in jedem Jahr zusätzlich 37,9 Millionen Euro kosten.

„Die Bibliotheken sind wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Berlin“, sagt Volker Heller, Vorstand der ZLB – damit hat er recht. Diese Stadt braucht öffentlichen Raum, um sich zu informieren und auszutauschen. Bleibt also nur zu hoffen, dass das auch in der nächsten Legislatur begriffen wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.